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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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kann?«
    Der stellvertretende Stabschef des Präsidenten, ein Hüne mit baltischen Wurzeln, der ebenso gut hätte Footballprofi werden können, schlug die Augen nieder. »Mister President, Sir –«, druckste er herum. »Der stellvertretende Leiter der BOB 42 behauptet, er müsse unbedingt mit Ihnen reden.«
    »Gar nichts muss er, es sei denn, der dritte Weltkrieg bricht demnächst aus. Egal, um was es sich handelt – ich bin nicht zu sprechen, verstanden? Weder für ihn noch für seinen Chef.«
    »Genau das ist das Problem, Sir.«
    »Was denn? Mein Gott, Andy, machen Sie es nicht so …«
    »Irgendwas stimmt da drüben nicht, Sir. Was genau, wollte mir McCleod allerdings nicht sagen.«
    »Und sein Boss, was ist mit dem?«, wollte Kennedy wissen. »Zu beschäftigt, um sich Zeit für den Präsidenten zu nehmen?«
    »Keine Ahnung«, gestand der baltische Kleiderschrank mit betretener Miene ein. »Sieht so aus, als ginge es in Berlin drunter und drüber.«
    »Den Eindruck habe ich allerdings auch!«, vollendete Kennedy, im Begriff, sich auf den Rückweg zur 35-Zimmer-Villa seines Vaters zu machen, deren dreigiebeliges Dachgeschoss schon von Weitem zu erkennen war. »Wenn wir gerade von Durcheinander reden – schon etwas von Calabrese gehört?«
    »Via Fernschreiber. Er lässt ausrichten, er sei gegen Mittag hier – wie von Ihnen gewünscht, Sir.«
    »Gut zu wissen«, stieß Kennedy in einem Anflug von Sarkasmus hervor, blieb stehen und ließ den Blick über die sich mit rasender Geschwindigkeit nähernde Gewitterfront schweifen. »Höchste Zeit, dass ich mir den Herrn zur Brust nehme!«
     
     
     
     
     

SIEBEN
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

     
     
    ›Als es am 13. August gegen fünf Uhr zu dämmern begann, waren die ostdeutschen Baubrigaden und ihre bewaffneten Eskorten bereits bei der Arbeit. Das Überraschungsmoment war auf ihrer Seite gewesen, und so hatten sie ungestört an die Arbeit gehen können. Honeckers Triumph mit der ›Operation Rose‹ war unübersehbar.‹
     
    (Aus: Frederick Taylor, Die Mauer. 13. August 1961 bis 9. November 1989. München 2009, S. 208)
 
 

DORNEN
    Berlin / Hyannis Port, Massachusetts
     
    (13.08.1961)
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

29
    Berlin-Mitte, Brandenburger Tor | 01.05 h
     
    Es war genau ein Uhr, als das Licht ausging. Und es war Tom Sydow, dem in diesem Moment klar wurde, dass er einen Fehler gemacht hatte.
    Einen Fehler, der nicht mehr wiedergutzumachen war.
    Vor gut einer Stunde, bei seiner Ankunft vor dem Brandenburger Tor, war er zwar nervös, aber dennoch voller Zuversicht gewesen. Lea wusste genau, was sie tat und würde sich und Veronika nicht in Gefahr bringen. Besser, sie würde nichts überstürzen, kein unnötiges Risiko eingehen und angesichts der Gefahr, in die sie sich begeben hatte, ruhig und besonnen bleiben. Nur so würde es ihr gelingen, der Aufmerksamkeit der allgegenwärtigen Ordnungshüter zu entgehen und Veronika über die Grenze zu schleusen. Lea würde schon nichts passieren, hatte er sich selbst Mut gemacht, ganz gleich, wie riskant ihr Vorhaben war.
    Kurz nach eins, als die Straßenbeleuchtung am Brandenburger Tor plötzlich erlosch, war seine Zuversicht jedoch wie weggeblasen. Zum Glück war da noch Karlheinz Pasewalk, ein alter Bekannter aus den Tagen der Blockade, vor dessen Imbisswagen er Position bezogen und den Sektorenübergang im Auge behalten hatte. Nach Bouletten und Berliner Kindl war ihm zwar nicht zumute, aber da es sich bei Fluppen-Kalle um einen waschechten Berliner mit beträchtlichem Erzähltalent handelte, hatte er es irgendwie geschafft, nicht durchzudrehen.
    Zehn Minuten später, als die ersten gepanzerten Fahrzeuge auftauchten, war das Gespräch, in dessen Verlauf Sydow immer einsilbiger geworden war, jäh beendet. Beide, Sydow fast noch mehr als Pasewalk, waren zunächst wie paralysiert, und es dauerte mehrere Minuten, bis der Boulettenverkäufer, alles andere als auf den Mund gefallen, seine Sprache wiederfand.
    »Ick gloob, mir tritt ’n Gaul!«, murmelte er vor sich hin, einen Zigarrenstummel im Mund, der sich allmählich in seine Bestandteile auflöste. »Die roten Socken da drüben machen tatsächlich ernst.«
    In der Tat, sie machten tatsächlich ernst. Nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, wandte sich Sydow abrupt ab und

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