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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dienstschluss, und die blonde Nicole ist in meinem Zimmer geblieben und schreibt etwas in meine Krankenakte. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Echt wirklich ... ziemlich seltsam.« Ich versuche zu lächeln.
    »Das ist ja auch kein Wunder.« Mitfühlend lächelt sie zurück. »Lassen Sie sich Zeit. Setzen Sie sich nicht unter Druck. Sie haben eine Menge zu verarbeiten.«
    Sie wirft einen Blick auf ihre Uhr und notiert die Zeit.
    »Wenn Menschen ihr Gedächtnis verlieren ...«, sage ich, »... kommen die verlorenen Erinnerungen irgendwann wieder zurück?«
    »Normalerweise ja.« Sie nickt bekräftigend.
    Ich kneife die Augen zusammen und treibe meine Gedanken so weit zurück wie möglich. Warte, dass ihnen etwas ins Netz geht, dass irgendwo was hängen bleibt.
    Doch da ist nichts. Nur stilles, schwarzes Nichts.
    »Dann erzählen Sie mir doch was über 2007.« Ich schlage die Augen auf. »Wer ist jetzt Premierminister? Und wer ist amerikanischer Präsident?«
    »Das dürfte Tony Blair sein«, antwort Nicole. »Und Präsident Bush.«
    »Oh. Immer noch.« Ich sehe mich um. »Und ... haben sie das Problem der Erderwärmung gelöst? Oder ein Mittel gegen Aids gefunden?«
    Nicole zuckt mit den Schultern. »Noch nicht.«
    Man sollte doch meinen, dass in drei Jahren etwas mehr passiert. Man sollte meinen, ein paar Fortschritte seien gemacht worden. Ehrlich gesagt, bin ich nicht gerade beeindruckt von dieser Bilanz.
    »Möchten Sie vielleicht eine Zeitschrift?«, fugt Nicole hinzu. »Ich besorge Ihnen etwas zum Frühstück ...« Sie geht zur Tür hinaus, kommt im nächsten Augenblick zurück und reicht mir eine Ausgabe von Hello! Als ich die Überschriften lese, trifft mich fast der Schlag.
    »Jennifer Aniston und der neue Mann an ihrer Seite.« Ich lese die Worte laut und bebend vor. »Welcher neue Mann? Wozu braucht sie einen neuen Mann?«
    »Ach, das.« Nicole sieht meinen Blick, bleibt unbeeindruckt. »Wussten Sie nicht, dass sie sich von Brad Pitt getrennt hat?«
    »Jennifer und Brad haben sich getrennt!« Sprachlos starre ich sie an. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Das können die doch nicht machen!«
    »Er ist mit Angelina Jolie durchgebrannt. Die beiden haben eine Tochter.«
    »Nein!«, heule ich auf. »Aber Jen und Brad waren doch ein perfektes Paar! Sie sahen so toll aus, und sie hatten dieses süße Hochzeitsfoto und ...«
    »Jetzt sind sie geschieden.« Nicole zuckt mit den Schultern, als wäre es keine große Sache.
    Ich kann es nicht fassen. Jennifer und Brad sind geschieden. Die Welt ist nicht mehr, was sie einmal war.
    »Alle haben sich mehr oder weniger damit abgefunden.« Nicole klopft mir tröstend auf die Schulter. »Ich hole Ihnen Ihr Frühstück. Was möchten Sie gern? Bacon & Eggs, Croissant oder Obstkorb. Oder alle drei?«
    »Mh ... Croissant, bitte.« Ich schlage die Zeitschrift auf, dann lasse ich sie wieder sinken. »Moment mal. Obstkorb? Ist meine Krankenkasse plötzlich zu Geld gekommen, oder was?«
    »Hier gibt es keine Kassenpatienten.« Sie lächelt. »Sie sind auf der Privatstation.«
    Privat! Das kann ich mir nicht leisten.
    »Ich hole Ihnen eben frischen Tee.« Sie nimmt die hübsche Porzellankanne und schenkt mir ein.
    »Halt!«, rufe ich in Panik. Ich darf nicht noch mehr Tee trinken. Der kostet doch wahrscheinlich fünfzig Pfund die Tasse.
    »Stimmt irgendwas nicht?«, fragt Nicole überrascht.
    »Ich kann mir das alles nicht leisten«, sage ich verlegen und laufe rot an. »Es tut mir leid. Ich weiß nicht, wie ich hier gelandet bin. Man hätte mich in ein normales Krankenhaus bringen sollen. Sie können mich gern verlegen ...«
    »Es ist alles von Ihrer Privatversicherung gedeckt«, sagt sie und wirkt erstaunt. »Keine Sorge.«
    »Ach«, sage ich verdutzt. »Ach so.«
    Ich bin privat versichert? Na klar. Schließlich bin ich jetzt achtundzwanzig. Ich bin vernünftig.
    Ich bin achtundzwanzig Jahre alt.
    Es trifft mich wie ein Schlag ins Genick. Ich bin ein völlig anderer Mensch. Ich bin nicht mehr ich.
    Ich meine, natürlich bin ich immer noch ich. Aber ich bin mein achtundzwanzigjähriges Ich. Wer immer das auch sein mag. Ich betrachte meine achtundzwanzigjährige Hand, als gäbe es dort irgendwelche Hinweise. Jemand, der sich offenbar eine private Krankenversicherung leisten kann und sich die Hände dermaßen gut maniküren lässt und ...
    Moment mal. Langsam drehe ich den Kopf und sehe die glänzende Louis Vuitton-Tasche.
    Nein. Das ist unmöglich. Diese

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