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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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war Alexei Komarowski, Kosename Aljoscha, immer noch stolz. Fast so stolz wie auf den Auftrag, mit dem er von seinem Kommandeur, einem bärbeißigen Weisrussen, betraut worden war. Der Herr Oberstleutnant hatte ihm nämlich das Kommando über eine Raketenbatterie übertragen, ihm, der er gerade einmal 20 war. Das musste man sich mal vorstellen. Natürlich war er geschmeichelt, wer an seiner Stelle wäre das nicht gewesen. Und natürlich hatte er sofort Ja gesagt.
    Dass er damit sein eigenes Todesurteil unterschreiben würde, hatte er freilich nicht ahnen können.
    Alexei Komarowski, wohnhaft in Swerdlowsk, war groß, kräftig, hellhäutig und ausgesprochen gern Soldat. Aus eben jenem Grund hatte er die ihm anvertraute Batterie stets auf ihre Gefechtstauglichkeit überprüft. Nichts, aber auch rein gar nichts hatte der Sibirier mit dem Chorknabengesicht dem Zufall überlassen. So ein Mehrfachraketenwerfer vom Typ BM-21 war schließlich ein hochsensibles Gerät, da durfte einem kein Schnitzer unterlaufen. Eine Geheimwaffe sozusagen, frisch aus der Fabrik. In ein, voraussichtlich aber erst zwei Jahren würde die neue Wunderwaffe in Serie gehen. Bis dahin würde er, Aljoscha Komarowski, zu den wenigen Auserwählten gehören, denen es gestattet war, einen Blick auf sie zu werfen und, falls nötig, Gebrauch von ihr zu machen. Dass der Tod bereits auf der Lauer lag und in Kürze die Hand nach ihm ausstrecken würde, wäre ihm nicht im Traum eingefallen.
    Um dies vorauszuahnen, hätte Alexei Komarowski freilich Hellseher sein müssen. Deutete doch jetzt, genau sieben Minuten nach acht, nicht das Geringste auf die sich anbahnende Katastrophe hin. Aljoscha war bester Stimmung, in seinem Eifer kaum zu bremsen. Wenn die zu Hause mich jetzt sehen könnten!, schwelgte er. Mich und diesen nagelneuen Raketenwerfer. Das Beste vom Besten. In drei Minuten einsatzbereit, 40 Werferrohre. Macht zusammen 40 Raketen in sage und schreibe 20 Sekunden. Kampfbereit in sechs Minuten, Reichweite gut und gerne 20 Kilometer. Idiotensichere Bedienungskonsole, hohe Treffergenauigkeit. Dazu fünf weitere Mehrfachraketenwerfer. Beziehungsweise 200 Raketen. Da konnten die Amis nicht mithalten. Im Leben nicht.
    Noch Fragen, Mister Kennedy?
    Blieb die Überprüfung der Zieldaten. Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte Aljoscha diese Prozedur zwar bereits hinter sich gebracht. Zufrieden war er jedoch noch lange nicht. Ohne sich groß um seine Kameraden zu kümmern, die irgendwo in der Gegend herumlungerten, trat er deshalb an die Bedienungskonsole und checkte alles ein weiteres Mal durch. Wie immer, wenn er dies tat, hatte er weder Augen noch Ohren für seine Umgebung, voll und ganz auf seine Aufgabe konzentriert. Für den Fall, dass es zum Krieg kommen würde, bestand diese darin, die Zufahrtswege nach Berlin unter Beschuss zu nehmen und die alliierte Garnison in Berlin vom Nachschub aus dem Westen abzuschneiden. Eine Aufgabe so recht nach Aljoschas Geschmack, weshalb er sichergehen wollte, dass nichts dem Zufall überlassen blieb. Eine Gewohnheit, die ihm jetzt, um 20.12 Uhr Berliner Zeit, zum Verhängnis werden würde.
    Der Tod kam lautlos, in Gestalt eines CIA-Agenten im Tarnanzug und mit rußgeschwärztem Gesicht. Und er kam schnell. Überaus schnell. So rasant, dass Alexei Komarowski, beheimatet in der Oktiabria-Straße in Swerdlowsk, davon kaum etwas bemerkte. Der Dolch, den ihm der wie aus dem Nichts aufgetauchte Angreifer von hinten zwischen die Rippen rammte, war spitz, der Sicherheit halber mit Nervengift überzogen worden und so scharf, dass er seine Herzkammer in null Komma nichts durchbohrte. Aljoscha hatte nicht einmal mehr Zeit zum Nachdenken, genauso wenig wie seine Kameraden, die von den insgesamt acht Angehörigen der CIA-Sondereinheit in Sekundenschnelle liquidiert wurden.
    So lautlos, dass es schien, als sei alles nur ein Spuk gewesen.
    Doch dem war nicht so. Kaum hatten Aljoscha und die Kameraden aus seiner Batterie ihr Leben ausgehaucht, versammelten sich die acht Angreifer um den Lkw vom Typ Ural 375B, auf den einer der Raketenwerfer montiert worden war. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Das war auch nicht nötig. Jeder Schritt, jedes Detail, jeder noch so unbedeutende Handgriff des riskanten Kommandounternehmens war zuvor immer wieder besprochen, geübt und bis zum Überdruss durchgeprobt worden. Jeder einzelne der acht Spezialagenten, von denen keiner den Namen seiner Gefährten kannte, war ein Experte auf seinem Gebiet, die einen

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