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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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überhaupt nicht cool!« Ich starre sie an. »Wie kommst du nur darauf? Es ist eklig! Es ist dreckig! Alle haben grauenhafte Frisuren, und du darfst dir die Beine nicht rasieren und auch keine Reinigungsmilch benutzen.«
    Ich denke mir das alles aus. Wahrscheinlich haben die im Gefängnis mittlerweile sogar einen Föhn.
    »Und da sind auch keine Jungs«, füge ich noch hinzu. »Und es gibt keinen iPod, keine Schokolade und keine DVDs. Du drehst immer nur deine Runden im Gefängnishof.« Das stimmt bestimmt nicht, aber jetzt bin ich voll in Fahrt. »Mit Ketten an den Füßen.«
    »Es gibt keine Fußfesseln mehr«, sagt Amy spöttisch.
    »Man hat sie wieder eingeführt«, lüge ich, ohne mit der Wimper zu zucken. »Speziell für Teenager. Versuchsweise nur. Meine Güte, Amy, liest du denn keine Zeitung?«
    Amy wirkt leicht verunsichert. Ha. Das ist meine Rache für Mu-mah.
    »Es steckt wohl in meinen Genen.« Sie findet zu ihrem alten Trotz zurück. »Auf der Seite der Gesetzlosen zu stehen.«
    »Es steckt nicht in deinen Genen ...«
    »Dad war im Gefängnis«, erwidert sie triumphierend.
    »Dad?« Ich starre sie an. »Was soll das heißen: Dad?« Die Vorstellung ist so absurd, dass ich am liebsten lachen möchte.
    »War er. Ich hab bei der Beerdigung gehört, wie sich zwei Männer darüber unterhalten haben. Es ist also sozusagen mein Schicksal.« Sie zuckt mit den Schultern und zückt eine Schachtel Zigaretten.
    »Schluss damit!« Ich reiße ihr die Zigaretten weg und werfe sie aus dem Fenster. »Dad war nicht im Gefängnis. Du gehst nicht ins Gefängnis. Und es ist nicht cool, es ist arschlangweilig.« Ich überlege einen Augenblick. »Pass auf, Amy ... komm mit und mach ein Praktikum bei mir im Büro. Das bringt dir bestimmt Spaß. Du lernst was dabei und verdienst dazu noch ein bisschen Geld.«
    »Wie viel?«, fragt sie, wie aus der Pistole geschossen.
    Gott, manchmal ist sie aber auch echt nervig!
    »Genug! Und vielleicht erzähle ich Mum nichts von dieser Sache.« Ich schwenke das gelbe Flugblatt. »Abgemacht?«
    Lange herrscht Schweigen im Taxi. Amy pult am abgeblätterten Nagellack ihres Daumens herum, als gäbe es nichts anderes auf der Welt.
    »Okay«, sagt sie schließlich achselzuckend.
    Das Taxi hält an einer roten Ampel, und ich krampfe mich zusammen, als ich zum hunderttausendsten Mal auf meine Uhr sehe. Es ist zwanzig nach zwölf. Ich hoffe nur, sie haben etwas später angefangen. Mein Blick schweift wieder zu dem gelben Flugblatt, und etwas widerstrebend muss ich doch grinsen. Es war ein ziemlich genialer Plan.
    »Und wer waren deine anderen Prominenten?«, frage ich. »Du hattest doch nicht wirklich Madonna vorzuzeigen, oder?«
    »Doch, hatte ich!« Amys Augen leuchten. »Diese Frau in Kensington sah genau aus wie Madonna, nur fetter. Alle sind voll drauf reingefallen, besonders nachdem ich gesagt hatte, dass es nur beweist, wie sehr sie immer nachbearbeitet wird. Und ich hatte einen Sting und eine Judy Dench und diesen echt netten Milchmann in Highgate, der Elton John wie aus dem Gesicht geschnitten war.«
    »Elton John? Ein Milchmann?« Da muss ich einfach lachen.
    »Ich habe erzählt, er leistet manchmal heimlich Sozialarbeit.«
    »Und wie um alles in der Welt hast du diese Typen gefunden?«
    »Hab mich einfach umgesehen. Gwyneth hatte ich zuerst. Da kam mir die Idee.« Amy grinst. »Die hasst mich richtig.«
    »Das überrascht mich nicht. Wahrscheinlich hat sie mehr Ärger mit den Fans als die echte Gwyneth Paltrow.«
    Das Taxi fährt wieder an. Inzwischen nähern wir uns der Victoria Palace Road. Ich schlage den Ordner für meine Präsentation auf und überfliege die Notizen, damit ich auch nichts Entscheidendes vergesse.
    »Die haben wirklich gesagt, dass Dad im Gefängnis war«, sagt Amy plötzlich leise. »Das hab ich mir nicht ausgedacht.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das will einfach nicht in meinen Kopf. Unser Dad? Im Gefängnis? Das scheint mir ... unvorstellbar.
    »Hast du Mum danach gefragt?«, frage ich schließlich.
    »Nein.« Sie zuckt mit den Achseln.
    »Na ... und wenn, dann war es bestimmt nichts ...« Ratlos fische ich im Trüben. »Du weißt schon ... nichts Schlimmes.«
    »Weißt du noch, wie er uns immer >seine Mädels< genannt hat?« Amys Miene hat nichts Aufmüpfiges mehr. »Seine drei Mädels. Du, Mum und ich.«
    Die Erinnerung daran bringt mich zum Lächeln. »Und dann hat er mit jeder von uns getanzt.«
    »Ja.« Amy nickt. »Und immer hat er uns diese riesigen

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