Kennwort: Schwarzer Ritter
feuerte ihn.“
„Ich verstehe auch nicht, warum Syd Willards Kanzlei überhaupt mit der Sache beauftragt worden ist. Ist Richter Buchanan nicht mit Jacob Winters eng befreundet?“
„Winters war gerade auf einer Safari, aber Syd glaubt, dass er nur eine Zwischenlösung war und ohnehin in dem Moment entlassen worden wäre, als Winters von seiner Reise zurückkam. Wie ich schon sagte, Syd ist verbittert, doch er war immerhin so freundlich, mir seine Unterlagen zu überlassen. Ich habe sie auf deinen Schreibtisch gelegt. Allerdings habe ich nicht viel Hilfreiches darin gefunden.“
Vor lauter Verblüffung konnte Kate nur leise
Danke
murmeln.
„Der Motel-Angestellte war auch reine Zeitverschwendung“, fuhr Mitch fort. „Ich hatte gehofft, dass er sich an irgendetwas erinnern würde – vielleicht die Automarke oder etwas Besonderes an dem Mann, den er aus Zimmer 12 kommen sah, sein ungefähres Alter, einen humpelnden Gang, einen Buckel auf dem Rücken.“
Kate lächelte. „An einen Buckel hätte er sich bestimmt erinnert, oder?“
„Das sollte man annehmen. Unglücklicherweise klingt die Beschreibung des Mannes genauso wie die, die er Frank Sykes schon vor zwei Jahren gegeben hat. Dafür war Jake Weitz – das ist Todds Kumpel – etwas ergiebiger. Da er juristische Konsequenzen befürchtete, brauchte ich etwas länger, um ihn zum Reden zu bringen.“
„Hat er denn irgendetwas gesagt, was er nicht schon der Polizei erzählt hat?“
„Offenbar war Todd damals so betrunken, als Jake und er die letzte Bar verließen, dass er seinen Wagen nicht mehr wiederfinden konnte, so dass Jake ihm beim Suchen geholfen hat. Und weil er fürchtete, dass Todd einen Unfall verursachen könnte, ist Jake ihm bis nach Hause gefolgt, obwohl er selber nicht mehr in bester Verfassung war.“
Kate spürte ein Gefühl der Enttäuschung. „Das ist aber nichts Neues, Mitch. Das steht alles im Polizeibericht.“
„Aber was nicht in dem Bericht steht, weil Jake es nie erzählt hat, ist der Umstand, dass Todd kaum in der Lage war, bis nach Hause zu kommen. Um Molly umzubringen, hätte er wenden und zum Lost Creek Motel fahren müssen, das etwa dreißig Kilometer entfernt war, den Mord begehen und dann wieder nach Hause fahren müssen. Nach Jakes Meinung war das ein Ding der Unmöglichkeit.“
„Warum hat er nichts davon erzählt, als er verhört wurde?“
„Am nächsten Tag hatte er einen höllischen Kater, und die Polizisten hatten ihm gedroht, Anzeige zu erstatten, weil er wegen Todds Alibi gelogen hatte. In dem Moment hatte er gar nicht daran gedacht, ihnen seine Überlegungen mitzuteilen.“
„Hast du diese Informationen an Frank weitergegeben?“
Mitch nickte. „Ja, sicher, aber wie ich bereits sagte, ich weiß nicht, ob es zu diesem Zeitpunkt etwas nützt. Frank hat kein Wort davon gesagt, dass er den Fall erneut aufrollen will.“
Kate musterte Mitch von der Seite. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du das alles getan hast.“
„Warum? Du glaubst wohl, mir fehlt es an Objektivität?“
„In Bezug auf Todd schon.“
„Ja nun.“ Er lachte ein wenig unsicher. „Ich glaube, manchmal überrasche ich mich eben auch selbst.“
„Und ich denke, du bist einfach erstaunlich.“
„Na ja, das ist nicht allein mein Verdienst. Mir wäre nicht so schnell ein Licht aufgegangen, wenn ich nicht eine … nennen wir es göttliche Eingebung gehabt hätte.“
Kate lachte. „Du hast mit Father Tim gesprochen?“
„Wer sonst könnte Einsicht in diesen irischen Dickschädel hämmern?“
Ein Ruf aus der Küche unterbrach ihr Gespräch.
„Das Essen ist fertig, Leute. Kommt und holt es euch.“
Obwohl Alison ein wenig gemault hatte, als sie ins Bett gehen sollte, hatte sie schließlich gehorcht – aber erst nachdem Mitch ihr versprochen hatte, sie am nächsten Morgen zu dem begehrtesten Basketballspiel der Saison in Baltimore mitzunehmen: die Panther von Adams-Morgan gegen die Falken von Stone Harbor.
Als sie wieder allein waren, gingen Kate und Mitch ins Wohnzimmer zurück, wo er von Molly sprach, ohne dass sie davon angefangen hätte. Er erzählte von ihrer Kindheit, ihren rebellischen Teenager-Jahren und die Eskapaden, die sie sich von Zeit zu Zeit geleistet hatte.
„Sie war ein gutes Mädchen“, sagte er, während er in das Feuer starrte. „Voll Elan und ein richtiger Wildfang – das sprichwörtliche Mädchen von nebenan. Als mein Vater starb und meine Mutter nach Florida zog, hatten sie und ich damit
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