Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
weitaus mehr interessiert, wäre, Näheres über den Aufenthaltsort Ihres sogenannten Freundes zu erfahren, den es vor acht Jahren quasi über Nacht ins gegnerische Lager verschlug.« Um einer Erwiderung von Sydow zuvorzukommen, hob Bartosz ruckartig die Hand. »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Herr Kommissar. Nichts läge mir ferner, als Druck auf Sie auszuüben oder Sie zu etwas zu zwingen, was Ihnen von Grund auf widerstrebt. Aber die Sache ist nun mal die, dass meine vorgesetzte Behörde ein vitales Interesse daran hat, mit Herrn Kuragin in Kontakt zu treten.«
    »Geben Sie sich keine Mühe. Von mir erfahren Sie kein Wort.« Drauf und dran, zur Waffe zu greifen, ließ Sydow sein Gegenüber nicht aus den Augen. Typen wie dieses Grinsegesicht, die einen auf verständnisvoll machten und bei passender Gelegenheit jeden noch so menschenverachtenden Befehl ausführten, waren ihm im Verlauf seiner Karriere schon des Öfteren begegnet, für seinen Geschmack viel zu oft. Deshalb hatte er nicht übel Lust, dem Stasi-Schergen eine Lektion zu erteilen, und zwar eine, die er so schnell nicht vergessen würde. »Selbst wenn ich wüsste, wo Kuragin steckt, wären sie der Letzte, dem ich es auf die Nase binden würde.«
    »Gestern Abend, vor ziemlich genau 24 Stunden, hat Kuragin versucht, Sie anzurufen. Von einer Gaststätte in der Nähe des Alexanderplatzes. Die Frage ist, warum. So leid es mir tut, Herr von Sydow, ich muss darauf bestehen, dass Sie mir gegenüber etwas gesprächiger …«
    »Und ich, Sie Mielke-Lakai, muss darauf bestehen, dass Sie die Beine in die Hand nehmen und verduften. Sonst können Sie was erleben!«
    »Na schön, Herr Kommissar, Sie haben es nicht anders gewollt.« Das stets gleiche, wie eingekerbt wirkende Lächeln im Gesicht, warf Bartosz einen Blick auf Sydows Sakko, unter dem sich der Haltegurt seines Pistolenhalfters abzeichnete, neigte den Kopf zur Seite und sah ihn mitleidig an. »Bedauerlich, dass Sie sich weigern, mit uns zu kooperieren.« Daraufhin wandte er sich um und verschwand. So schnell, dass Sydow glaubte, er habe Halluzinationen.
    Der Gedanke war natürlich völlig absurd, und noch während er in die Seitenstraße einbog, die zum See hinunterführte, löste sich die unwirtliche Szenerie auf einen Schlag auf. Schuld daran war nicht etwa sein Haus, dessen Konturen sich in der Dunkelheit abzeichneten, sondern ein urplötzlich aufleuchtendes, grelles, ihn nahezu vollständig blendendes Licht.
    Dass es sich um die Scheinwerfer einer schwarz lackierten Limousine russischer Bauart handelte, konnte Sydow allenfalls erahnen. Eines wurde ihm jedoch auf Anhieb klar. Dies hier war kein Versehen. Oder ein Dummejungenstreich. Oder der Versuch, ihn einzuschüchtern, weichzuklopfen oder mit Brachialgewalt gefügig zu machen.
    Nein, hier ging es um etwas anderes. Nämlich ums nackte Überleben.
    Kaum war ihm der Gedanke gekommen, als der Vierzylindermotor des Moskwitsch 402 so laut aufheulte, dass er die Stille ringsum jäh zerplatzen und Sydow wie zu einer Salzsäule erstarren ließ. Die Entfernung zu ihm betrug knapp 50 Meter, viel zu wenig, um groß nachdenken oder gar flüchten zu können. Rechts von ihm ein übermannshoher, mit Efeu überwucherter Gartenzaun, vor ihm die Straße und zur Linken eine Buche, bis zu der er es wohl kaum schaffen würde. Sydow biss die Zähne zusammen. Wer auch immer in dieser Karre saß, hatte die Stelle mit Bedacht gewählt, war bestimmt nicht auf den Kopf gefallen. Oder, weitaus wahrscheinlicher, ein mit allen Wassern gewaschener Profi. Einer, der sich aufs Töten verstand.
    Einer, der auf ihn angesetzt worden war.
    Eher instinktiv denn mit Absicht verschwand Sydows Hand unter seinem Sakko und umklammerte den Griff seiner Walther PP. Hechtsprung, Drehung, auf die Knie und feuern. Feuern, was seine Knarre hergeben würde. Genauso, wie es ihm während seiner Ausbildung eingetrichtert worden war. Hörte sich alles sehr einfach an. Eine Spur zu einfach vielleicht, wenn man die Realität miteinbezog. Sydow zuckte die Achseln. Aber was blieb ihm übrig. Er musste es versuchen. Oder riskieren, dass man ihn über den Haufen fuhr.
    Vom Aufblenden der Scheinwerfer bis zu dem Moment, in dem der Moskwitsch mit quietschenden Reifen nach vorn schoss, vergingen nur wenige Sekunden. Sydow, auf alles gefasst und vor Anspannung wie erstarrt, kamen sie schier endlos vor. Wie ein Albtraum, bei dem man das Gefühl hatte, er würde kein Ende nehmen.
    Noch zehn Meter, wenn

Weitere Kostenlose Bücher