Kennwort: Schwarzer Ritter
gewohnt war, ließ sie auch dieser ziemlich kalt. Als sie das Empfangszimmer betrat, sah sie gerade noch, wie Frankie die gerahmte Fotografie ihres letzten Lovers in den Papierkorb schmetterte.
Sie lehnte sich gegen Frankies Schreibtisch und nahm ein paar Zettel aus dem Postkorb, auf die Frankie Mitteilungen und Wünsche der Anrufer notiert hatte. „Ärger mit Roméro?“ fragte sie, während sie die rosafarbenen Papiere durchsah.
Frankie warf ihr einen bösen Blick zu. Sie war keine Schönheit im klassischen Sinne, aber ihr Gesicht hatte einen exotischen Ausdruck, der die Blicke der Männer unweigerlich auf sich zog. Ihre Augen waren von einem hellen, fast durchscheinenden Blau. Sie hatte schmale, kühn geschwungene Augenbrauen und einen herzförmigen Mund, der stets in einem lebhaftem Rot angemalt war. Wie immer hatte sie ihr schwarzes Haar zu einem festen Zopf geflochten, den sie täglich mit einem anderen Kamm zusammenhielt. Heute war er aus Perlmutt.
„Erwähnen Sie nie wieder den Namen von diesem Mistkerl“, warnte sie.
Als Kate verständnisvoll nickte, schlug Frankie mit der Faust auf den Schreibtisch. „Wussten Sie, dass er sich hinter meinem Rücken mit seiner Exfreundin getroffen hat?“
Kate, die Roméro nie kennen gelernt hatte, schüttelte den Kopf.
„Ich habe ihn beim Mittagessen erwischt. In einem kleinen gemütlichen Lokal, wo er mit niemandem außer mir hingehen wollte. Das hat er mir sogar geschworen.“
„Das tut mir Leid.“ Kate meinte es ehrlich. „Ich hatte gedacht, dass es diesmal länger dauern würde.“
„Er wohl auch, da bin ich mir sicher.“ Frankie schnaubte verächtlich. „Er hatte ja auch allen Grund dazu. Ich habe ihm das Essen gekocht, die Hemden gewaschen und die Rechnungen bezahlt, wenn wir ausgegangen sind. Und was ist der Dank von diesem kleinen Stinker? Er vögelt seine Exfreundin aus der Schulzeit!“
Wütend trat sie gegen den Papierkorb, der in hohem Bogen durch den Raum flog. „Jedenfalls habe ich meine Lektion gelernt. Für mich ist das Kapitel Männer abgeschlossen.“
Kate lächelte. Ehe sie Fairchild Baxter zusammen mit Frankie verlassen hatte, waren die unglücklichen Liebesabenteuer der Sekretärin stets das Gesprächsthema Nummer eins in der Kanzlei gewesen. Glücklicherweise hatte ihr häufiger Liebeskummer keinen Einfluss auf ihre Arbeit. Frankie war sowieso immer dann am besten in ihrem Job, wenn sie litt.
Nun schien sie ihre persönlichen Probleme zur Seite zu schieben und schaute Kate an. „Genug von meinem verkorksten Liebesleben. Wie ist es denn heute gelaufen?“
Kate las eine der Nachrichten und seufzte frustriert. Sie war von Ed Gibbons. „Der Richter hat zu Gunsten von Melanie entschieden“, antwortete sie. „Sie hat das volle Sorgerecht für ihre Tochter bekommen. Der Vater darf sie alle zwei Monate sehen – allerdings nur, wenn jemand dabei ist. Ich wette, dass er kein einziges Mal auftauchen wird. Alles, was er von Melanie wollte, war Geld. Prudence war ihm immer ziemlich egal.“
Ein leichter Schauder durchfuhr Frankie. „Dieser Mann jagt mir Angst ein. Ich bin froh, dass Melanie ihn los ist.“ Sie wartete auf eine Reaktion von Kate. Als sie nichts sagte, hob sie die Augenbrauen und stellte ihr die Frage, mit der sie gerechnet hatte. „Hat Melanie Sie bezahlt?“
„Sie hat es versucht. Aber ich habe es nicht zugelassen.“
Frankie wedelte mit den Armen durch die Luft. „Und wieso nicht? Sie haben ihr doch schon die Gebühren erlassen. Warum haben Sie sich nicht an die Abmachung gehalten, die Sie beide vereinbart haben – jede Woche hundert Dollar, bis Sie Ihr ganzes Honorar haben?“
„Weil sie zwei Jobs hat und jeden Cent braucht, um den Privatdetektiv zu bezahlen, den ich engagiert habe, damit er Erkundigungen über ihren Ehemann einzieht. Mit anderen Worten: die Frau ist pleite.“
Frankie rollte mit den Augen. „Und Sie schwimmen im Geld?“
„Ich weiß, dass es im Moment ein bisschen eng ist …“
„Ein bisschen eng?“ Frankie nahm einen Stapel Rechnungen von ihrem Schreibtisch und hielt sie hoch. „Die Miete für diesen Palast ist fällig am 15. Auch die Rechnungen für die Möbel, die Computer und das Telefon. Wenn Sie nicht zufällig eine gute Fee kennen, die ein paar Nullen auf Ihr Bankkonto zaubert, stecken wir ganz schön in der Scheiße.“
„Das wird schon werden. Ed Gibbons’ Scheck mit dem Vorschuss muss jeden Tag eintreffen.“
„Da würde ich mich nicht drauf verlassen.“ Frankie
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