Kennen Wir Uns Nicht?
wohl die große Herausforderung. Du weißt schon, weil du mit Eric verheiratet bist und so.« Sie sieht mich an. »Du erinnerst dich an nichts davon?«
Ava kommt mit ein paar Gästen an uns vorbei, und Rosalie strahlt sie an, aber ich bin wie gelähmt.
»Nein«, sage ich schließlich. »Daran kann ich mich nicht erinnern. Und ... was habe ich getan?«
»Du hast ihm ständig gesagt, dass er dich in Ruhe lassen soll. Es war unangenehm. Du wolltest deine Beziehung zu Eric nicht zerstören, du wolltest das Boot nicht ins Wanken bringen ... du hast dich sehr würdevoll verhalten, Schätzchen. Ich hätte ihm einen Drink über den Kopf geschüttet!« Abrupt blickt sie über meine Schulter hinweg. »Süße, ich muss ganz schnell mal eben mit Clive über unser Abendessen sprechen. Er hat den völlig falschen Tisch reservieren lassen, ein absoluter Alptraum ...« Sie sieht mich an, plötzlich beunruhigt. »Alles okay? Ich dachte nur, ich sollte dich warnen ...«
»Nein, nein ...« Ich komme zu mir. »Ich bin ja froh, dass du es getan hast.«
»Ich meine, ich weiß doch, dass du auf seine Sprüche nicht reinfällst ...« Sie drückt meinen Arm.
»Natürlich nicht!« Irgendwie zwinge ich ein Lachen hervor. »Nie und nimmer!«
Rosalie mischt sich unter die Partygäste, aber ich bleibe wie angewurzelt stehen. Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich mich so erniedrigt gefühlt, so leichtgläubig, so eitel.
Ich habe alles geglaubt. Ich bin auf seine Schmeicheleien reingefallen.
Wir haben eine heimliche Affare . .. Ich kenne dich besser, als Eric dich je kennen wird ...
Alles Quatsch. Er hat meine Amnesie ausgenutzt. Er hat mir Honig um den Bart geschmiert und den Kopf verdreht. Und dabei wollte er mich nur ins Bett kriegen, wie eine ... eine Trophäe. Ich fühle mich so was von gedemütigt. Ich wusste, dass ich nie eine Affäre anfangen würde! Ich bin kein Mensch, der untreu ist. Bin ich einfach nicht. Ich habe einen anständigen Mann, der mich liebt. Fast hätte ich alles kaputtgemacht.
Aber jetzt nicht mehr. Ich weiß wieder, wo meine Prioritäten liegen. Ich nehme einen ordentlichen Schluck Champagner. Dann mache ich mich gerade und bahne mir einen Weg durch die Menge, bis ich Eric gefunden habe, und hake mich bei ihm unter.
»Liebling. Die Party läuft großartig. Du bist genial.«
»Ich glaube, wir haben es geschafft.« Er wirkt so entspannt wie den ganzen Abend noch nicht. »Ging gerade noch mal gut mit dem Alarm. Aber auf Jon ist eben Verlass. Hey, da ist er ja! Jon!«
Ich klammere mich noch fester an Eric, als Jon zu uns herüberkommt. Ich kann ihn nicht mal ansehen. Eric klopft ihm auf die Schulter und gibt ihm ein Glas Champagner von einem Tablett in der Nähe. »Auf dich!«, ruft er. »Auf Jon!«
»Auf Jon ...«, wiederhole ich angespannt und trinke einen kleinen Schluck Champagner. Ich werde einfach so tun, als sei er gar nicht da. Ich werde ihn einfach nicht beachten.
Ein Piepen in meiner Tasche reißt mich aus meinen Gedanken, und ich hole mein Handy hervor, um nachzusehen, von wem ich eine SMS bekommen habe.
Von Jon.
Ich fasse es nicht! Er schreibt mir in Erics Beisein? Hektisch drücke ich »Ansehen«, und die Nachricht erscheint.
Das Old Canal House in Islington, irgendwann abends nach sechs. Wir haben so viel, worüber wir reden müssen.
Ich liebe dich.
J.
PS Lösch diese Nachricht.
PPS Was hast du mit dem Fisch gemacht??
Blanker Zorn packt mich. Rosalies Worte klingen mir noch in den Ohren. Du musst ihn nur verscheuchen.
»Eine SMS von Amy!«, sage ich zu Eric, mit etwas zu schriller Stimme. »Vielleicht sollte ich gleich antworten ...«
Ohne Jon anzusehen, schreibe ich meine Nachricht. Meine Fmger fliegen vom Adrenalin.
Na, klar. Wahrscheinlich findest du es auch noch lustig, eine Frau auszunutzen, die ihr Gedächtnis verloren hat. Okay, ich weiß jetzt, was du für ein Spiel spielst. Ich bin verheiratet. Lass mich in Ruhe.
Ich schicke die SMS ab und stecke mein Handy weg. Gleich darauf wirft Jon einen fragenden Blick auf seine Armbanduhr und sagt beiläufig: »Stimmt meine Uhr? Ich glaube, sie geht vor.« Er zückt sein Handy und sieht auf das Display, als würde er die Zeit vergleichen, aber mir entgeht nicht, dass sich sein Daumen über die Tasten bewegt, dass er die Nachricht liest und vor Schreck zusammenzuckt.
Sofort hat er sich wieder im Griff. »Sie geht sechs Minuten vor«, sagt er und tippt auf dem Handy herum. »Ich stell nur mal eben die Uhr ein ...«
Ich weiß nicht,
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