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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Spannung, die über der Stadt lag, buchstäblich mit Händen greifen und nicht voraussehen konnte, was einem der nächste Tag bescheren würde. Nicht unbedingt ratsam, dachte Sydow, sich in einer derartigen Situation mit der CIA anzulegen. Doch wäre er nicht der gewesen, für den ihn seine Kollegen hielten, wenn er mir nichts, dir nichts klein beigegeben und die Spur, auf die er gestoßen war, geflissentlich ignoriert hätte. Da kannten ihn die Herren, mit denen er es zu tun bekommen hatte, aber schlecht. Hatte er erst einmal Lunte gerochen, war er nicht mehr zu bremsen, vor allem, wenn die Amerikaner glaubten, Recht und Gesetz nach Belieben brechen zu können und sich ihre Methoden von denjenigen gewöhnlicher Krimineller nicht im Geringsten unterschieden.
    In diesem Fall, so sein fester Entschluss, würden sie es mit einem gewissen Tom Sydow, von Beruf Kriminalhauptkommissar, zu tun bekommen. Komme, was wolle. »Eins gebe ich euch schriftlich, Jungs.«
    »Was denn?«
    »Wenn die Amis denken, sie können machen, was sie wollen, haben sie sich geschnitten. Darauf gebe ich dir mein Wort, Kroko. Und dir auch, Waldi.«
    »Und was, bitte schön, gedenkst du nun zu tun?«, fragte Naujocks, auf den die bevorstehenden Ermittlungen nicht gerade ermutigend zu wirken schienen. »Dir ist doch wohl klar, auf was wir uns eingelassen haben, oder?«
    »Heißt das, du bist der gleichen Meinung wie ich?«, fragte Sydow spitz.
    »Natürlich ist er der gleichen Meinung wie du, Tom!«, beeilte sich Krokowski zu antworten, in seinem Tatendrang wie immer nicht zu bremsen. »Was im Übrigen auch für meine Wenigkeit gilt. So etwas kann und darf man nicht tolerieren, selbst wenn wir dabei Kopf und Kragen riskieren.«
    »Das hast du aber schön gesagt, Kroko!«, pflichtete Sydow seinem Assistenten bei, der es offenbar nicht abwarten konnte, mit dem gefährlichsten Gegner weit und breit die Klingen zu kreuzen. »Dann wollen wir drei der CIA mal ordentlich auf die Pelle …«
    »Gar nichts werden Sie, Sydow. Und Sie beide auch nicht.« Es gab Leute, deren Namen er sich nicht merken konnte. Und es gab diejenigen, deren Aussehen er sich erst wieder ins Gedächtnis rufen musste. Und es gab seinen Vorgesetzten, Kriminalrat Oelßner. Ihn erkannte Sydow mit verbundenen Augen, ohne auch nur aufblicken oder den Blick zur Tür richten zu müssen. »Merken Sie sich das!«
    »Und das bei meinem Gedächtnis, Herr Kriminalrat. Ist das nicht ein bisschen viel …«
    »Sparen Sie sich Ihre impertinenten Scherze, Sydow. Darauf kann ich im Moment verzichten.« Ferdinand Oelßner, 36 Jahre, bis vor fünf Jahren noch Streifenpolizist und im Rekordtempo zum Kriminalrat avanciert, war ein Mann, mit dem nicht zu spaßen war. Seine Anhänger, zu denen Sydow weiß Gott nicht gehörte, konnte man an einer Hand abzählen, und er fragte sich, wie es der arrogante, besserwisserische und zugeknöpfte Hannoveraner bis an die Spitze der Kriminaldirektion II gebracht hatte. An seiner Ausstrahlung konnte es jedenfalls nicht gelegen haben, denn über so etwas verfügte er definitiv nicht. Er sah viel älter aus, als er war, hatte graublaue, nahezu wimpernlose Augen und eine Stimme, die so klang, als habe man einen Feldwebel vor sich.
    »Darf man fragen, was Sie zu mir führt?« Bei Typen wie Oelßner lief Sydow zur Hochform auf, selbst dann, wenn er auf verlorenem Posten stand. »Ach ja, noch etwas: guten Abend, Herr Kriminalrat. Schönes Wetter, finden Sie nicht auch?«
    »Ich fürchte, das Witzereißen wird Ihnen noch vergehen.«
    »Ach, ja?«
    Oelßners blutleere Lippen kräuselten sich, und sein Adamsapfel bewegte sich wie ein Jo-Jo auf und ab. »Ja, Sydow«, bekräftigte der mittelgroße, dank blank poliertem Schädel, Stehkragen und graublauer Weste wie sein eigener Großvater aussehende Chef von mehreren Dutzend Beamten und griente Sydow siegesgewiss an. »Und wissen Sie auch, warum?«
    »Etwa, weil ich befördert worden bin?«
    »Nein, Sydow«, konterte Oelßner mit einem Gesicht, das nichts Gutes ahnen ließ. »Weil Sie nämlich Feierabend machen, nach Hause gehen und sich ein schönes Wochenende genehmigen dürfen. Im Klartext: Der Fall, an dem Sie arbeiten, ist so heikel, dass man ihn jemandem wie Ihnen nicht anvertrauen kann. Dasselbe gilt für Ihre Kollegen.«
    »Mag sein. Aber jemandem wie Ihnen ja wohl auch nicht, oder?«
    »Na schön, Herr Hauptkommissar – ganz wie Sie wollen.« Oelßners Eidechsenaugen weiteten sich, und ein Grinsen trat auf sein Gesicht.

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