Kennwort: Schwarzer Ritter
herausfinde, wenn ich erst einmal mit meinen Recherchen anfange, und deshalb haben Sie sie gewarnt.“
Emile antwortete nicht.
„Wo sind sie, Emile? Haben Sie ihnen bei der Flucht geholfen? Es gibt Gesetze, die das verbieten, das wissen Sie doch, oder? Sehr strenge Gesetze.“
Emile blieb schweigsam.
Maurice zuckte mit den Schultern. „Gut, es spielt auch keine Rolle. Die Story steht morgen sowieso in der Zeitung – auf der Titelseite. Sie ist nicht so detailreich, wie Ihre es gewesen wäre, oder so persönlich. Und natürlich kann ich Buchanan auch nicht der Polizei übergeben, was eine hübsche Dreingabe gewesen wäre. Aber dank meiner Freunde bei Interpol habe ich genug Information sammeln können, um dem
Bordeaux-Matin
landesweite Aufmerksamkeit zu verschaffen.“
Maurice hatte also Interpol angerufen. Nun, das war keine Überraschung. Er und die ausgesprochen fähige internationale Polizei hatten immer ein gutes Verhältnis gehabt. Erst im vergangenen Jahr hatte der
Bordeaux-Matin
eine wichtige Rolle bei der Festnahme eines berüchtigten Kunstdiebes gespielt. Das Problem war, dass sie jetzt jede Minute an seine Tür klopfen konnten und seine, Emiles, volle Unterstützung verlangen würden, um Buchanan zu verhaften, andernfalls …
Maurice ließ ihn ein paar Sekunden lang nicht aus den Augen. „Warum, Emile? Sie hätten alles zurückhaben können – Ihre Stelle, Ihre Familie, Respekt, sogar die Bewunderung Ihrer Kollegen. Und Sie haben das alles aufgegeben. Warum?“
„Es liegt wohl daran, dass ich im Alter ein weiches Herz bekommen habe.“
„Diese Leute haben Ihnen doch nichts bedeutet. Warum ist Ihr Herz so weich geworden?“
„Sie sind doch der Starreporter, Maurice. Finden Sie’s heraus.“
Sobald sein ehemaliger Chef gegangen war, schloss Emile die Tür zu seinem Apartment auf, suchte die Nummer des Flughafens Charles de Gaulle und rief bei der Information an. Er musste Todd sagen, dass inzwischen auch Interpol hinter ihm her war. Wie der junge Amerikaner ihnen entkommen konnte, war seine Angelegenheit.
Nachdem er mit drei Flughafenangestellten gesprochen hatte, wurde er endlich mit jemandem verbunden, der für die Passagierlisten zuständig war. Er hörte, wie Mr. Adler über Lautsprecher ausgerufen und gebeten wurde, zum nächsten Informationsschalter zu kommen. Die Ansage wurde drei Mal wiederholt. Niemand reagierte darauf. Als Emile bei Fluggesellschaft, mit der die beiden von Biarritz nach Paris geflogen waren, anrief, bestätigte man ihm, dass die Maschine vor einer Stunde planmäßig gelandet war.
Entweder war Todd bereits an Bord der Maschine nach Amerika, oder Interpol hatte ihn inzwischen verhaftet.
Emile seufzte. Jetzt konnte er nichts mehr tun.
Am Sonntagmorgen hatte sich die Nachricht, dass Todd Buchanan auf dem Weg in die Staaten war, um sich zu stellen, wie ein Lauffeuer in der Hauptstadt des Landes verbreitet.
Emile Sardoux, der französische Reporter, den Todd bei dem kurzen Telefongespräch mit Kate erwähnt hatte, war wegen Beihilfe verhaftet worden. Man drohte ihm mit Gefängnis, falls er nicht sagte, was er wusste. Er sagte alles.
Von Zeit zu Zeit unterbrachen die lokalen Fernsehstationen ihr Programm, um ihre Zuschauer mit den neuesten Nachrichten zu füttern. Spekulationen wucherten, als so genannte Experten auf dem Gebiet – Kriminologen, Anwälte und sogar ein oder zwei ehemalige Richter – ihre Meinungen über den Fall ausführlichst kundtaten und Mutmaßungen über Todds Zukunft abgaben, falls er sich den Behörden stellte.
Frank Sykes hatte eine kurze Presseerklärung abgegeben und mitgeteilt, dass man Todd am Flughafen von Washington erwarten, festnehmen und ihn formell des Mordes an Molly Buchanan anklagen würde. Sein neuer Verteidiger, Jacob Winters, war über Todds Ankunft unterrichtet worden. Während Frank sich geweigert hatte, Todds genaue Ankunftszeit bekannt zu geben, hatte der publicitysüchtige Winters der Presse entsprechende Informationen zukommen lassen.
„Auf dem Flughafen wird der Teufel los sein“, murmelte Kate, als sie und Mitch die neuesten Nachrichten sahen.
Seit Todds Anruf hatte sie sich wieder beruhigt und war inzwischen mehr frustriert als ärgerlich. Leid tat ihr auch Jessica. Die ersten beiden Schwangerschaftsmonate waren ziemlich risikoreich; jede Stresssituation konnte zu einer Belastung werden. Und jetzt war die junge Frau gezwungen worden, ihr Haus zu verlassen, ihre Habe aufzugeben und dazu alles, was ihr lieb und
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