Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
zähle jetzt bis drei, und dann werden wir sehen, ob du und deine Kumpels ihr Handwerk verstehen!«
    »Falls du es genau wissen willst, Tom«, zischte Kunersdorf und bedeutete seinen Leuten, sich außer Hörweite zu begeben, »Vroni ist dort, wo sie hingehört.«
    »Bei dir zu Hause, stimmt’s? Ohne von dem, was hier abläuft, auch nur die geringste Ahnung zu haben.«
    »Du hast es erfasst.«
    »Und Lea?«
    »Verhaftet!«, stieß Kunersdorf mit verkniffener Miene hervor, »keine 100 Meter von meiner Wohnung entfernt.«
    »Verhaftet? Von wem?«
    »Na, von wem wohl?«, blaffte der Hauptmann und sah sich rasch nach allen Seiten um. »Hör zu, Tom, ich war gerade auf dem Weg zum Dienst, als es … Ob du mir’s glaubst oder nicht, ich konnte wirklich nichts für sie tun!«
    »Du sagst mir jetzt, wo sie hingebracht worden ist, Viktor, oder ich jage dir auf der Stelle eine Kugel durch den …«
    Doch Sydow kam nicht dazu, seine Drohung auszusprechen. »Halt!«, unterbrach ihn eine wohlbekannte Stimme, längst nicht so besonnen, wie man es von ihrem Besitzer gewohnt war. »Was machst du da, Tom – hast du den Verstand verloren?«
    Krokowski. Was hatte denn der hier zu suchen? Die Hand am Griff seiner Walther P4, wechselte Sydows Blick zwischen seinem Assistenten und einem gewissen Viktor Kunersdorf, mit dem er vom heutigen Tage eine Rechnung offen hatte, hin und her. Dann zog er die Hand zurück, verkniff sich die höhnische Bemerkung, welche ihm auf der Zunge lag, und wandte sich seinem konsternierten Assistenten zu. Der wiederum fackelte nicht lange und packte Sydow so fest am Handgelenk, dass ihm gar nichts anderes übrigblieb, als sich aus der Gefahrenzone eskortieren zu lassen.
    »Wo kommst du eigentlich her?«, wollte Sydow auf dem Rückweg zum Brandenburger Tor wissen, insgeheim froh, dass Krokowski rechtzeitig zur Stelle gewesen war. »Sag bloß, du bist mir die ganze Zeit über auf den Fersen gewesen!«
    »Du hast es erfasst, Tom – oder kennst du jemanden, bei dem du besser aufgehoben bist als bei mir?«
    »Wenn du so fragst, Kroko – bei Lea.«
    »Mach dir keine Gedanken, Tom, uns wird schon etwas einfallen!«, warf Krokowski ein, bemüht, seinen Kollegen auf andere Gedanken zu bringen. Beim Anblick des Jeeps, in dem vier britische Militärpolizisten saßen und so taten, als gehe sie das Spektakel auf dem Pariser Platz nichts an, fiel ihm dies jedoch schwer. Dennoch ließ er sich nichts anmerken und behielt die Befürchtungen, welche er insgeheim hegte, für sich. »Die werden ihr schon nichts tun.«
    »Und wenn doch?«
    »Dann, mein lieber Tom, können wir momentan nichts dran ändern. So deprimierend sich das auch anhören mag. Das Beste ist, du fährst nach Hause und ruhst dich ein bisschen aus. Alles andere kann warten. Wer weiß, vielleicht lassen sie Lea wieder laufen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Na schön«, lenkte Krokowski mit schicksalsergebener Miene ein, »was hast du vor?«
    »Gute Frage.« An der Sektorengrenze, mittlerweile hermetisch abgeriegelt und durch Stacheldraht und Spanische Reiter zusätzlich gesichert, war kein Durchkommen, Flucht ein Ding der Unmöglichkeit. Die DDR-Regierung hatte ganze Arbeit geleistet, zumindest was die Abriegelung der Grenze betraf. Hier kam nichts und niemand mehr durch, so viel stand fest. »Ich denke, es ist an der Zeit, einen kleinen Abstecher ins Präsidium zu machen.«
    »Um diese Zeit? Wieso denn?«
    »Erklär ich dir später.« Sydow gab Krokowski einen Wink, trat unter die nächstgelegene Laterne und drückte seinem verdutzten Assistenten die Liste in die Hand, welche Kuragin ihm überlassen hatte. »Na, alles klar, Herr Kommissar?«
    »Jetzt haut es mich aber gleich um!«, murmelte Krokowski, dem es beim Überfliegen der Decknamen, Dienstgrade und Abteilungen, die auf dem Geheimdossier aufgeführt waren, beinahe die Sprache verschlug. »Da fragt man sich, wem man überhaupt noch trauen kann. Ich muss schon sagen, dieser Kuragin scheint sein Handwerk wirklich zu verstehen. Eine wahre Fundgrube, wenn du mich … halt! Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Weißt du jetzt, warum ich es nicht abwarten kann, bestimmten Herrschaften meine Aufwartung zu machen?«
    Krokowski hob den Blick, gab Sydow das Dossier zurück und erwiderte: »Was heißt da ich – wenn es einem Vorgesetzten an den Kragen geht, bin ich natürlich mit von der Partie!«
     
     
     

30
    Berlin-Hohenschönhausen, Zentrale Untersuchungshaftanstalt des MfS | 02.20 h
     
    Sie wusste nicht, wo

Weitere Kostenlose Bücher