Kennen Wir Uns Nicht?
Milliarden-Dollar-Designer-Filmstar-Tasche kann doch nie im Leben wirklich ...
»Nicole?« Ich schlucke, versuche, beiläufig zu klingen. »Meinen Sie ... diese Tasche da gehört ... mir?«
»Müsste eigentlich.« Nicole nickt. »Ich seh mal für Sie nach ...« Sie öffnet die Tasche, holt eine passende Louis Vuitton-Geldbörse hervor und klappt sie auf. »Ja, es ist Ihre.« Sie dreht das Portemonnaie herum und zeigt mir eine Platin-AmEx-Karte, auf der »Lexi Smart« steht.
In meinem Kopf brennen ein paar Sicherungen durch, als ich die geprägten Buchstaben betrachte. Das ist meine Platin-Karte. Das ist meine Tasche.
»Aber diese Handtaschen kosten bestimmt... tausend Pfund.« Meine Stimme erstickt.
»Ich weiß«. Nicole lacht abrupt auf. »Ganz ruhig. Es ist Ihre!«
Zärtlich streiche ich über den Griff, wage kaum, die Tasche anzufassen. Ich kann nicht glauben, dass sie mir gehört. Ich meine ... wie komme ich dazu? Verdiene ich viel Geld, oder was?
»Ich hatte also wirklich einen Autounfall?« Ich blicke auf und will plötzlich alles über mich wissen, alles auf einmal. »Bin ich wirklich selbst gefahren? Mit einem Mercedes?«
»Offensichtlich.« Sie sieht sich meine ungläubige Miene an. »Hatten Sie denn 2004 keinen Mercedes?«
»Soll das ein Witz sein? Ich kann ja nicht mal Auto fahren.«
Wann habe ich es gelernt? Und seit wann kann ich mir plötzlich Designer-Handtaschen und Mercedes-Cabrios leisten?
»Sehen Sie in Ihrer Tasche nach!«, schlägt Nicole vor. »Vielleicht ist da was drin, was Ihrer Erinnerung auf die Sprünge hilft.«
»Okay. Gute Idee.« Mir wird ganz flau, als ich die Tasche öffne. Der Duft von Leder, vermischt mit einem mir unbekannten Parfüm, steigt in meine Nase. Ich greife hinein und hole erst mal eine kleine, goldene Puderdose von Estee Lauder hervor. Sofort klappe ich sie auf und riskiere einen Blick.
»Sie haben ein paar Schnittwunden im Gesicht, Lexi«, sagt Nicole eilig. »Aber keine Sorge, das heilt wieder.«
Als ich mir in dem kleinen Spiegel in die Augen sehe, bin ich sofort beruhigt. Das bin immer noch ich, trotz der fetten Schürfung am Augenlid. Ich bewege den Spiegel etwas, um noch mehr erkennen zu können, und zucke zusammen, als ich den Verband an meinem Kopf sehe. Dann sehe ich meine Lippen, seltsam voll und rosig, als hätte ich die ganze Nacht herumgeknutscht und ...
Oh, mein Gott.
Das sind nicht meine Zähne. Die sind ganz weiß. Die schimmern richtig. Ich sehe den Mund einer Fremden.
»Alles okay?« Nicole unterbricht meinen Taumel. »Lexi?«
»Ich möchte bitte einen richtigen Spiegel«, presse ich schließlich hervor. »Ich muss mich sehen. Könnten Sie mir vielleicht einen bringen?«
»Im Badezimmer hängt einer.« Sie kommt zu mir. »Es ist sowieso eine ganz gute Idee, wenn Sie sich etwas bewegen. Ich helfe Ihnen ...«
Ich klettere aus dem hohen Eisenbett. Ich bin ziemlich wacklig auf den Beinen, schaffe es aber, ins angrenzende Badezimmer zu tappen.
»Okay«, sagt sie, bevor sie die Tür schließt. »Sie könnten vielleicht einen kleinen Schreck bekommen, wenn Sie die Schnitte und Prellungen sehen. Sind Sie trotzdem bereit?«
»Ja. Es wird schon gehen.« Ich hole tief Luft und mache mich bereit. Sie schließt die Tür, an dessen Rückseite ein großer Spiegel angebracht ist.
Das bin ... ich!
Ich bin sprachlos. Meine Beine sind wie Pudding. Ich greife nach dem Handtuchhalter, um irgendwo Halt zu finden.
»Ich weiß, Ihre Verletzungen sehen schlimm aus.« Nicole hat ihren kräftigen Arm um mich gelegt. »Aber glauben Sie mir, die heilen bald ab.«
Dabei habe ich überhaupt kein Auge für die Schnitte. Und auch nicht für den Kopfverband und die Klammer an meiner Stirn. Ich betrachte nur das, was darunter ist.
»So sehe ich ...« Ich deute auf mein Spiegelbild. »So sehe ich nicht aus.«
Ich schließe die Augen und stelle mir mein altes Ich vor, um sicherzugehen, dass ich nicht den Verstand verliere. Mausgraue Zotteln, blaue Augen, etwas dicker als gewollt. Ganz nettes Gesicht, aber nichts Besonderes. Schwarzer Lidstrich und pinkfarbener Lippenstift aus dem Supermarkt. Der Standardlook von Lexi Smart.
Dann schlage ich die Augen wieder auf. Eine ganz andere Frau starrt mich an. Meine Frisur hat bei dem Unfall etwas gelitten, aber das Haar leuchtet kastanienbraun und ist glatt und gepflegt, überhaupt nicht zottelig. Meine Fußnägel sind rosa lackiert. Meine Beine sind golden gebräunt und dünner als vorher. Und muskulöser.
»Was hat
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