Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
Zwei Wochen lang Zimmergenosse von Juskowiak, ebenfalls Republikflüchtling. Und dass er in der Verwaltung tätig war – mehr nicht.«
    »Stasi-Wanze?«
    »Die Frage aller Fragen«, brummte Sydow, verschränkte die Hände im Nacken und ließ den Kopf nach hinten sacken. Einfach alles an diesem Fall wirkte mysteriös, angefangen beim Opfer bis hin zu den Umständen, unter denen es zu Tode gekommen war. »Ich denke, wir sollten uns an den Fakten orientieren.«
    »So es denn welche gibt, Tom«, räumte Naujocks kleinlaut ein. »Was die Rostlaube angeht, in der Blaschkowitz gelandet ist, haben der oder die Täter so gut wie keine verwertbaren Spuren hinterlassen. Sieht ganz danach aus, als seien hier Profis am Werk gewesen. Auf die Idee, einen lästigen Zeitgenossen mittels Schrottpresse für immer verschwinden zu lassen, muss man ja erst mal kommen.«
    »Und was heißt ›so gut wie keine‹?«
    »Kaugummipapier, Tom. Hundsordinäres Kaugummipapier, mehrere Meter von der Schrottpresse entfernt. Ansonsten Fehlanzeige. Keine Fingerabdrücke, Hautpartikel, Haare, verwertbaren Fußspuren et cetera.«
    »Hm. Deine Theorie?«
    Naujocks legte den Ellbogen auf die Stuhllehne, schlug die Beine übereinander und betrachtete seine nagelneuen dunklen Elvis-Slipper, auf die er beinahe so stolz wie auf seine originalgetreue Tolle war. »Hört sich leicht bescheuert an, ich weiß –«, gestand er widerstrebend ein, »aber ich bin mir sicher, dass die Sache von langer Hand geplant worden ist.«
    »Will sagen, die Täter bringen es irgendwie fertig, Blaschkowitz über den Zaun zu hieven und ihn im Anschluss daran in der Schrottpresse zu deponieren. Dann aber, so Lenuweit, schlägt sein Wachhund Alarm. Vorausgesetzt, man kann dem alten Suffkopf trauen, muss das so gegen ein Uhr heute Morgen gewesen sein. Wahr oder nicht, bis Lenuweit seinen Zerberus von der Leine lässt, vergeht mindestens eine Minute. Genug Zeit, um sich dünnzumachen, sollte man meinen.«
    »Zumindest, was den älteren der beiden Täter angeht.«
    »Genau.« Die Hände immer noch im Nacken, stierte Sydow an die Decke und rief sich die Schilderung, die Lenuweit am Ort des Geschehens abgegeben hatte, ins Gedächtnis zurück. »Der jüngere hat jedenfalls nicht so viel Glück, hauptsächlich, weil er bei Weitem nicht so gelenkig wie sein Kumpan gewesen zu sein scheint.«
    »Weswegen er alle Mühe hat, sich den Kläffer vom Leib zu halten.«
    »Was ihm denn auch gelingt, jedoch nicht ohne Blessuren.« Sydow nahm die Füße vom Tisch, legte die Handflächen auf die Oberschenkel und sah Naujocks, der an den Sohlen seiner Slipper herumspielte, lange und eindringlich an. »Das Ende vom Lied: Unser junger Freund mit dem Konfirmandengesicht kann sich zwar retten, jedoch nicht seinen Passierschein, der ihm während des Gerangels mit dem Hund von Baskerville abhandengekommen ist. Was dessen offenbar alkoholisiertes Herrchen betrifft, gibt sich Lenuweit damit zufrieden, die vermeintlichen Diebe in die Flucht geschlagen zu haben, trottet zurück in sein Kabuff und gießt sich ordentlich einen hinter die Binde. Ohne zu ahnen, aus welchem Grund ihm seine nächtlichen Besucher auf die Pelle gerückt sind. Ergo: Es dauert noch etwa zwölf Stunden, bis Juskowiak den Leichnam entdeckt. Dann, und erst dann, fängt’s bei Lenuweit an zu klingeln. Das heißt, er spielt mal eben kurz Sherlock Holmes, begibt sich an den Ort des Geschehens und findet prompt den Passierschein, auf dem er das Konterfei des jüngeren der beiden Tagediebe entdeckt. Aus Angst vor Scherereien zieht er es aber zunächst vor, niemandem etwas von seinem Fund zu erzählen. Bis, ja bis ein gewisser Krokowski auftaucht und ihn nach Gutsherrenart in die Mangel nimmt.« Sydow krempelte die Hemdsärmel hoch und verfiel in tiefes Brüten. »Denkst du, was ich denke, Waldi?«
    Noch ehe Naujocks eine Antwort parat hatte, ging die Tür auf und ein vor lauter Tatendrang nur so sprühender Eduard Krokowski stürmte herein. »Und – irgendwelche Neuigkeiten?«
    »Kann man wohl sagen,Tom!«, bestätigte Sydows Assistent mit der ihm eigenen und mitunter etwas schulmeisterlichen Art.
    »Und die wären? Setz dich, Kroko, so viel Zeit muss sein.«
    »Wenn der Herr Kriminalhauptkommissar gestatten, würde ich lieber stehen.«
    »Noch einer, der meint, einen auf Scherzbold machen zu müssen. Womit hab ich das verdient!« Das Kinn auf die rechte Faust gestützt, während er mit den Fingern der anderen Hand auf dem Schreibtisch

Weitere Kostenlose Bücher