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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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umziehen!«
    »Sie sollten sich geschmeichelt fühlen!«, sagt Amy unbekümmert. »Man hält Sie für eine Oscar-Gewinnerin!«
    »Man sollte dich einsperren!«, knurrt die Nicht-Gwyneth. Sie sieht aus, als würde sie Amy am liebsten eine kleben.
    Wenn ich ehrlich sein soll, würde ich das auch gern.
    »Ich werde Ihre Schwester offiziell verwarnen müssen.« Der Polizist wendet sich mir zu, während eine seiner Kolleginnen taktvoll einschreitet und die Nicht-Gwyneth wieder zu ihrem Haus fuhrt. »Ich kann Sie in Ihre Obhut übergeben, aber erst, wenn Sie diese Formulare ausgefüllt und einen Termin auf dem Revier vereinbart haben.«
    »Meinetwegen«, sage ich und werfe Amy einen mörderischen Blick zu. »Alles, was Sie sagen.«
    »Verpiss dich!« Nicht-Gwyneth schnauzt einen pickligen Jungen an, der hoffnungsvoll hinter ihr herläuft, mit einer CD in der Hand. »Nein, die kann ich Chris Martin nicht geben! Verdammt, ich steh nicht mal auf Coldplay!«
    Amy saugt ihre Wangen ein, um nicht laut loszulachen.
    Ja. Sehr witzig. Wir amüsieren uns königlich. Ich muss ja auch nicht dringend irgendwo anders sein.
    So schnell wie möglich fülle ich die Formulare aus und mache einen dicken Punkt hinter meiner Unterschrift.
    »Können wir jetzt gehen?«
    »Na gut. Behalten Sie das Mädchen bloß im Auge«, fugt der Polizist hinzu, als er mir eine Durchschrift und ein Info-Blatt reicht, auf dem steht »Was Sie über einen polizeilichen Verweis wissen müssen«.
    Im Auge behalten? Wieso sollte ich sie im Auge behalten?
    »Klar.« Ich lächle schmal und stopfe alles in meine Tasche. »Ich werde mein Bestes tun. Komm, Amy!« Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr und erstarre. Es ist schon zehn vor zwölf. »Schnell! Wir müssen ein Taxi finden!«
    »Aber ich will zur Portobello- ...«
    »Wir müssen ganz schnell ein Taxi finden!«, schreie ich. »Ich muss zu meinem Meeting!« Sie guckt ganz entgeistert und sucht brav die Straße ab. Schließlich halte ich ein Taxi an und schiebe Amy hinein.
    »Zur Victoria Palace Road, bitte. So schnell Sie können!«
    Ich bin nie im Leben pünktlich da. Aber immerhin verpasse ich nicht alles und kann mein Sprüchlein aufsagen.
    »Lexi ... danke«, sagt Amy kleinlaut.
    »Schon gut.« Während das Taxi über den Ladbroke Grove zurückfährt, starre ich auf die Straße. Verzweifelt versuche ich, Ampeln zum Umspringen und andere Autos zum Spurwechsel zu bewegen. Aber plötzlich bewegt sich überhaupt nichts mehr. So schaffe ich es nie im Leben.
    Ruckartig reiße ich mein Handy hervor, wähle die Nummer von Simon Johnsons Vorzimmer und warte, bis sich Natasha, seine persönliche Assistentin, meldet.
    »Hi, Natasha«, sage ich und versuche, so gelassen und professionell wie möglich zu klingen. »Lexi hier. Ich werde mich etwas verspäten, aber ich möchte unbedingt auf dem Meeting noch etwas sagen. Könnten Sie ihnen mitteilen, dass sie auf mich warten sollen? Ich sitze hier im Taxi fest.«
    »Natürlich«, sagt Natasha freundlich. »Ich werde es weitergeben. Bis später.«
    »Danke!«
    Ich lege auf und lehne mich auf meinem Sitz zurück, schon etwas ruhiger.
    »Tut mir leid«, sagte Amy plötzlich.
    »Ja. Bestimmt.«
    »Nein, wirklich. Tut es.«
    Ich seufze und sehe Amy zum ersten Mal richtig an, seit wir im Taxi sitzen. »Warum tust du so was, Amy?«
    »Um Geld zu verdienen.« Sie zuckt mit den Schultern. »Wieso auch nicht?«
    »Weil man dafür richtig Ärger kriegt! Kannst du dir nicht einen Job suchen, wenn du Geld brauchst? Oder Mum bitten?«
    »Mum bitten ...«, wiederholt sie verächtlich. »Mum hat selbst kein Geld.«
    »Okay, vielleicht hat sie nicht viel Geld ...«
    »Sie hat überhaupt kein Geld. Was meinst du, wieso das Haus in sich zusammenfällt? Was meinst du, wieso die Heizung nie an ist? Den halben Winter habe ich mich zu meiner Freundin Rachel verdrückt. Die heizen wenigstens. Wir sind pleite.«
    »Das ist ja komisch«, sage ich verdutzt. »Wie kommt das? Hat Dad denn Mum nichts hinterlassen?«
    Ich weiß, dass ein paar von Dads Geschäften nicht ganz astrein waren. Aber es waren so viele, und ich weiß, dass Mum mit einem kleinen Vermögen gerechnet hatte, falls er sterben sollte. Nicht dass sie es je zugegeben hätte.
    »Weiß nicht. Jedenfalls nicht viel.«
    »Wie dem auch sei: So kannst du nicht weitermachen. Im Ernst. Du wirst noch im Gefängnis landen.«
    »Soll mir recht sein.« Amy wirft ihr blaugesträhntes Haar nach hinten. »Gefängnis ist cool.«
    »Gefängnis ist

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