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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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hat gesagt, ich soll mich bei Ihnen melden.«
    »So, hat er.« Sydow war es nicht gewohnt, dass es noch größere Zeitgenossen gab als ihn, weshalb seine Erwiderung ein wenig zurückhaltend ausfiel. »Na, dann schießen Sie mal los, Herr …«
    »Jumbo. Sie können mich ruhig Jumbo nennen, Herr Kommissar.« Das Kraftpaket mit dem treffenden Spitznamen, auf dem Sydows prüfender Blick ruhte, nahm seine Schirmmütze ab und lächelte ihn treuherzig an. »Nichts für ungut – aber ich glaube, ich kann Ihnen ein wenig weiterhelfen.«
    »Und wie?«
    »Ganz einfach, Herr Kommissar. Mir ist wieder eingefallen, woher ich den armen Teufel kenne.« Juskowiak platzte beinahe vor Stolz. »Das interessiert Sie doch, oder?«
     
    *
     
    »Ick will Ihnen mal wat flüstern, Herr Kommissar – und det schreimse sich jefälligst hinter die Lauscher! Anstatt auf meenem Schrottplatz rumzuschnüffeln, sollten Se lieber zusehn, dat anständige Bürger wie ick besser beschützt werden, klar? Det is’ nämlich allemal besser, als die Finger in anderer Leute Anjelegenheiten zu stecken, wenn Se verstehn, wat ick meene.« Gerd Lenuweit, Inhaber, Geschäftsführer und unumschränkter Herrscher über das halbe Dutzend Mitarbeiter von Lenuweit und Co., war ein Zeitgenosse, mit dem definitiv nicht gut Kirschen essen war. Ihn als Choleriker zu bezeichnen wäre untertrieben gewesen, das Prädikat ›Giftzwerg‹ traf es da schon eher. Lenuweit war kleinwüchsig, unflätig und so agil, dass er es keine drei Sekunden an ein und derselben Stelle, geschweige denn längere Zeit auf einem Stuhl aushielt. Und er war laut, unfassbar laut. Seit er zur Kripo gegangen war, hatte sich Eduard Krokowski, ein wahrer Dulder vor dem Herrn, noch nie so sehr zusammennehmen müssen. Und das sagte eigentlich schon alles. »Hamse mir verstanden, oder wollnse det, wat ick Ihnen jeflötet hab, schriftlich?«
    »Ihre Aussage, meinen Sie?«, gab Krokowski zurück, kurz davor, aus der Haut zu fahren und seinem Gesprächspartner den verdienten Denkzettel zu verpassen. »Kommt ganz drauf an, wie kooperativ Sie sich mir gegenüber zeigen.«
    »Ko… wat?«
    »Ob Sie Ihre Inszenierung von Rumpelstilzchen … na schön, einfacher ausgedrückt: Wenn Sie hier weiter so rumtoben wie bisher, mich anbrüllen oder verarschen wollen, nehmen wir Sie mit aufs Revier, klar? So, und jetzt setzen Sie sich gefälligst hin und beantworten meine Fragen, sonst kriegen Sie es mit mir zu tun.« Krokowski war derart in Rage, dass er über sich selbst erschrak. Ausgerechnet er, der auf Etikette und zivilisierte Umgangsformen größten Wert legte. Der von den Kollegen hinter vorgehaltener Hand Knigge genannt wurde. Eine peinliche, durch nichts zu entschuldigende Entgleisung.
    Na ja, aber wenigstens eine, welche die gewünschte Wirkung erzielte.
    »Schon jut, junger Mann, schon jut – wer wird denn gleich in die Luft jehn.« Gerd Lenuweit alias Rumpelstilzchen wich mehrere Schritte zurück und ließ sich in den abgenutzten Ledersessel fallen, der sich hinter seinem mit Kfz-Papieren, leeren Bierflaschen und überquellenden Aschenbechern übersäten Schreibtisch befand. Hier wie auch in den übrigen Räumen, in denen es penetrant nach Hund, Schweiß, Nikotin und Doppelkorn roch, herrschte eine derartige Unordnung, dass Krokowski die Haare zu Berge standen. Gegen das Chaos, das hier ausgebrochen war, sah eine Müllhalde noch halbwegs ordentlich aus, verdreckter ging es wirklich nicht. »Wat wollense von mir wissen?«
    »Gegenfrage. Haben Sie eigentlich ein Alibi, Lenuweit?«
    »Ein …?«
    »Sehen Sie, so kommen wir der Sache schon näher.« Von seinem Naturell her war es ihm zuwider, Verhörmethoden à la Stasi anzuwenden, aber da diesem Widerling nicht anders beizukommen war, sprang Krokowski über seinen Schatten und verkündete: »Nach einer vorläufigen Schätzung unseres Gerichtsmediziners ist der Unbekannte, den einer ihrer Angestellten per Zufall entdeckt hat, seit mindestens 15 Stunden tot. Das bedeutet, er muss unmittelbar nach Mitternacht oder in den frühen Morgenstunden ums Leben gekommen sein.«
    Kleinlaut wie lange nicht mehr, spielte Lenuweit an den Trägern seiner blauen Latzhose herum, blickte bald hierhin, bald dorthin und lugte schließlich vor lauter Verlegenheit zum Fenster hinaus, wo Juskowiak gerade wie ein Wasserfall auf Sydow einredete. »Ein Toter im Kofferraum – und dat mir«, brabbelte er schließlich vor sich hin, wie verwandelt und kaum noch wiederzuerkennen. »Wenn die

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