Kennen Wir Uns Nicht?
als dass ich antworten könnte. Aus der Nähe sieht er noch viel besser aus. Seine Haut ist ganz weich und leicht gebräunt, und seine Zähne sind strahlend weiß ...
Oh, mein Gott, ich hatte Sex mit diesem Mann, schießt es mir durch den Kopf.
Er hat mich nackt gesehen. Er hat mir den Slip heruntergerissen. Wir haben Gott weiß was miteinander getrieben, und ich kenne ihn nicht mal. Zumindest... gehe ich davon aus, dass er mir den Slip heruntergerissen hat und wir Gott weiß was miteinander getrieben haben. Ich kann ihn ja nicht ernstlich fragen, solange Mum dabei ist.
Wie er wohl im Bett ist? Verstohlen sehe ich ihn mir genauer an. Nun, immerhin habe ich ihn geheiratet. Dann muss er wohl gut sein ...
»Geht dir etwas Bestimmtes durch den Kopf?« Eric hat meinen forschenden Blick gesehen. »Liebling, wenn du eine Frage hast, frag einfach ...«
»Nichts!« Ich laufe rot an. »Nichts! Entschuldige. Red bitte weiter!«
»Vor zweieinhalb Jahren haben wir uns kennengelernt«, sagt Eric. »Bei einem Empfang von Pyramid TV. Das ist die Produktionsfirma von Ambition, dieser Reality-Show, mit der wir beide zu tun hatten. Wir waren sofort voneinander fasziniert. Im Juni haben wir dann geheiratet und unsere Flitterwochen in Paris verbracht. Wir hatten eine Suite im Hotel George V. Es war traumhaft. Wir waren auf dem Montmartre, wir haben den Louvre besucht, jeden Morgen Cafe au Lait getrunken ...« Er stockt. »Kannst du dich an irgendwas davon erinnern?«
»Nicht so richtig«, sage ich und habe dabei ein schlechtes Gewissen. »Tut mir leid.«
Vielleicht hat Mum recht. Ich sollte mir mehr Mühe geben. Mach schon! Paris. Mona Lisa. Männer in gestreiften Hemden. Denk nach! Ich schicke meinen Verstand auf die Reise, versuche verzweifelt, Erics Gesicht mit Bildern von Paris zusammenzubringen, um eine Erinnerung hervorzukitzeln ...
»Waren wir auf dem Eiffelturm?«, sage ich schließlich.
»Ja!« Seine Miene hellt sich auf. »Du erinnerst dich? Wir standen im Wind und haben uns gegenseitig fotografiert...«
»Nein.« Ich schneide ihm das Wort ab. »Das habe ich nur geraten. Du weißt schon: Paris ... Eiffelturm ... Es lag nahe.«
»Oh.« Enttäuscht nickt er, und wir schweigen. Zu meiner Erleichterung klopft es an der Tür, und ich rufe: »Herein!«
Nicole tritt ein, mit einem Klemmbrett in der Hand. »Müsste nur mal kurz den Blutdruck messen ...« Da sieht sie, dass Eric meine Hand hält. »Oh, Verzeihung! Ich wollte nicht stören.«
»Keine Sorge«, sage ich. »Das ist Schwester Nicole, die sich rührend um mich kümmert.« Ich deute in die Runde. »Das ist meine Mum, meine Schwester .., und das ist mein Mann. Er heißt...«, ich werfe ihr einen vielsagenden Blick zu,»... Eric.«
»Eric!« Nicoles Augen leuchten. »Wie schön, Sie kennenzulernen, Eric!«
»Es ist mir ein Vergnügen.« Eric nickt ihr zu. »Ich bin Ihnen unendlich dankbar, dass Sie sich um meine Frau kümmern.«
Meine Frau. Bei dem Gedanken will sich mir der Magen umdrehen. Ich bin seine Frau. Das klingt alles so erwachsen. Ich wette, wir haben auch eine Hypothek. Und eine Alarmanlage.
»Das Vergnügen ist ganz meinerseits.« Nicole schenkt ihm ein höfliches Lächeln. »Lexi ist eine vorbildliche Patientin.« Sie wickelt die Manschette um meinen Arm und wendet sich mir zu. »Ich will nur kurz das Ding hier aufpumpen ...Er ist fantastisch!«, raunt sie mir zu und hebt heimlich den Daumen. Unwillkürlich strahle ich sie an.
Es stimmt. Er ist wirklich fantastisch. Mit Männern aus seiner Liga bin ich früher nicht mal ausgegangen. Geschweige denn, dass ich sie geheiratet hätte. Geschweige denn, dass ich mit ihnen im Hotel George V. Croissants gegessen hätte.
»Ich würde dem Krankenhaus gern eine Spende zukommen lassen«, sagt Eric zu Nicole, und seine tiefe Schauspielerstimme erfüllt den ganzen Raum. »Falls es da gerade einen Spendenaufruf oder so etwas gibt...«
»Das wäre ja wundervoll!«, ruft Nicole aus. »Momentan wird für einen neuen Computertomograph gesammelt.«
»Vielleicht könnte ich den Marathon dafür mitlaufen?«, schlägt er vor. »Ich laufe jedes Jahr für einen anderen wohltätigen Zweck.«
Ich platze fast vor Stolz. Keiner meiner Freunde ist je bei einem Marathon mitgelaufen. Loser Dave schaffte es ja kaum vom Sofa bis zum Fernseher.
»Nun, denn!«, sagt Nicole, als sie der Manschette an meinem Arm die Luft rauslässt. »Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Eric. Lexi, mit Ihrem Blutdruck ist alles in
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