Kelwitts Stern
Dann galt es, das Kleidungsstück abzustreifen, das vor allem ihre Beine ausgesprochen eng anliegend umschloss und aus einem dicken, störrischen blauen Stoff gefertigt war, der sich diesen Bemühungen ziemlich widersetzte. Es schien kein Ende zu nehmen, bis es endlich abgelegt war. Zum Schluss trug sie nur noch ein ausgesprochen winziges Stück aus dünnem, weißem Stoff, das den untersten Teil ihres Leibs in Höhe des Schritts umspannte und dessen Sinn und Nutzen absolut nicht zu erkennen war. Sie zog ein wenig daran, sodass es herabfiel und sie, endlich unbekleidet, daraus heraussteigen konnte.
»Na?«, sagte sie dann.
Kelwitt betrachtete den hellen Pelz, der an der Stelle wuchs, an der sich der Körper in die Beine teilte. Er hatte dieselbe Farbe wie der Pelz auf ihrem Kopf. »Du siehst aus wie die Menschenfrauen in dem Buch«, erklärte er. »Vielleicht abgesehen davon, dass diese ausgeprägtere Wölbungen auf der Brust hatten.«
»Danke!« S’briina verzog das Gesicht, was sicher auch eine Geste war, nur wusste er nicht, was sie bedeutete. »Wenn du kein Außerirdischer wärst, würde ich jetzt wieder gehen, das kannst du mir glauben«, erklärte sie und trat an den Rand der Schlafmulde. »Darf ich zu dir ins Wasser kommen?«
Seltsam, dass sie ihn das fragte. Schließlich gehörte die Schlafmulde ihrem Schwarm. Offenbar sollte die Frage Respekt vor seinem Territorium demonstrieren, da man sie ihm als Gast überlassen hatte. Sicher war es angebracht, sich entsprechend entgegenkommend zu zeigen, obwohl Kelwitt im Grunde am liebsten weitergeschlafen hätte. »Sei willkommen«, sagte er also und rückte etwas zur Seite. »Es ist genug Platz für uns beide.«
Sie stieg über den pneumatischen Rand und ging in die Hocke, zögerte dann aber, sich ins Schlafwasser zu setzen.
»Ganz schön kalt«, meinte sie.
»Es kommt dir kalt vor, weil du die ganze Zeit Kleidung trägst. Dadurch bist du an zu hohe Temperaturen gewöhnt.« Das war ja wohl quellklar. Wohin solche Gewohnheiten führen konnten, sah man an den Lederhäuten.
»Ja, ja«, erwiderte S’briina. Sie schien überhaupt keinen Wert auf den Platz zu legen, den er ihr eingeräumt hatte. Jedenfalls drängte sie sich mit ihrem ganzen Körper an ihn, umschlang seine Beine mit den ihren und rutschte unruhig hin und her, als könne sie keine stabile Position finden. Kelwitt bemühte sich, ihr entgegenzukommen, aber es half nichts. Warum sie dabei die Augen geschlossen hielt, verstand er auch nicht.
»Du fühlst dich unglaublich gut an«, flüsterte sie, immer noch mit geschlossenen Augen.
»Wirklich?« Was sollte das nun wieder heißen?
Sie schlug die Augenabdeckungen wieder auf. »Gefällt dir das auch?«, wollte sie wissen.
»Was?«, fragte Kelwitt.
»Wie wir uns berühren?«
»Ach so. Soll mir das gefallen?«
»Ja, natürlich soll dir das gefallen.«
»Das wusste ich nicht.«
»Also gefällt es dir nicht?«
»Es würde mir besser gefallen, wenn du eine Stellung finden könntest, in der du bequem liegen kannst.«
Unvermittelt hörte sie auf, sich zu bewegen, und lag ganz still, den Kopf auf seiner Brust liegend. »Was mache ich da eigentlich?«, fragte sie. »Ich versuche, jemanden zu verführen, der überhaupt nicht weiß, was Sex ist. So ein Quatsch.«
»Redest du von mir?«, fragte Kelwitt irritiert.
S’briina machte ein Geräusch, das Tik als Zustimmungslaut übersetzte.
Kelwitt machte unwillkürlich die einhändige Geste der Verwunderung. »Natürlich weiß ich, was Sex ist. Der menschliche Zeugungsakt. Das war doch in dem Buch ausführlich erläutert«, rief er ihr in Erinnerung. »Aber was hat das mit uns zu tun?«
»Nichts. Das ist es ja eben.«
»Es tut mir leid, aber ich verstehe den Zusammenhang nicht.«
Sie antwortete nicht. Stattdessen spürte Kelwitt, wie sie mit einer Hand über den unteren Teil seines Vorderkörpers glitt, seine Beine abtastete – besonders die Stelle dazwischen schien sie zu interessieren – und seine Hautfalten befühlte. Schließlich wanderte die Hand wieder zurück, und sie sagte leise: »Das macht nichts.«
Wovon redete sie nur? Sie benahm sich heute Abend wirklich ausgesprochen seltsam. Abgesehen davon, dass sie sich endlich einmal ihrer Bekleidung entledigt hatte. Das war aber auch das Einzige, was er wirklich verstanden hatte.
»Wie findest du das, dass ich hier neben dir liege?«, wollte sie dann wissen.
»Wie soll ich das finden?«
»Na, ist es dir eher angenehm, oder ist es dir eher
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