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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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Pralinenschachteln mitgebracht ...«
    »Und dir wurde schlecht davon ...«
    »Deller Carpets, die Damen!« Das Taxi hat vor dem Deller Building angehalten. Ich hatte es gar nicht gemerkt.
    »Oh, okay. Danke.« Ich krame in meiner Tasche nach Geld. »Amy, ich muss mich beeilen. Tut mir leid, aber es ist wirklich, wirklich wichtig.«
    »Was ist denn los?« Zu meiner Überraschung wirkt sie tatsächlich interessiert.
    »Ich muss meine Abteilung retten.« Ich drücke die Tür auf und klettere aus dem Taxi. »Ich muss elf Abteilungsleiter dazu überreden, etwas zu tun, obwohl sie sich schon entschlossen haben, es nicht zu tun. Und ich komme zu spät. Und ich weiß überhaupt nicht, was ich da treibe.«
    »Wow.« Amy macht ein skeptisches Gesicht. »Na dann ... viel Glück dabei.«
    »Danke. Und ... wir reden später.« Ich drücke sie kurz an mich, dann hetze ich die Stufen hinauf und stürme in die Lobby. Ich bin nur eine halbe Stunde zu spät dran. Es könnte schlimmer sein.
    »Hi!«, rufe ich Jenny am Empfang zu, als ich an ihrem Tisch vorbeikomme. »Ich bin da! Sagen Sie oben Bescheid?«
    »Lexi ...«, ruft mir Jenny hinterher, aber ich habe keine Zeit. Ich springe in einen leeren Fahrstuhl, drücke den Knopf für den achten Stock und warte quälende dreißig Sekunden, bis ich oben bin. Wir brauchten hier Express-Lifte. Wir brauchten einen Notfall-Lift für Meeting-Zuspätkommer ...
    Endlich. Ich springe raus, laufe zum Konferenzraum ... und bleibe abrupt stehen.
    Simon Johnson steht auf dem Flur und unterhält sich gutgelaunt mit drei Leuten. Ein Mann im blauen Anzug zieht gerade seinen Regenmantel über. Natasha wuselt herum, schenkt Kaffee ein. Man hört Geplauder, ein Gewirr von Stimmen.
    »Was ist... ?« Ich berste vor Adrenalin. Ich kann kaum sprechen. »Was ist los?«
    Überrascht wenden sich alle Gesichter zu mir um.
    »Keine Panik, Lexi.« Simon mustert mich mit missbilligendem Blick. »Wir machen nur kurz Pause. Der entscheidende Teil der Sitzung ist vorbei, und Angus muss gehen.« Er deutet auf den Mann im Regenmantel.
    » Vorbei?« Übermächtiges Entsetzen packt mich. »Meinen Sie damit ...«
    »Wir haben abgestimmt. Für die Umstrukturierung.«
    »Aber das können Sie doch nicht machen!« Panisch renne ich zu ihm. »Ich habe eine Möglichkeit gefunden, wie man die Abteilung retten könnte! Wir müssen nur die Kosten senken, und ich habe ein paar Marketingideen ...«
    »Lexi, die Entscheidung ist gefallen.« Scharf schneidet Simon mir das Wort ab.
    »Aber es ist die falsche Entscheidung!«, schreie ich verzweifelt. »Die Marke Deller hat doch Wert. Ich weiß es genau! Bitte.« Ich flehe Angus an. »Gehen Sie nicht! Hören Sie mich an! Dann können Sie noch mal abstimmen ...«
    »Simon.« Angus wendet sich von mir ab, peinlich berührt. »War schön, Sie zu sehen. Ich muss los.«
    »Natürlich.«
    Die beachten mich überhaupt nicht. Keiner will es wissen. Mit weichen Knien sehe ich zu, wie die Abteilungsleiter im Gänsemarsch wieder in den Konferenzraum gehen.
    »Lexi.« Simon steht direkt vor mir. »Ich bewundere Ihre Loyalität gegenüber Ihrer Abteilung. Aber so können Sie sich unmöglich bei einer Vorstandssitzung benehmen.«
    Man hört den Stahl in seiner sanften Stimme. Er ist stinksauer.
    »Simon, es tut mir leid ...« Ich schlucke.
    »Also ... Ich weiß, dass Ihnen seit dem Unfall manches schwerfällt.« Er macht eine Pause. »Deshalb schlage ich vor, Sie nehmen drei Monate bezahlten Urlaub. Und wenn Sie wiederkommen, finden wir für Sie eine ... passendere Aufgabe in unserer Firma. Okay?«
    Alles Blut weicht aus meinem Gesicht. Er degradiert mich.
    »Es geht schon«, sage ich eilig. »Ich brauche keinen Urlaub ...«
    »Ich glaube, doch.« Er seufzt. »Lexi. Es tut mir ehrlich leid. Wenn Sie sich erinnern könnten, dann sähe die Sache sicher anders aus. Byron hat mich über Ihre Situation auf dem Laufenden gehalten. Einer leitenden Funktion sind Sie momentan nicht gewachsen.«
    Aus seiner Stimme spricht absolute Endgültigkeit.
    »Gut«, presse ich schließlich hervor. »Ich verstehe.«
    »Und jetzt sollten Sie vielleicht runter in Ihre Abteilung gehen. Da Sie nicht anwesend waren ...« Er macht eine bedeutungsschwangere Pause. »Ich habe Byron die Aufgabe übertragen, Ihren Leuten die traurige Kunde zu überbringen.«
    Byron ?
    Mit einem letzten, knappen Nicken verschwindet Simon im Konferenzraum. Ich starre die Tür an, als wäre ich am Boden festgewachsen, dann renne ich plötzlich wie eine

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