Kennwort: Schwarzer Ritter
einen Mann wie Todd Buchanan attraktiv finden könnte. Aber das habe ich schließlich auch von Megan gesagt, als sie sich in Eric verliebte, und die beiden scheinen ja überaus glücklich zu sein. Was weiß ich also schon?“
Sie erinnerte sich an Jessicas heiteres Lächeln, ehe sie gegangen war. „Außerdem ist sie schwanger.“
Mitch warf ihr einen raschen Blick zu, sagte jedoch nichts.
„Das Baby ist zu einem großen Teil mit verantwortlich für Todds Entscheidung, einen Anwalt zu Rate zu ziehen“, fuhr Kate fort. „Obwohl er zuerst gezögert haben soll.“
„Das kann ich mir gut vorstellen.“
„Warum werde ich bloß das Gefühl nicht los, dass du nicht vollkommen davon überzeugt bist, dass Todd Molly nicht umgebracht hat?“
„Das bin ich auch nicht. Zum einen hat er nicht ein Wort auf dieser Kassette darüber verloren, dass er Molly geschlagen hat.“
„Lynn Flannery könnte gelogen haben, was das betrifft. Oder jemand anders könnte Molly geschlagen haben. Vielleicht war es derselbe Mann, mit dem sie in der Nacht ihres Todes verabredet war.“
„Oder Todd hat diese kleine Einzelheit bequemerweise ausgespart.“
„Wir werden ja sehen. Morgen gegen Mittag erwarte ich einen Anruf von ihm. Ich werde ihn nach den Schlägen fragen, und ich werde mich auch bei Lynn erkundigen. Gleich morgen früh treffe ich mich mit ihr. Wobei mir einfällt …“ Sie schaute auf ihre Uhr. „Da Alison den Tag mit dir verbringt, brauche ich ja Maria nicht. Ich will sie kurz anrufen.“
Als Kate ins Wohnzimmer zurückkam, hatte Mitch die Videokassette herausgeholt und die Spätnachrichten eingeschaltet. Sie hörte nur mit halbem Ohr hin, als Mitch ihr half, die Tassen und die Reste eines Apfelkuchens einzusammeln. Ruckartig hob sie den Kopf, als sie plötzlich eine bekannte Stimme hörte.
Mitch ging es genauso. „Wenn das nicht unser großmäuliger Staatsanwalt ist!“
„Was hat er denn jetzt wohl wieder vor?“
„Er will seine fünf Minuten Ruhm in Anspruch nehmen, was sonst?“
Die Aufzeichnung zeigte Rencheck vor dem Gerichtsgebäude. Er war umzingelt von Reportern, die ihn mit Fragen bestürmten.
Eine Frau in der vordersten Reihe hielt ihm ein Mikrofon vors Gesicht. „Wie denken Sie über Kate Logans Entscheidung, Todd Buchanans Verteidigung zu übernehmen?“
„Weiß sie, wo er sich aufhält?“ fragte ein anderer.
„Muss sie seinen Aufenthaltsort bekannt geben?“
„Wird Todd Buchanan in die USA zurückkehren?“
Rencheck, der die geballte Aufmerksamkeit sichtlich genoss, hob die Hand und sah aus wie ein Zeuge bei der Vereidigung. „Zur Zeit weiß ich noch sehr wenig, außer dass Kate Logan Buchanans Fall übernommen hat. Nein, sie ist nicht verpflichtet, jedenfalls nicht laut Gesetz, seinen Aufenthaltsort bekannt zu geben.“
„Hat die Polizei von Fairfax überhaupt nach ihm gesucht?“ Eddy Povich hatte diese Frage gestellt. Kate hasste den Reporter eines Sensationsblattes.
„Im Moment nicht, aber eine Zeit lang schon. Nur so haben wir ihn schließlich bis Mérida in Mexiko verfolgen können.“
„Besteht die Möglichkeit, dass er sich noch immer dort aufhält?“
Rencheck schüttelte den Kopf. „Das bezweifle ich. Ich wette, er lebt irgendwo zufrieden in einem Land, das kein Auslieferungsabkommen mit Amerika geschlossen hat.“
„Heißt das, dass man ihn niemals finden wird?“
„Das würde ich nicht sagen“, antwortete Rencheck mit einem überzeugten Gesichtsausdruck. „Wenn
ich
hinter ihm her wäre, würde ich bei dieser Frau anfangen, mit der Todd Buchanan in Mexiko Freundschaft geschlossen haben soll. Sie kennen doch alle diesen Spruch, oder?“ Er ließ ein schmutziges Lachen hören. „
Cherchez la femme
, und Sie finden ihren Mann.“
Er wirkte sehr zufrieden mit sich selbst, als er weiterging. Die Reporter folgten ihm.
„Idiot.“ Kate schaltete den Fernseher aus. „Warum hat er sich denn nicht an
cherchez la femme
gehalten, als er die Gelegenheit dazu hatte?“
„Weil er nicht in der Lage war, sie zu finden. Im Gegensatz zu mir“, fügte Mitch hinzu, während er ein Tablett in die Küche trug. „Aber als ich dort ankam, war sie längst verschwunden.“
„Wer war es denn?“
„Sie heißt Pilar Fontana und ist eine allein stehende Mutter von drei Kindern, die davon lebt, Strohhüte auf den Märkten zu verkaufen. Als ich unten ankam, habe ich erfahren, dass sie ein oder zwei Tage zuvor ihren Karren gepackt hatte und in eine andere Stadt gezogen war. Ich
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