Kennwort: Schwarzer Ritter
sie. „Deshalb habe ich dich gesucht. Ich wollte wissen, ob du mir helfen kannst, ihn ausfindig zu machen. Ich hätte Lust, eine alte Freundschaft aufzufrischen.“
„Tut mir Leid“, antwortete Tiger Lilly. „Er hat sich auch aus dem Staub gemacht. Wir haben ewig nichts von ihm gehört.“
„Keine Ahnung, wo ich ihn finden könnte?“
„Nein. Der Mann hat sich in Luft aufgelöst. Übrigens um dieselbe Zeit wie du. Ich dachte schon, ihr zwei wärt zusammen abgehauen.“
„Nein, nichts dergleichen. Trotzdem vielen Dank, Freundin. Ich muss gehen.“
„Lass wieder von dir hören.“
Als LuAnn sich ausloggte, konnte Kate ihre Enttäuschung nicht verbergen. „Ist es möglich, dass der Schwarze Ritter noch irgendwo da draußen ist?“
LuAnn zuckte mit den Schultern. „Kommt drauf an. Glaubst du, er ist derjenige, der Guinevere ermordet hat?“
„Schon möglich.“
„Falls
es ihn noch gibt, ist er möglicherweise nicht mehr unter seinem alten Namen dabei, und ihn aufzutreiben wäre dann wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Andererseits könnte er auch durchaus im Chatroom gewesen sein – als Zuhörer und Beobachter.“ Einen Moment lang dachte sie nach. „Ich kann mich ja mal erkundigen. Hast du eine Beschreibung von dem Typen?“
„Mittelgroß, mittelschwer. Fährt einen dunklen Wagen.“
„Das ist nicht gerade viel, Schätzchen.“
„Der Mord geschah in einem abgelegenen Motel in Fairfax – das Lost Creek Motel. Außerdem wissen wir, dass der Killer eine Schwäche für Dom Pérignon hat.“
LuAnn nickte und schob ihren Stuhl zurück. „Ich rede mal mit ein paar Mädels, die ihren Job im Internet machen.“
„Ich weiß nicht, ob mir das gefällt, LuAnn.“ Kate hatte auf einmal Bedenken, unbeteiligte Menschen in die Sache hineinzuziehen. „Der Mann ist ein Mörder. Wenn er mitkriegt, dass jemand Nachforschungen anstellt …“
„Das wird er nicht. Diese Mädchen sind schlau. Und wirklich vorsichtig. Also …“ Sie erhob sich. „Wie wäre es, wenn du mit in mein Schlafzimmer kommst und mir hilfst, mein Bett umzustellen?“
14. KAPITEL
M itch und Alison kamen um sechs Uhr aus Baltimore zurück. Sie waren noch immer ganz aus dem Häuschen über den unerwarteten Sieg der Panther gegen die Falken und schmiedeten bereits Pläne, um das nächste Spiel anschauen zu können.
Obwohl Alison es sich fest vorgenommen hatte, nach dem Essen mit Mitch noch eine Partie Dame zu spielen, schaffte sie es kaum noch, bis zum Nachtisch wach zu bleiben. Um acht Uhr sagte sie erschöpft Gute Nacht und ging ins Bett. Den Abwasch überließ sie Kate und Mitch.
Sobald sie gegangen war, wandte Mitch sich an Kate. „Wie war dein Besuch bei Lynn Flannery?“
Sie hätte ihm am liebsten verschwiegen, was sie erfahren hatte, aber das war wohl schlecht möglich. „Nun ja, wie soll ich’s sagen. Es war … interessant.“
Er schaute sie belustigt an. „Interessant? Ist das alles?“
„Nein.“ Sie nahm die Gläser, die Mitch ihr reichte, und stellte sie in die Spülmaschine. „Das ist nicht alles.“ Sie zögerte. „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.“
„Was denn?“
Sie ging zur Anrichte, nahm den Karton mit den Fotografien und suchte die drei, die vor dem Laptop aufgenommen worden waren. Sie gab sie ihm. „Das sind drei von vielen Bildern, die Lynn von Molly in den letzten Jahren gemacht hat.“
Er betrachtete sie aufmerksam, bevor er hochschaute. Seine Miene war ausdruckslos. „Ich nehme an, du redest weniger von Molly als von dem, was auf dem Laptop zu sehen ist.“
„Stimmt.“ Sie gab ihm das Vergrößerungsglas. „Wie du siehst“, fuhr sie fort, während er die Fotos studierte, „hat Molly unter dem Namen Guinevere mit einer anderen Frau gesprochen – Tiger Lilly. Ich wusste nicht, wie ich die Frau finden konnte. Deshalb bin ich zu LuAnn gegangen, in der Hoffnung, dass sie mehr über erotische Chatrooms weiß als ich.“ Und dann erzählte sie ihm von LuAnns Unterhaltung mit Tiger Lilly.
Mitch schwieg. Er hatte den Blick immer noch auf die Fotografien gerichtet, so dass sie seine Augen nicht sehen konnte. Aber sie wusste, was er durchlitt. Die Schwester, die er geliebt und verloren hatte, suchte Sex im Internet und war dafür Risiken eingegangen, die niemand mit gesundem Menschenverstand auf sich genommen hätte.
Nach einer Weile ging er zum Fenster und starrte in die Nacht hinaus. „Er ist noch immer da draußen“, sagte er mehr zu sich als zu Kate. „Mit einem
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