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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Kleidung«, stellte er fest.
    »Ja«, gab S’briina zu.
    »Das ist eigenartig«, meinte Kelwitt. Als S’briina wissen wollte, wieso, erklärte er: »Ihr seid auf diesem Planeten zu Hause. Ihr habt euch hier entwickelt. Ihr müsstet euch so an die Umgebungsbedingungen angepasst haben, dass ihr auf Kleidung verzichten könntet.«
    »Kann man auf Jombuur sich etwa frei von Schutzkleidung bewegen?«, wunderte sich S’briina.
    »Der Bedeutungskontext der Frage ist unzureichend übertragen«, fügte Tik hinzu. »Es scheint, als gelte das Nichttragen von Schutzkleidung als ungehörig.«
    Rätselhafte Wesen, diese Erdbewohner.
    Vermutlich waren alle fremden Lebewesen rätselhaft, wenn man sie näher kennenlernte, aber die Erdbewohner waren nun einmal die ersten Fremden, mit denen er näheren Kontakt hatte.
    Kelwitt bestätigte, dass auf Jombuur das Tragen von Schutzkleidung nicht erforderlich war. Seltsamerweise schüttelte S’briina daraufhin den Kopf.
    Aber alles in allem war dieser Kontakt eine interessante Erfahrung. Wenn man davon absah, dass sein Raumboot abgestürzt war, dass der Kontakt unerlaubt stattfand und dass er seine Orakelfahrt ziemlich vermasselt hatte.
    Sie verließen das Nest durch einen Ausgang, den Kelwitt bisher noch nicht bemerkt hatte und der in ein pflanzenbedecktes Areal hinausführte. Es war dunkel, der Boden feucht und angenehm kühl, was Kelwitt in seinem warmen Erdbewohnerkleidungsstück zumindest von unten her Erleichterung verschaffte. Sie umrundeten den Nestbau und traten durch einen schmalen Spalt in dem dichten Pflanzenwuchs, der das Areal umgrenzte, auf die breite steinerne Fahrstraße hinaus. Das sah wirklich alles ziemlich so aus wie das, was man über die Städte der Lederhäute erzählte.
    Lampen, die an hohen, gebogenen Metallstangen aufgehängt waren, warfen ein fahles Licht auf die Fahrstraße herab und auf die rechteckigen Nestbauten rechts und links davon. Alles war sehr symmetrisch angeordnet, und die Pflanzen, die, sorgfältig umzäunt von kleinen steinernen Mauern, davor wuchsen, sahen so aus, als gehörten sie dort eigentlich nicht hin. Und alles lag still da. Die Erdbewohner schienen ihre Nester nur ungern zu verlassen.
    »Und?«, fragte S’briina. »Wohin willst du nun?«
    Kelwitt überlegte. »Ich weiß es nicht«, meinte er. Im Grunde war es gleichgültig. Schließlich suchte er nichts Bestimmtes. »Irgendwohin.«
    »Gut«, sagte S’briina und deutete in eine Richtung. »Gehen wir dort hinunter.«
    Der Weg führte leicht abwärts. Kelwitt betrachtete die hoch gebauten Nester, die in einiger Entfernung groß und dunkel in den nächtlichen Himmel ragten wie Berge. Hier und da glänzten hell erleuchtete Sichtscheiben wie die Trageblasen junger Wassersegler kurz vor dem Sonnenuntergang.
    Sie gelangten an eine etwas breitere Fahrstraße, auf der sich wirklich zahlreiche Fahrzeuge bewegten. Alle hatten sie je zwei große weiße Leuchtflächen vorne, mit denen sie die von den Lampen an den gebogenen Metallstangen erhellte Fahrstraße zusätzlich beleuchteten, und zwei kleine rote Leuchtflächen hinten, deren Sinn Kelwitt unklar blieb.
    Am Rand der Fahrstraße war ein seltsames Bauwerk errichtet, das hauptsächlich aus einem metallenen Dach und gläsernen Wänden bestand, von denen eine nicht durchsichtig war, sondern von innen erleuchtet und – wohl zu Dekorationszwecken – die farbige Darstellung eines Erdbewohners zeigte, der auffallend wenig Bekleidung trug. Unter diesem Dach standen einige Erdbewohner, ihrerseits in viel Kleidung eingehüllt, und sahen einfach nur umher.
    »Was ist das?«, fragte Kelwitt.
    »Eine Bushaltestelle.« Tik ergänzte: »Das ist ein Wartepunkt, der von einem Beförderungsmittel in regelmäßigen Zeitabständen angefahren wird.«
    Kelwitt wusste nicht recht, was er sich darunter vorzustellen hatte. Gerade in dem Augenblick bog weiter unten ein großes gelbes Fahrgerät mit großen Sichtscheiben um die Ecke, näherte sich den wartenden Erdbewohnern, die ihm einige Schritte entgegengingen, und hielt vor ihnen am Fahrstraßenrand. Große Türen klappten mit einem zischenden Geräusch auf, und die Erdbewohner konnten einsteigen. Andere Erdbewohner, die im Inneren des Fahrzeugs gewartet hatten, stiegen aus. Vorne in dem Fahrgerät saß ein Erdbewohner an einem Steuerinstrument, das dem ähnelte, das F’tehr in seinem Fahrzeug benutzt hatte, nur war es entsprechend größer. Eine praktische Angelegenheit, überlegte sich Kelwitt. Einer verrichtete

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