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Kennedys Hirn

Kennedys Hirn

Titel: Kennedys Hirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gemacht?«
    »Ich weiß es nicht. Man fährt auf die Insel, um zu schwimmen, am Strand spazierenzugehen, zu tauchen, zu angeln oder sich im Hotel zu betrinken.«
    »Henrik war viel zu ungeduldig, um daran Gefallen zu finden.«
    »Gerade deshalb vermute ich, daß ihn etwas anderes dorthin gezogen hat.«
    »Glaubst du, er hat ein Versteck gesucht?«
    »Ich glaube, daß er dort jemanden getroffen hat.«
    »Was für Menschen leben auf der Insel?«
    »Hauptsächlich Bauern und Fischer. Es gibt eine meeresbiologische Forschungsstation, die zur Universität Mondlane gehört. Einige Geschäfte und das Hotel. Das ist alles. Außer einer gewaltigen Menge von Schlangen, sagt man. Inhaca ist das Paradies der Schlangen.«
    »Henrik hat Schlangen verabscheut. Dagegen mochte er Spinnen. Als Kind hat er einmal eine Spinne gegessen.«
    Lucinda schien Louise nicht zu hören.
    »Er hat etwas gesagt, was ich nie verstanden habe. Er sprach von einem Bild. Ein Maler, der auf der Insel lebt. Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern.«
    »Wo wart ihr, als er davon erzählte?«
    »In einem Hotelbett. Ausnahmsweise hatte er einmal kein leeres Haus gefunden, in dem wir sein konnten. Wir gingen ins Hotel. Da erzählte er von dem Bild und dem Maler. Ich sehe ihn noch vor mir. Es war am Morgen. Er stand mit dem Rücken zu mir am Fenster. Ich sah sein Gesicht nicht, als er erzählte.«
    »Wovon hattet ihr vorher gesprochen?«
    »Von nichts. Wir hatten geschlafen. Als ich die Augen aufschlug, stand er da am Fenster. Er hatte vielleicht etwas geträumt.«
    »Was geschah danach?«
    »Nichts. Er kam wieder ins Bett.«
    »War es das einzige Mal, daß er den Maler und das Bild erwähnte?«
    »Er hat nie wieder davon gesprochen.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Aber später wurde mir klar, daß diese Begegnung auf Inhaca große Bedeutung für ihn hatte.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?«
    »Sein Tonfall, als er da am Fenster stand. Ich glaube, er wollte mir eigentlich etwas erzählen. Aber es gelang ihm nicht.«
    »Ich muß diesen Künstler ausfindig machen. Wie kommt man nach Inhaca? Mit dem Schiff?«
    »Das geht sehr langsam. Am besten fliegt man. Es dauert zehn Minuten.«
    »Kannst du mitkommen?«
    Lucinda schüttelte den Kopf. »Ich muß mich um meine Familie kümmern. Aber ich kann dir helfen, ein Zimmer im Hotel zu bestellen, und ich kann dich zum Flugplatz bringen. Ich glaube, sie fliegen zweimal täglich nach Inhaca.«
    Louise zögerte. Es war zu vage. Aber sie mußte jedem Anhaltspunkt nachgehen, sie hatte keine Wahl. Sie versuchte, sich vorzustellen, was Aron tun würde. Doch Aron war stumm. Er war fort.
    Sie stopfte Kleider in eine Plastiktüte, steckte ihren Paß und Geld ein und war reisefertig. Zu Celina sagte sie, daß sie bis zum nächsten Tag fortbleibe, nicht aber, wohin sie fahre.
    Lucinda brachte sie zum Flugplatz. Die Hitze lag wie eine erstickende Decke über der Stadt.
    »Bitte im Hotel darum, daß man dir hilft. Einer der Männer an der Rezeption hinkt. Er heißt Ze. Grüß ihn von mir, dann hilft er dir«, sagte Lucinda.
    »Spricht er Englisch?«
    »Notdürftig. Verlaß dich nie darauf, daß er verstanden hat, was du meinst. Frage immer noch einmal nach, um dich zu vergewissern.«
    Als sie zum Flugplatz kamen, wurden sie sogleich von Jungen bestürmt, die auf den Wagen aufpassen und ihn waschen wollten. Lucinda lehnte geduldig ab, ohne die Stimme zu erheben.
    Sie hatte bald herausgefunden, daß in einer guten Stunde eine Maschine nach Inhaca startete. Nach einem Telefongespräch hatte sie auch ein Hotelzimmer gebucht.
    »Ich habe für eine Nacht gebucht. Aber du kannst verlängern. Es ist zur Zeit keine Hochsaison.«
    »Kann es noch heißer werden als jetzt?«
    »Es kann kühler werden. Daran denken die, die es sich leisten können, Urlaub zu machen.«
    Im Terminalgebäude war ein Cafe. Sie tranken Sodawasser und aßen belegte Brote. Lucinda zeigte auf das abgestoßene und hier und da eingebeulte kleine Flugzeug, das Louise nach Inhaca bringen sollte.
    »Soll ich damit fliegen?«
    »Die Piloten waren früher Kampfflieger. Sie sind sehr erfahren.«
    »Woher weißt du das? Kennst du sie?«
    Lucinda lachte. »Ich glaube nicht, daß du Angst haben mußt.«
    Lucinda begleitete sie bis zum Eincheckschalter. Außer Louise waren nur noch drei weitere Passagiere da, eine afrikanische Frau mit einem Kind auf dem Rücken und ein Europäer mit einem Buch in der Hand.
    »Vielleicht ist diese Reise vollkommen unnötig.«
    »Auf Inhaca bist

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