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Kennedys Hirn

Kennedys Hirn

Titel: Kennedys Hirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Gedanken versunken, bevor er sich auf dem Stuhl aufrichtete. »Sie sehen keine plausible Erklärung dafür, daß er sich fernhalten sollte?«
    »Er hält sich nicht fern.«
    »Ich verstehe die Trauer über den Tod Ihres Sohnes. Doch wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es keinen Grund anzunehmen, daß er von jemand anderem verursacht wurde. Die schwedische Polizei hat ihre Meinung dazu gesagt. Kann es nicht so sein, daß Ihr Mann ganz einfach aus dem Gleichgewicht geraten ist? Vielleicht hat er das Bedürfnis, allein zu sein?«
    »Ich weiß, daß etwas passiert ist. Aber ich kann es nicht beweisen. Deshalb brauche ich Hilfe.«
    »Vielleicht sollten wir uns trotz allem gedulden und warten?«
    Louise sprang erregt auf. »Ich glaube, Sie verstehen nicht richtig«, sagte sie. »Ich werde diesem Hotel einen Riesenärger machen, wenn ich keine Hilfe bekomme. Ich will mit der Polizei sprechen.«
    »Natürlich können Sie mit einem Polizeibeamten sprechen. Ich verstehe Ihre Erregung. Aber ich schlage vor, daß Sie sich wieder setzen.«
    Ihr Ausbruch schien ihn unberührt zu lassen, er hob den Telefonhörer ab und drückte eine einprogrammierte Nummer. Es folgte ein kurzes Gespräch. Senor Castells legte wieder auf. »Zwei englischsprechende Polizeibeamte sind auf dem Weg hierher. Sie werden Ihre Darstellung aufnehmen und dafür sorgen, daß die Suche nach Ihrem Mann sofort beginnt. Bis sie kommen, schlage ich vor, daß wir Kaffee trinken.«
    Es waren ein älterer und ein jüngerer Polizist. Sie setzten sich in die leere Bar. Sie wiederholte ihre Darstellung, der jüngere Beamte schrieb, sie fragten wenig. Am Ende des Gesprächs bat der ältere Polizist um ein Foto von Aron.
    Sie hatte seinen Paß bei sich. Ohne den wäre Aron nicht fortgegangen, erklärte sie. Sie baten darum, den Paß mitnehmen zu dürfen, um das Foto zu kopieren und die Angaben aufzunehmen. Sie würde den Paß binnen weniger Stunden zurückbekommen.
    Als die Polizisten gingen, war die Morgendämmerung angebrochen. Der Sicherheitsbeauftragte war verschwunden, die Tür seines Büros war verschlossen. Xavier war nicht zu sehen.
    Sie ging in ihr Zimmer, legte sich aufs Bett und schloß die Augen. Aron war zu einer Kirche gegangen, er hatte eine Kerze angesteckt. Dann war etwas passiert.
    Sie setzte sich auf. War er überhaupt bei der Kirche angekommen? Sie verließ das Bett und faltete eine Karte der Innenstadt von Barcelona auseinander.
    Welche Kirche lag dem Hotel oder der Straße, in der Henrik gewohnt hatte, am nächsten? Die Karte war undeutlich. Louise konnte nicht sicher sein, welche Kirche er besucht hatte. Aber bestimmt hatte er eine gewählt, die in der Nähe lag. Aron machte keine unnötigen Umwege, wenn er ein festes Ziel hatte.
    Als nach zwei Stunden der Paß zurückgebracht wurde, nahm sie ihre Tasche und ihre Jacke und verließ das Zimmer.
    Bianca putzte das Fenster der Haustür, als Louise ankam.
    »Ich muß mit Ihnen reden. Jetzt sofort.«
    Ihre Stimme war schrill, als kritisierte sie einen ungewöhnlich unfähigen Studenten, der sich bei der Grabungsarbeit dumm anstellte. Bianca trug gelbe Gummihandschuhe. Louise legte eine Hand auf ihren Arm. »Aron ist gestern in eine Kirche gegangen. Er ist nicht zurückgekommen. Welche Kirche kann er gewählt haben? Es muß eine hier in der Nähe sein.«
    Bianca schüttelte den Kopf. Louise wiederholte, was sie gesagt hatte.
    »Eine Kirche oder eine Kapelle?«
    »Irgendwo, wo die Tür geöffnet ist. Wo er eine Kerze anzünden konnte.«
    Bianca überlegte. Louise war irritiert von Biancas gelben Gummihandschuhen. Sie mußte sich zwingen, sie ihr nicht von den Händen zu reißen.
    »Es gibt viele kleine und große Kirchen in Barcelona. Die nächste ist die Eglesia de San Felip Neri«, sagte sie.
    Louise gab sich einen Ruck. »Wir gehen dahin.«
    »Wir?«
    »Sie und ich. Ziehen Sie die Handschuhe aus.«
    Die Fassade der Kirche hatte Risse, die dunkle Holztür war angelehnt. Das Kircheninnere lag im Halbdunkel. Louise stand still, um ihre Augen an das schwache Licht zu gewöhnen. Bianca machte neben ihr das Kreuzzeichen, kniete nieder und bekreuzigte sich noch einmal. Vorn am Altar wischte eine alte Frau Staub.
    Louise gab Bianca Arons Paß. »Zeigen Sie ihr das Foto«, flüsterte sie. »Fragen Sie sie, ob sie Aron gesehen hat.«
    Louise blieb im Hintergrund, als Bianca das Foto zeigte. Die Frau betrachtete es eingehend in dem Licht, das durch ein schönes gemaltes Fenster hereinfiel. Maria und ihr toter

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