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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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sollte Chruschtschow eine Mauer bauen lassen, wenn er tatsächlich vorhätte, West-Berlin zu vereinnahmen?
     
    (Aus: Robert Dallek: John F. Kennedy. Ein unvollendetes Leben. Frankfurt am Main 2005, S. 374 f.)
 

 

ROSE
    Berlin / Rangsdorf / Hyannis Port
    Massachusetts,
     
    (Samstag, 12.08.1961 und Sonntag, 13.08.1961)
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

24
    Berlin-Wannsee, Seestraße | 22.12 h
     
    Allmählich wurde ihm die Sache zu bunt. Die Hände auf das Sims gestützt, konnte sich Sydow den Kraftausdruck, der ihm auf der Zunge lag, gerade noch verkneifen und stierte mit angespannter Miene zum Fenster hinaus. Drunten im Garten, Leas Ein und Alles, rührte sich nichts, mit Ausnahme der Buchsbaumhecken, über die gerade eine milde Brise strich. Alles war ruhig, und er hoffte, dass das Geräusch, das er soeben gehört hatte, ein Produkt seiner Fantasie gewesen war.
    Keine Einbildung und das vorläufig letzte Glied in einer Serie von Tiefschlägen, die er am heutigen Tage hatte einstecken müssen, war dagegen die Schießerei vor einer guten halben Stunde gewesen. Sydow holte tief Luft. Er konnte von Glück sagen, mit heiler Haut davongekommen zu sein, und der Gedanke daran, mit wem er sich heute schon angelegt hatte, verstärkte sein Unbehagen umso mehr. Die Chance, heil aus dieser Sache herauszukommen, ging gegen Null, selbst wenn es ihm gelänge, sich die Stasi vom Leib zu halten. Gesetzt den Fall, er würde auf seine Suspendierung pfeifen, wäre der nächste Ärger ohnehin vorprogrammiert, denn dann würde er es nicht nur mit Oelßner, dem über alles geliebten Vorgesetzten, sondern mit Sicherheit auch mit der CIA zu tun bekommen, auf deren Konto der Mord an Blaschkowitz ja wohl ging. Eine Frage stand indes noch aus, wenngleich er den Gedanken, der ihm seit geraumer Zeit im Kopf herumspukte, lieber nicht aussprechen wollte. Die Frage nämlich, wer hinter dem Mord in der S-Bahn steckte und wer so kaltblütig, professionell und gerissen war, dass er es geschafft hatte, unerkannt das Weite zu suchen. Im Grunde, so Sydows Resümee, kam dafür nur jemand ganz Bestimmtes infrage, nur so würde sich das Puzzle, das er vor sich hatte, zusammenfügen.
    »Und dann ist er einfach in sein Boot geklettert und hat sich aus dem Staub gemacht?«, fragte Sydow nach minutenlangem Schweigen und drehte sich zu seiner Frau Lea um, die ihn mit forschendem Blick musterte und sich nicht zum ersten Mal fragte, wieso gerade sie mit einem Mann verheiratet war, der in jedes erreichbare Fettnäpfchen trat. »Einfach so?«
    Lea nickte. »Einfach so«, wiederholte sie, im Zweifel, ob es nicht besser war, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen und Oelßner beim Wort zu nehmen. »Weißt du was, Tom? Wenn ich nicht wüsste, aus welchem Holz du geschnitzt bist, würde ich dir raten, die Finger von der Sache zu lassen. Sonst bekommst du es nicht nur mit Oelßner, sondern mit Leuten zu tun, denen man am besten aus dem Weg gehen sollte.« An die Kante von Sydows Schreibtisch gelehnt, auf dem die gleiche Unordnung wie im gesamten Arbeitszimmer herrschte, wo jeder verfügbare Quadratzentimeter mit Bücherstapeln, Akten, Ordnern und Zeitungsausschnitten belegt war, verschränkte seine Frau die Arme und beäugte den Umschlag, der immer noch ungeöffnet neben ihr lag. »Aber da ich weiß, wie du bist, behalte ich meine Weisheiten lieber für mich.«
    »Du denkst also, dass es besser wäre die Sache auf sich beruhen zu lassen und für eine Weile unterzutauchen.«
    »Genau das, mein Herz, wäre das Vernünftigste, was man unter den obwaltenden Umständen tun sollte. Es sei denn, man heißt Tom Sydow und nimmt seinen Beruf so ernst, dass alles andere dahinter zurückzustehen hat.«
    »Nicht alles«, flüsterte Sydow, drehte sich um und gesellte sich zu seiner Frau. »Nicht alles.« Dann nahm er ihr Gesicht zwischen die Handflächen und küsste sie sanft auf die Stirn.
    »Wenn dem so ist, tu mir den Gefallen und versuche nicht, den Helden zu spielen. Sonst riskierst du, dass dies unser letzter Hochzeitstag ist.«
    »Wo du recht hast, hast du recht«, entgegnete Sydow mit Blick auf den Umschlag, den nicht nur er am liebsten umgehend losgeworden wäre. »Fragt sich, was wir damit anstellen sollen.«
    »Neugierig?«
    »Dir kann man aber auch wirklich nichts vormachen«, antwortete Sydow, küsste seine Frau ein weiteres Mal und richtete sich zu voller Größe auf. »Langsam wirst du mir unheimlich.«
    »Acht Jahre

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