Kennwort: Schwarzer Ritter
deutete mit dem Kinn auf die Nachricht, die Kate immer noch in den Fingern hielt. „Dollars gegen Doughnuts. Das da bedeutet einen neuen Aufschub.“ Sie schüttelte missbilligend den Kopf. „Sehen Sie den Tatsachen ins Gesicht, Boss. Der Mann ist ein Irrer. Dem geht einer ab, wenn er Anwälte zum Narren hält.“
Ehe Kate etwas erwidern konnte, fügte sie hinzu: „Vorhin hat eine Frau angerufen. Sie wollte Sie unbedingt sprechen, deshalb habe ich sie zum Gericht geschickt. Haben Sie sie getroffen?“
„Ja. Sie hat mich auf der Straße angesprochen.“
Frankie sah sie erwartungsvoll an. „Potenzielle Mandantin?“
„Ihr Verlobter möglicherweise. Ihm wird ein Mord vorgeworfen, den er nicht begangen haben will.“
Frankies Stimmung hob sich sichtlich. „Hat er Geld?“
„Nach den Worten von Miss Van Dyke spielt Geld keine Rolle.“
„Das ist Musik in meinen Ohren.“ Frankie beugte sich nach vorn. „Wen hat der Knabe denn kaltgemacht?“
„Das Opfer war seine frühere Frau.“
„Aus der Gegend?“
„Alexandria, aber der Mord geschah in Fairfax.“ Sie wartete auf eine Reaktion. Als nichts kam, setzte sie hinzu: „Die Frau war Molly Buchanan.“
Frankies große runde Augen wurden noch ein wenig größer. „Mitchs Schwester?“
Kate nickte. „Miss Van Dyke glaubt, dass ihr Verlobter unschuldig ist. Sie will mir einen Vorschuss über hunderttausend Dollar geben, wenn ich den Fall übernehme.“
Frankie stieß einen langen Pfiff aus. „Hundert Riesen. Wow! Dann spielen Sie ja in der ersten Liga, Boss.“
„Ja, aber …“ Kate schaute die restlichen Notizen an – insgesamt vier Zettel. „Ich habe ihr noch keine Zusage gegeben.“
„Sie machen sich Gedanken wegen Mitch.“
„Da habe ich auch allen Grund zu, finden Sie nicht?“
„Ich weiß nicht“, meinte Frankie zuversichtlich. „Mitch ist ein verständnisvoller Mann. Geschäft und Privatleben sind für ihn zwei total verschiedene Sachen.“
Ihr Optimismus klang wirklich ansteckend. Das Problem war nur: Kate glaubte kein Wort davon.
3. KAPITEL
K ate saß in einem der tiefen, mit blauem Stoff bezogenen Polstersessel in ihrem Büro und beobachtete, wie das Bild auf dem Fernsehschirm einige Male verschwamm und wieder scharf wurde, ehe es sich stabilisierte. Hätte sie nicht gewusst, dass der braun gebrannte, muskulöse Mann mit dem langen blonden Haar Todd Buchanan war, hätte sie ihn niemals erkannt. Nicht nur sein Aussehen hatte sich verändert, auch seine ganze Haltung. Nach sechs Jahren als Sportreporter beim Fernsehen hatte sich keiner vor der Kamera wohler fühlen oder natürlicher geben können als Todd Buchanan. Doch auf diesem Band wirkte er ausgesprochen verunsichert und schaute immer wieder an der Kamera vorbei, vermutlich zu Jessica, während er eine möglichst bequeme Position auf dem Sofa suchte.
„Hallo.“
Kate musste lächeln, als sie sein linkisches Grinsen sah. Er erinnerte sie an sich selbst, wenn sie gefilmt wurde.
„Wenn Sie erst mal hier angelangt sind“, fuhr er fort, „dann wissen Sie wohl, wer ich bin und dass man mich verdächtigt, meine Frau Molly umgebracht zu haben.“ Er zog seine Jeans glatt, ehe er wieder aufschaute. Im Hintergrund hörte Kate ein leises Soufflieren. Dann nickte Todd, räusperte sich und sprach mit einer lauteren, selbstsichereren Stimme weiter. „Also gut, fangen wir an. Ich habe so etwas noch nie getan, also bitte haben Sie Nachsicht mit mir.“
Er schaute geradewegs in Kamera. Sein Gesichtsausdruck war ernst. „Es ist kein Geheimnis, dass es zwischen mir und Molly nicht mehr so gut lief. Nun ja, zuerst schon, aber nach etwa einem Jahr veränderte sie sich und schien das Interesse an unserer Ehe zu verlieren. Sie ging abends oft aus und wollte mir nicht sagen, wohin oder mit wem. Sie versicherte mir, dass sie mich nicht betrog, aber als ich eines Abends ihre Handtasche durchsuchte, fand ich eine Packung Kondome und wusste, dass sie log.“
Er blickte auf seine verschränkten Hände hinunter und verstummte. Dieses Mal wurde ihm nichts von der anderen Seite der Kamera zugeflüstert. Einige Sekunden später schaute Todd wieder entschlossen auf. „Was unsere Haushälterin der Polizei erzählt hat, ist wahr. Molly und ich haben uns oft gestritten. Wir hatten auch am Nachmittag vor dem Mord einen Streit. Einen ziemlich hässlichen, an dessen Ende ich Molly sagte, dass ich sie umbringen würde, wenn sie nicht aufhörte, sich wie eine Nutte aufzuführen.“
Sein
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