Kennwort: Schwarzer Ritter
hoch, „ist für Mitch.“ Ihre Augen leuchteten vor Freude. „Es sind silberne Manschettenknöpfe mit alten afrikanischen Verzierungen.“
Kates Lächeln erstarb. „Silberne Manschettenknöpfe? Die waren doch bestimmt sehr teuer.“
Alison zuckte mit den Schultern. „Megan hat mir das Geld gegeben. Glaubst du, dass sie Mitch gefallen?“
„Da bin ich ganz sicher.“ Kate nahm sich vor, ein ernstes Wort mit Megan zu reden.
„Können wir ihn nicht anrufen und fragen, ob er vorbeikommen will? Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass er dich zum Flughafen begleiten würde.“
Kate wandte den Blick ab. Sie hatte schon darauf gewartet, dass Alison sich nach Mitch erkundigen würde. „Er muss heute Nacht arbeiten“, improvisierte sie. „Aber ich bin sicher, dass er uns bald besuchen wird.“
„Ich kann es kaum erwarten, ihm die Muscheln zu zeigen, die ich gesammelt habe.“ Sie legte das goldene Kästchen neben die anderen Päckchen auf ihren Schreibtisch. „Mom, du und Mitch …“
Kate begann, die schmutzige Wäsche zu sammeln, die Alison auf dem Bett verteilt hatte. „Was ist mit Mitch und mir?“
„Bevor ich gefahren bin, habe ich gehört, wie du Maria erzählt hast, dass ihr nicht viel Zeit füreinander habt.“
„Ich habe nicht gewusst, dass du zugehört hast.“
„Ich wollte dich nicht belauschen, Mom, wirklich.“ Sie leerte den Rest ihres Koffers und sah sehr erwachsen aus. Und sehr groß. „Aber du hattest Recht. Du und Mitch, ihr verbringt wirklich nicht viel Zeit zusammen.“
„Das liegt daran, dass wir beide viel zu tun haben. Mitch hat Schichtdienst, und ich habe eine neue Kanzlei …“
„Ich weiß.“ Sie strahlte. „Und ich habe die Lösung.“
„Wirklich?“
„Ja. Ich könnte doch einen Teil des Jahres, sagen wir mal sechs Monate, bei Dad und Megan wohnen. Dann hättet ihr viel Zeit füreinander und bräuchtet euch keine Sorgen zu machen, dass ich ins Zimmer platze und euch alles verderbe.“
Alison spielte zweifellos auf jenen Nachmittag kurz vor Weihnachten an, als sie Kate und Mitch beim Küssen unter dem Mistelzweig erwischt hatte. Alle drei hatten sich danach ein wenig unbehaglich gefühlt, bis Mitch auf seine lässige Weise eine launige Bemerkung machte und Alison zum Lachen brachte.
„Du hast mir noch nie etwas verdorben, Alison.“
„Aber würdest du nicht manchmal lieber etwas mehr Privatleben haben?“
„Nein. So wie es ist, finde ich es in Ordnung.“
„Aber …“
„Zunächst einmal“, fuhr Kate fort, „ist da deine Schule.“
„Das ist kein Problem. Megan hat schon gesagt, dass sie mich fahren würde.“
„Du hast darüber bereits mit Megan gesprochen?“ Kate konnte ihren Ärger nicht verbergen.
„Erst nachdem ich erfahren habe, dass Candace bei ihnen wohnt. Ich habe auch mit Daddy gesprochen. Er sagte, wenn du einverstanden wärst, dann hätte er auch nichts dagegen.“
Jetzt wurde es langsam Zeit, ein Machtwort zu sprechen. „Nein, ich bin nicht damit einverstanden, Alison. Wir werden an den Besuchszeiten bei deinem Vater nichts ändern.“
„Warum nicht?“ jammerte Alison.
„Weil ich deine Mutter bin und es gesagt habe.“ Und ehe Alison ihr sagen konnte, wie dumm diese Antwort war, nahm sie den Haufen schmutziger Wäsche unter einen Arm und legte den anderen um die Schulter ihrer Tochter. „Das ist unser erster gemeinsamer Abend nach zehn langen Tagen. Da wollen wir uns doch nicht streiten, oder? Ich habe dir ein tolles Begrüßungsessen gekocht – Lammkoteletts, und ich habe diese kleinen französischen Papiermanschetten drangesteckt, die du so schön findest.“ Sie hatte in ganz Washington nach diesen Dingern gesucht und konnte es sich nicht verkneifen, jetzt ein bisschen damit anzugeben.
Aber Alison reagierte gar nicht darauf. Missmutig folgte sie ihrer Mutter nach unten.
8. KAPITEL
A m nächsten Morgen hatte Alisons Stimmung sich ein wenig gebessert. Sie freute sich darauf, wieder in die Schule gehen zu können und all ihren Freundinnen von ihrer Reise zu erzählen.
Während Kate sich fertig machte, dachte sie über ihren neuen Fall – den Mord an Molly Buchanan – nach und wie sie bei ihren Nachforschungen vorgehen könnte. Da sie noch immer nichts von Mitch gehört hatte und offenbar nicht mit seiner Unterstützung rechnen konnte, würde sie ihre ehemalige Schwiegermutter Rose Fairchild um Hilfe bitten müssen. Sie hatte bei verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen mitgearbeitet, bevor Douglas wegen Betrugs
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