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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon?«
    »Sekunde, Eric!«, ruft Mum durch die Tür, dann flüstert sie mir zu: »Mach dich ein bisschen frisch, Spätzchen! Du siehst aus, als hätte man dich durch eine Hecke gezerrt.«
    »Sie kann nichts dafür, Mum«, sagt Amy. »Wenn man aus einem Wrack gezerrt wird, sieht man eben so aus.«
    »Ich kämm dir nur schnell die Haare ...« Mum kommt mit einem Taschenkamm auf mich zu und reißt an meinem Kopf herum.
    »Autsch!«, protestiere ich. »Davon wird mein Gedächtnis bestimmt nicht besser!«
    »So ...!« Sie rupft ein letztes Mal an meinen Haaren, dann wischt sie mit einem Taschentuchzipfel in meinem Gesicht herum. »Bist du bereit?«
    »Soll ich die Tür aufmachen?«, fragt Amy.
    »Nein! Warte ... eine Sekunde.«
    Vor Angst kriege ich Magenkrämpfe. Ich kann doch keinem Fremden in die Augen sehen und so tun, als wäre ich mit ihm verheiratet. Das ist einfach zu ... skurril.
    »Mum. Bitte.« Ich flehe sie an. »Das geht mir zu schnell. Sag ihm, er soll später noch mal wiederkommen. Morgen. Oder in ein paar Wochen.«
    »Sei nicht albern, Liebes!«, lacht Mum. Wie kann sie lachen! »Eric ist dein Mann. Du hast gerade einen Autounfall gehabt. Er macht sich schreckliche Sorgen um dich, und wir haben ihn lange genug warten lassen, den armen Kerl!«
    Als Mum zur Tür geht, kralle ich mich fest in meine Decke.
    »Was ist, wenn ich ihn nicht leiden kann? Was ist, wenn die Chemie zwischen uns nicht stimmt?« Nacktes Entsetzen packt mich. »Erwartet er, dass ich mit ihm zusammenlebe?«
    »Lass es einfach auf dich zukommen«, sagt Mum. »Wirklich, Lexi, du musst dir keine Sorgen machen. Er ist sehr nett.«
    »Solange du nicht sein Toupet erwähnst«, wirft Amy ein. »Oder seine Nazi-Vergangenheit.«
    »Amy!« Mum schnalzt tadelnd mit der Zunge und öffnet die Tür ein Stück weit. »Eric! Entschuldige, dass du warten musstest. Komm rein!«
    Es folgt eine unerträglich lange Pause - dann schwingt die Tür ganz auf. Und vor mir steht - mit einem gigantischen Blumenstrauß im Arm - der absolut atemberaubendste Mann, den ich je gesehen habe.

FÜNF
    Ich kriege kein Wort raus. Ich kann ihn nur anstarren. Dieser Mann sieht wirklich unfassbar gut aus. Göttlich, wie ein Armani-Model. Er hat kurze, braune Locken. Blaue Augen, breite Schultern, und er trägt einen teuren Anzug. Er hat ein ausgeprägtes Kinn, frisch rasiert.
    Wie habe ich mir bloß diesen Mann geangelt? Wie? Wie? Wie?
    »Hi«, sagt er, und seine Stimme klingt tief und weich wie von einem Schauspieler.
    »Hi!«, hauche ich atemlos.
    Sieh dir seinen Oberkörper an! Der trainiert bestimmt jeden Tag. Und dann die polierten Schuhe und die Designer-Uhr ...
    Mein Blick fällt auf sein Haar. Wer hätte gedacht, dass ich jemanden mit Locken heiraten würde? Komisch eigentlich. Nicht, dass ich was gegen Locken hätte. Ich meine, ihm stehen sie ausgezeichnet.
    »Meine Liebste!« Er tritt ans Bett, raschelt mit den teuren Blumen. »Du siehst schon so viel besser aus als gestern.«
    »Es geht mir gut. Ahm ... vielen Dank.« Ich nehme ihm die Blumen ab. Es ist das abgedrehteste, designermäßigste Gebinde, das ich je gesehen habe, alles in Weiß und Maulwurfsgrau. Woher um alles in der Welt kriegt man maulwurfsgraue Rosen?
    »Du bist also ... Eric?«, füge ich hinzu, nur um hundertprozentig sicherzugehen.
    Ich sehe ihm die Enttäuschung an, doch er bringt ein Lächeln zustande. »Ja. Richtig. Ich bin Eric. Erkennst du mich immer noch nicht?«
    »Nicht wirklich. Eigentlich ... überhaupt nicht.«
    »Wie ich dir gesagt habe«, wirft Mum ein. »Es tut mir so leid, Eric! Aber wenn sie sich nur ordentlich Mühe gibt, wird sie sich bestimmt auch bald an dich erinnern.«
    »Was soll das denn heißen?« Ich werfe ihr einen bösen Blick zu.
    »Nun, Liebes ...«, sagt Mum. »Ich habe gelesen, dass es nur eine Frage des Willens ist. Der Wille kann Berge versetzen.«
    »Ich gebe mir sehr wohl Mühe, mich zu erinnern, okay?«, sage ich empört. »Glaubst du etwa, ich möchte so sein?«
    »Wir werden es langsam angehen«, sagt Eric und ignoriert meine Mutter. Er setzt sich auf die Bettkante. »Mal sehen, ob wir irgendwelche Erinnerungen wachrufen können. Darf ich?« Mit einem Nicken deutet er auf meine Hand.
    »Ah ... ja. Okay.« Ich nicke, und er nimmt sie. Er hat schöne Hände, warm und fest. Aber es sind die Hände eines Fremden.
    »Ich bin‘s doch, Lexi«, sagt er mit eindringlicher Stimme. »Eric. Dein Mann. Wir sind seit fast zwei Jahren verheiratet.«
    Ich bin zu fasziniert,

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