Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kennwort: Schwarzer Ritter

Kennwort: Schwarzer Ritter

Titel: Kennwort: Schwarzer Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
Vom Netzwerk:
Wenn er sich etwas weniger um seinen Job und etwas mehr um die Probleme seiner jüngeren Schwester gekümmert hätte, dann wäre ihr dieses Ende in einem schmuddligen Motel vielleicht erspart geblieben.
    Er hatte gewusst, dass es in ihrer Ehe kriselte. Warum also hatte er nicht etwas dagegen unternommen?
    Sein Blick fiel auf den gelben Block neben ihm und die drei Namen, die er vergangene Nacht aufgeschrieben hatte: Syd Willard, Todds früherer Anwalt, Mike Banaki, der Nachtportier im Lost Creek Motel, und Jake Weitz, Todds Trinkkumpan in der Nacht des Mordes.
    Alle drei hatten eidesstattliche Erklärungen bei der Polizei abgegeben. Selbst wenn er sie noch einmal verhörte, was würden sie ihm noch sagen können? Und trotzdem hatte er ihre Namen aufgeschrieben und sich die Mühe gemacht, ihre aktuellen Adressen herauszufinden. Warum?
    Er hatte das vage Gefühl, dies alles schon einmal erlebt zu haben. Er war schon einmal in dieser Lage gewesen, unwillig, Kate zu unterstützen, und gleichzeitig gezwungen, es zu tun.
    Aber diesmal nicht. Egal, wie schlecht er sich fühlte, weil er Hals über Kopf aus ihrem Haus gerannt war und ihre Anrufe nicht beantwortet hatte, er würde sich nicht noch einmal dazu verleiten lassen, mit ihr gemeinsame Sache zu machen. Wenn sie ihre Zeit mit einer hoffnungslosen Untersuchung verschwenden wollte, dann war das ihre Angelegenheit. Aber er würde ihr nicht helfen. Er hatte selbst genug zu tun – drei ungelöste Mordfälle, eine Aussage vor Gericht, auf die er sich vorbereiten und einen Bericht, den er tippen musste.
    Er nahm seinen Bleistift, den er angespitzt hatte, während er mit Frank sprach, und klopfte auf die drei Namen. Kleine schwarze Striche blieben auf dem Papier zurück.
    Nachdem er das eine Minute lang getan hatte, seufzte er frustriert auf, griff nach dem Hörer und rief Todds früheren Anwalt Syd Willard an.
    Als Kate in ihr Büro zurückkam, schleuderte sie ihre Schuhe weg und legte die schmerzenden Füße auf den kleinen Stuhl, der unter ihrem Schreibtisch stand. Sie öffnete die Akte Molly Buchanan. Eine der ersten Aussagen stammte von Adele Houser, dem Hausmädchen der Buchanans. Sie hatte Frank Sykes von den häufigen Streitereien zwischen Molly und Todd erzählt und die unheilvolle Drohung wortwörtlich zitiert, die er am Tag des Mordes geäußert hatte.
    Die Aussage des Motel-Angestellten lag ebenfalls bei, obwohl er nicht viel mehr zu sagen hatte, als dass das Zimmer vom Opfer bar bezahlt worden war. Er erinnerte sich sehr gut an sie wegen ihres langen, platinblonden Haares, das ihre ganze rechte Gesichtshälfte bedeckte, und wegen des dunklen, glänzenden Lippenstifts. Da er die Filme der Schwarzen Serie liebte, hatte sie ihn sogleich an Veronica Lake erinnert, die
femme fatale
, deren Namen in den vierziger Jahren ebenso populär war wie die Frisuren, hinter denen man das halbe Gesicht verstecken konnte. Zwanzig Minuten später wollte Banaki gerade eine Zigarettenpause einlegen, als eine schattenhafte Figur aus Zimmer 12 eilte. An jenem Abend hatte er sich nichts dabei gedacht. In diesem Motel war es nichts Ungewöhnliches, dass Männer und Frauen zu jeder Tages- und Nachtzeit aus- und eingingen.
    Über den Mann konnte der Motel-Angestellte nicht mehr sagen, als dass er von mittlerer Größe und ebensolchem Gewicht war.
    Kate nahm sich vor, so bald wie möglich mit Mike Banaki zu sprechen. Gleichzeitig notierte sie Lynn Flannerys Adresse. Mollys beste Freundin war eine bekannte Möbeldesignerin, die bereits zahlreiche Auszeichnungen bekommen und Ausstellungen in mehreren größeren Städten Amerikas gehabt hatte.
    Als sie am Tag nach dem Mord befragt worden war, hatte sie der Polizei erzählt, dass Todd krankhaft eifersüchtig und sogar gewalttätig war. Um ihre Aussage zu stützen, behauptete sie, dass Molly eines Tages mit Verletzungen im Gesicht in ihr Geschäft gekommen sei und ihr erzählt habe, dass Todd sie geschlagen hätte. Lynn hatte Molly sofort fotografiert in der Hoffnung, dass ihre Freundin die Bilder als Beweismaterial gegen Todd verwenden würde. Die Polizei hatte jedoch kein einziges Foto gefunden, als sie das Haus der Buchanans und Mollys Büro in „Flannerys Design“ durchsuchten.
    Kate unterbrach ihre Lektüre und kaute auf ihrem Bleistift herum. Todd hatte in dem Video nichts von den Schlägen erzählt. Hatte er es bewusst verschwiegen? Oder erzählte Lynn Flannery Lügen?
    Es gab noch andere Aussagen – von Todds Familie, seinen Eltern

Weitere Kostenlose Bücher