Kennen Wir Uns Nicht?
blicke kurz auf und verdrehe die Augen. »Genau.«
» Warst du.« Ihre Wangen sind ganz rot. »Wir ... waren nicht fair. Hör zu, wir waren alle sauer auf dich, und deshalb haben wir dir das Leben schwer gemacht.« Sie zögert, verdreht ein Papierhandtuch zu einem Zopf. »Ja, manchmal warst du zu ungeduldig. Aber du hast auch wirklich tolle Sachen gemacht. Du konntest die Leute gut motivieren. Alle haben sich mächtig ins Zeug gelegt. Sie wollten dich beeindrucken. Sie haben dich bewundert.«
Während ich ihr lausche, spüre ich, wie eine unterschwellige Spannung langsam von mir abfällt, wie eine Decke, die zu Boden gleitet. Nur dass ich nicht recht glauben kann, was ich da höre.
»Ihr habt mir das Gefühl gegeben, dass ich eine Bitch bin! Ihr alle!«
»Manchmal warst du ja auch eine Bitch.« Fi nickt. »Und manchmal musstest du es wohl sein.« Sie zögert, fädelt das Handtuch durch ihre Finger. »Carolyn hat es mit ihren Spesen wirklich übertrieben. Sie hatte einen kleinen Anschiss verdient. Aber das hast du nicht von mir!«, fugt sie eilig hinzu und grinst, und unwillkürlich muss ich auch grinsen.
Die Tür zur Damentoilette geht auf, und eine Putzfrau mit einem Wischmopp kommt herein.
»Lassen Sie uns noch zwei Minuten?«, sage ich in einem Ton, der keine Widerrede duldet. »Danke.« Die Tür geht wieder zu.
»Die Sache ist, Lex...« Fi lässt von ihrem verknoteten Handtuch ab. »Wir waren neidisch.« Sie sieht mich offen an.
»Neidisch?«
»Eben warst du noch Frettchen. Und plötzlich hast du so tolle Haare und tolle Zähne und dein eigenes Büro. Du hast das Kommando und sagst uns, was wir tun sollen.«
»Ich weiß.« Ich seufze. »Es ist verrückt.«
»Es ist nicht verrückt.« Zu meiner Überraschung kommt Fi herüber und nimmt mich bei den Schultern. »Es war eine gute Entscheidung, dich zu befördern. Du kannst eine Abteilung leiten, Lexi. Tausendmal besser als dieser bescheuerte Byron.«
Ich bin so gerührt davon, wie sehr sie an mich glaubt, dass ich einen Moment lang gar nichts sagen kann.
»Ich möchte doch nur ... dazugehören«, sage ich schließlich. »Zu euch.«
»Das wirst du auch. Das tust du schon. Aber irgendwer muss jetzt zu Simon reinmarschieren.« Fi geht in die Hocke. »Lexi, weißt du noch, wie wir in der Grundschule waren? Erinnerst du dich an das Sackhüpfen beim Sportfest?«
»Erinnere mich bloß nicht daran!« Ich verdrehe die Augen. »Das hab ich auch versaut, Bin volle Kanne hingeflogen.«
»Das ist nicht der Punkt.« Fi schüttelt energisch den Kopf. »Der Punkt ist, dass du auf dem besten Wege warst, zu gewinnen. Du lagst weit voraus. Und wenn du weitergehüpft wärst, wenn du nicht auf uns andere gewartet hättest... dann hättest du gewonnen.« Fast bedrohlich sieht sie mich an, mit diesen grünen Augen, die ich so gut kenne. »Mach einfach weiter. Denk nicht darüber nach. Sieh nicht zurück.«
Wieder geht die Tür auf, und wir zucken gemeinschaftlich zusammen.
« Lexi?« Es ist Natasha, und sie runzelt ihre blasse Stirn, als sie Fi und mich sieht. »Ich habe mich schon gewundert, wo Sie geblieben sind! Sind Sie bereit?«
Ich werfe Fi noch einen letzten Blick zu, dann stehe ich auf und hebe mein Kinn. »Ja, ich bin bereit.«
Ich schaffe es. Ich kann das. Als ich in Simon Johnsons Büro stolziere, ist mein Rücken steif und mein Lächeln starr.
»Lexi!« Simon strahlt. »Schön, Sie zu sehen. Kommen Sie, setzen Sie sich!«
Alle Anwesenden machen einen ganz entspannten Eindruck. Vier Männer sitzen um einen kleinen Tisch herum auf bequemen Ledersesseln. Kaffeetassen stehen bereit. Ein schlanker, grauhaariger Herr - Sir David Allbright ganz offensichtlich - unterhält sich mit seinem Nebenmann über eine Villa in der Provence.
»Ihr Gedächtnis funktioniert also wieder!« Simon reicht mir eine Tasse Kaffee. »Das ist eine wundervolle Neuigkeit, Lexi.«
»Ja, nicht wahr?«
»Wir haben gerade darüber gesprochen, wie sich der Juni 07 auswirken wird.« Er nickt zu den Unterlagen, die auf dem Tisch ausgebreitet liegen. »Ihr Timing ist gut, denn ich weiß ja, dass Sie dezidierte Ansichten zur Fusion der Abteilungen hatten. Sind Sie mit allen hier bekannt?« Er zieht einen Stuhl heran, aber ich setze mich nicht.
»Offen gesagt...« Meine Hände sind feucht, und ich klammere mich an den Ordner. »Offen gesagt, wollte ich gern mit Ihnen sprechen. Mit Ihnen allen. Über ... etwas anderes.«
Fragend blickt David Allbright auf. »Worüber
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