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Kennwort: Schwarzer Ritter

Kennwort: Schwarzer Ritter

Titel: Kennwort: Schwarzer Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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tun.“
    „Clarice hat gesagt, du wärst über eine Stunde in Teds Büro gewesen. Warum so lange? Hat er dich in die Mangel genommen? Wenn er das getan hat, dann …“
    „Nein, nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Er war freundlich. Er war eben nur … Ted.“ Sie nahm Mitchs Arm. „Komm, lass uns gehen. Ich erzähl dir alles unterwegs.“
    Auf der Fahrt nach Hause rief Kate Frankie an, berichtete ihr von den Neuigkeiten und sagte, dass sie den Rest des Nachmittags freinähme.
    Der Himmel über der Stadt war stahlgrau geworden, und die Straßen rochen nach Frühlingsregen. Zu jeder anderen Zeit hätte Kate einen Spaziergang gemacht, aber heute verspürte sie dazu keine Lust. Sie dachte intensiv über die Ereignisse der letzten Stunden nach und fragte sich, was sie hätte tun können, um den Mord an Charlene zu verhindern.
    Detective DiLuca hatte keine Zeit vergeudet und sofort die nächste Angehörige des Mädchens ausfindig gemacht, eine ältere Tante, die in Pennsylvania lebte, aber zu krank war, um zu reisen oder auch nur zu wissen, auf welche Weise ihre Nichte ihren Lebensunterhalt verdient hatte.
    Kate verspürte keinen Appetit auf den Cheeseburger, den Mitch bei McDonalds gekauft hatte. Sie saß auf dem Sofa und hatte die Arme um die hochgezogenen Knie gelegt.
    Sie fühlte sich ausgelaugt und fragte sich ernsthaft, ob sie wirklich zäh genug für dieses Geschäft war. Vielleicht hatte Eric Recht. Vielleicht war ihr Beruf zu gefährlich geworden – nicht für sie, denn auf sich konnte sie aufpassen, sondern für ihre Tochter. Wie oft würde sie Alison noch fortschicken müssen, weil irgendein Verrückter sie bedrohte? Wie viele unschuldige Menschen würden noch sterben müssen?
    Vielleicht war das Zivilrecht die sicherere Zukunft. Sie drückte die Stirn gegen die Knie. Vielleicht war sie auch einfach nur zu müde, um einen klaren Gedanken zu fassen.
    Sie spürte Mitchs Hand in ihrem Nacken. Er begann, die Anspannung wegzumassieren, die sich an dieser Stelle in den vergangenen zwei Stunden festgesetzt hatte. Sie schloss die Augen. „Sie war so jung“, sagte sie halb zu Mitch und halb zu sich selbst. „Gerade zweiundzwanzig.“
    „Ich weiß. Denk nicht mehr darüber nach.“
    „Ich kann nicht anders. Ich habe das Gefühl, dass ich an ihrem Tod schuld bin.“
    „Du hättest nichts tun können, um zu verhindern, was heute passiert ist.“
    „Hätte ich sie doch bloß davon abhalten können, diese E-Mail zu senden.“
    „Wie denn? Als LuAnn dir davon erzählt hat, hatte Charlene sie doch schon längst losgeschickt.“
    „Ich hätte sie nicht um Hilfe bitten dürfen“, beharrte sie.
    „Das war LuAnns Idee. Du hattest doch von Anfang an Bedenken gehabt, weißt du das nicht mehr? Im Gegensatz zu LuAnn. Und auch Charlene.“
    „Aber nur, weil sie nicht wusste, auf was sie sich da einließ.“
    „Da wäre ich mir nicht so sicher. Mädchen wie Charlene lieben das Risiko. Vielleicht war es für sie eine willkommene Gelegenheit, etwas Aufregendes zu erleben, etwas außerhalb der Normalität, und dann hat sie es eben gemacht.“
    Kate legte ihre Wange auf die Knie und schaute ihn an. „Wie kannst du bloß so nüchtern sein, Mitch? So … unbeteiligt. Ist das für dich nur ein Routinetod? Bloß ein weiterer Fall?“
    Er schüttelte den Kopf. „Tod ist niemals Routine, Kate. Es gibt Momente, da habe ich das Gefühl, nie mehr Zeuge einer Autopsie sein zu können, zu einer trauernden Familie gehen oder an einer Beerdigung teilnehmen zu können. Das Erste, was dir in der Polizeischule eingehämmert wird, ist: lass weder dich noch deine Arbeit vom Tod beeinflussen. Aber du kannst es nicht vermeiden. Du lernst nur, es nicht zu zeigen. Ich fühle mich mies, weil ein junges Mädchen tot ist, doch selbst auf die Gefahr, herzlos zu klingen: Um dich mache ich mir mehr Sorgen. Wenn du zur falschen Zeit in Charlenes Apartment gewesen wärst, hätte der Mörder ohne weiteres auch dich umbringen können.“
    Dieser Gedanke war ihr auch schon gekommen. Und was würde aus Alison, wenn sie, Kate, stürbe? Wer würde sich um ihre Tochter kümmern, sie beschützen, dafür sorgen, dass sie nicht zu schnell erwachsen wurde?
    Sie schlief in Mitchs Armen ein, aber im Traum musste sie immer wieder den schrecklichen Moment in Charlenes Apartment durchleben. In ihrem ruhelosen Schlaf sah sie das Blitzen einer Klinge und einen Mann ohne Gesicht auf einem Pferd. Er trug das Kostüm eines schwarzen Ritters und ritt durch die Wohnung,

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