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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geschenkpapier eingewickelt und gekrönt von einer Schleife aus Satin. »Es ist ein Baby-Gym.«
    Als ich näher komme, weichen die anderen zurück. Offen gesagt, kann ich es ihnen nicht verübeln.
    »Hi, Lexi.« Lucinda blickt auf, strahlend angesichts der Aufmerksamkeit, die man ihr widmet.
    »Hi.« Ich nicke dem Baby in seinem weißen Strampelanzug kurz zu. »Herzlichen Glückwunsch, Lucinda. Und das ist... ein Mädchen? Ein Junge?«
    »Er heißt Marcus!« Beleidigt sieht Lucinda mich an. »Sie haben ihn doch schon gesehen!«
    Irgendwie bringe ich mich dazu, abschätzig mit den Schultern zu zucken. »Ich furchte, ich steh nicht so auf Babys.«
    »Sie frisst sie!«, höre ich jemanden flüstern.
    »Wie dem auch sei. Im Namen der Abteilung möchte ich dir das hier geben.« Ich reiche ihr das Paket.
    »Eine Rede!«, sagt Cläre.
    »Muss nicht sein«, sage ich mit drohendem Blick. »Alle zurück an die ...«
    »Muss es wohl«, hält Debs trotzig dagegen. »Es ist doch auch so was wie Lucindas Abschiedsfeier. Das geht unmöglich ohne eine Rede.«
    »Eine Rede!«, ruft jemand von ganz hinten. »Eine Rede!« Einige fangen an, auf die Tische zu klopfen.
    Oh, Gott. Ich kann mich unmöglich weigern. Chefs halten Reden über ihre Angestellten. So was muss sein.
    »Okay«, sage ich schließlich und räuspere mich. »Wir freuen uns alle für Lucinda, dass sie ihren Marcus bekommen hat. Sind aber traurig, ein so wertvolles Mitglied unseres Teams zu verlieren.«
    Ich merke, dass Byron sich zu dem Pulk gesellt und mich über seinen Becher hinweg beobachtet.
    »Lucinda war immer so ...«, ich nehme einen Schluck Kaffee, um Zeit zu schinden. »Sie saß immer ... am Fenster. Und hat ihren Pfefferminztee getrunken. Und sich um ihre europäischen Kunden gekümmert.«
    Ich blicke auf und sehe, dass Fi ganz hinten wild irgendeine Tätigkeit nachahmt.
    »Wir alle erinnern uns noch gut an Lucindas Leidenschaft fürs ... Radfahren«, sage ich unsicher.
    »Radfahren?« Lucinda wirkt etwas ratlos. »Sie meinen Reiten?«
    »Ja. Genau. Reiten«, verbessere ich mich eilig. »Und wir alle wussten zu schätzen, wie du dich um unsere ... französischen Kunden gekümmert hast.«
    »Mit Frankreich hatte ich nichts zu tun.« Wütend sieht mich Lucinda an. »Haben Sie eigentlich jemals gemerkt, was ich gemacht habe?«
    »Erzählen Sie doch die Geschichte von Lucinda und dem Billardtisch!«, ruft jemand von hinten, und alle lachen.
    »Nein!«, belle ich entsetzt. »Also ... auf Lucinda!« Ich hebe meinen Kaffeebecher.
    »Können Sie sich an die Geschichte denn nicht erinnern, Lexi?« Byrons barsche Stimme kommt von der Seite her. Ich sehe ihn an und habe plötzlich so ein hohles Gefühl im Bauch. Er hat es erraten.
    »Selbstverständlich kann ich mich daran erinnern.« Ich bemühe mich um eine schneidende Stimme. »Aber jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt für alberne Anekdoten. Wir sollten wieder an die Arbeit gehen. Alle Mann an die Schreibtische!«
    »Mein Gott, die ist aber `ne echte Bitch«, höre ich Lucinda murmeln. »Die ist ja noch schlimmer als vorher!«
    »Moment!« Byrons Stimme erhebt sich sanft über das mürrische Geplapper. »Wir haben das andere Geschenk für Lucinda vergessen! Den Mutter-und-Kind-Schwimmbad-Gutschein.« Mit übertrieben respektvoller Geste bringt er mir ein Stück Papier. »Da muss nur noch Lucindas Name eingetragen werden, Lexi. Das sollten Sie tun ... als Abteilungsleiterin.«
    »Ach, ja.« Ich nehme den Stift.
    »Sie müssen auch den Nachnamen eintragen«, fugt er wie beiläufig hinzu, als ich die Kappe abschraube. Ich blicke auf und sehe seine Augen leuchten.
    Dreck. Jetzt hat er mich.
    »Aber natürlich«, entgegne ich schroff. »Lucinda ... sag mir doch, unter welchem Namen du inzwischen firmierst.«
    »Unter demselben wie immer«, sagt sie verächtlich und wiegt ihr Baby im Arm. »Meinem Mädchennamen.«
    »Ach so.«
    So langsam wie möglich schreibe ich »Lucinda« auf die gepunktete Linie.
    »Und der Nachname?«, sagt Byron wie ein Folterknecht, der die Schraube anzieht. Verzweifelt sehe ich zu Fi hinüber, die mir etwas zu sagen versucht. Dobson? Dodgson?
    Ich halte die Luft an und schreibe vorsichtig ein D. Dann mache ich eine Pause und strecke meinen Arm aus, als müsste ich Lockerungsübungen machen. »Ich hab Probleme mit meinem Handgelenk«, sage ich zu niemand Bestimmtem. »Die Muskeln sind manchmal etwas ... steif...«
    »Lexi, geben Sie es doch zu«, sagt Byron kopfschüttelnd. »Das Theater ist

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