Kennwort: Schwarzer Ritter
und sein blinkendes Schwert schlitzte jeden auf, der sich ihm in den Weg stellte.
„Haltet den Mann!“ schrie Kate, als sein Pferd die Treppe hinuntergaloppierte. „Er ist ein Mörder. Haltet ihn.“
Mitten in der Nacht fuhr sie schweißgebadet aus dem Schlaf hoch. Sie rang mit Mitch, der versuchte, sie zu beruhigen.
„Shh. Es ist alles in Ordnung“, murmelte er, als sie mit den Fäusten auf seinen Brustkorb hämmerte. „Es ist alles in Ordnung.“
Sie presste ihre Wange gegen seine Schulter und vertraute dem Schutz seiner Stärke. „Geh nicht fort“, murmelte sie.
„Niemals.“ Mit seiner sanften, beruhigenden Stimme redete er auf sie ein, bis sie wieder eingeschlafen war.
30.
KAPITEL
D er junge Fischer hatte nicht auf der Liste gestanden, weil der Renault nach Auskunft von Emiles Freund Michel von der Gendarmerie auf William Adler zugelassen war, einen Engländer aus Manchester, der jetzt im Chemin de Teileria 13 in Ascain wohnte. Adlers Freundin war Amerikanerin. Sie hieß Jessica Van Dyke und war Englischlehrerin am städtischen Lycée Grégoire.
Diese Auskunft hatte Emile ein ziemlich teures Mittagessen in der Brasserie du Port gekostet, aber er beklagte sich nicht. Ohne Michels Hilfe hätte er wahrscheinlich noch lange gebraucht, um Adlers Identität herauszufinden.
Die nächsten beiden Tage hatte Emile damit verbracht, den Tagesablauf des Paares zu beobachten, an dem sich glücklicherweise nicht viel änderte. Adler war von Montag bis Samstag auf dem Meer, von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends, und Miss Van Dyke unterrichtete bis auf die Wochenenden täglich von neun bis vier Uhr. Damit blieb ihm genügend Zeit, ihr Haus zu durchsuchen und Beweise dafür zu finden, dass Adler in Wahrheit Todd Buchanan war.
Und heute war der Tag, an dem er diese Nachforschungen machen wollte. Früh am Morgen hatte er seinen Chef angerufen und ihm gesagt, er habe
une crise de foie
, diese alte verlässliche Leberschwäche, die jeden Franzosen mit Selbstachtung hin und wieder plagte. Monsieur Laborde hatte ihm geraten, sich auszuruhen und viel Wasser zu trinken, und am nächsten Morgen wäre er wieder wie neugeboren.
Um halb zehn, eine Dreiviertelstunde, nachdem Miss Van Dyke in ihrem Renault weggefahren war, setzte Emile sich in seinen gemieteten Opel und fuhr nach Ascain, ein Dorf in den Hügel südlich von Saint-Jean-de-Luz. Er wusste bereits, dass das Haus, das Adler angemietet hatte, in einiger Entfernung vom nächsten Nachbarn entfernt lag, ein kluger Schachzug, wenn man auf der Flucht war. Trotzdem näherte Emile sich dem Haus mit Vorsicht und behielt die Umgebung im Auge, um sicher zu sein, dass er nicht beobachtet wurde.
In ein fremdes Haus einzudringen, war immer riskant, obwohl verschlossene Türen kein Hindernis für ihn darstellten. Glücklicherweise war dieses mit altmodischen Schlössern ausgestattet, und er brauchte kaum mehr als dreißig Sekunden, um sie zu öffnen.
Er stand in einem großen, sonnendurchfluteten Raum, der zum Teil Küche, zum Teil Wohnzimmer war, mit einem Tisch und vier Stühlen, einem Holzofen, einem Sofa, das mit einem hellblauen Stoff bezogen war, und einem Fernsehgerät. Ein Schlafzimmer und ein Bad lagen im hinteren Teil des Hauses.
Weil die meisten Menschen wichtige Unterlagen im Schlafzimmer aufbewahren, begann er dort mit der Suche, ohne genau zu wissen, was er eigentlich suchte. Er würde es wissen, wenn er es entdeckt hätte. Er schaute in einen Schrank mit nach Lavendel duftender Bettwäsche, zwei Nachttischen und einen Schreibtisch, aber alles, was er fand, war ein Ausweis, der auf Jessica Van Dyke, San Diego, Kalifornien ausgestellt war, und einen anderen mit dem Namen von William Adler, Manchester, England.
Auf den ersten Blick wies das Passfoto nur wenig Ähnlichkeit mit dem auf, das Emile aus der
International Herald Tribune
ausgeschnitten hatte. Adlers Haare waren dunkler und länger. Auf dem Bild trug er auch einen Bart, den er mittlerweile abrasiert hatte, und eine schwarz gerahmte Brille, die ihn älter erscheinen ließ. Aber die dichten geraden Augenbrauen, das eckige Kinn und die breite Stirn waren dieselben. Und wenn er sich die rechte Wange genauer ansah, unmittelbar über dem Bart, konnte er das kleine Grübchen erkennen, das er auch im Gesicht des Mannes bemerkt hatte.
Er legte die Pässe auf den Tisch, blätterte bis zu den Seiten, auf denen die Fotos waren, holte eine Kamera aus seinem Rucksack und machte mehrere Aufnahmen, ehe er die
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