Kennwort: Schwarzer Ritter
Auseinandersetzung hatte und auch, weil Alison ihre Absicht, die Hälfte des Jahres bei ihrem Vater zu leben, nicht mehr erwähnt hatte, gab sie schließlich nach und brachte sie nach Georgetown.
Wieder zu Hause, schlüpfte Kate in bequeme Leggings, ein altes College-Sweatshirt, das sie für solche Regentage aufgehoben hatte, und dicke Socken, die sie bis zu den Knöcheln herunterrollte. Gott sei Dank wartete jede Menge Arbeit auf sie, inklusive der Vorbereitungen für Ed Gibbons’ Verhandlung, die auf den 3. Juni angesetzt worden war.
Sie arbeitete gerade eine Liste von Zeugen durch, als es an der Tür läutete. Sie rührte sich nicht. Alison war bei ihrem Vater und Mitch im Dienst. Alle anderen konnten später wiederkommen.
Die Glocke schellte kurz ein zweites Mal, und dann wieder. Kate seufzte. Wer immer da draußen war, hatte offensichtlich nicht die Absicht, unverrichteter Dinge zu verschwinden. Sie legte ihren Notizblock auf das Sofa und ging zur Tür.
Als sie die beiden Leute sah, die vor ihrem Haus standen, verschlug es ihr den Atem.
„Mrs. Logan?“ fragte der Mann.
„J-ja.“ Kate schluckte, als ihr Blick von ihm zu der eleganten dunkelhaarigen Frau neben ihm wanderte. Sie fühlte sich so unbehaglich wie ein junger Anwalt bei seiner allerersten Verhandlung vor Gericht.
„Richter Buchanan.“ Dieses Mal gelang ihr ein Lächeln. Mrs. Buchanan lächelte zurück, aber ihr Ehemann blieb ernst. „Sie müssen entschuldigen. Aber das ist wirklich … eine Überraschung.“ Eine Untertreibung, überlegte sie, während der umstrittene Jurist sie von oben bis unten taxierte.
Sie schaute über die Schultern ihrer Besucher und erwartete ein paar FBI-Beamte als Leibwächter zu sehen, aber da stand nur ein grauer Wagen am Straßenrand.
„Das ist uns klar“, sagte Mrs. Buchanan. „Ich hoffe, wir haben keinen ungünstigen Zeitpunkt gewählt.“
„Nein, überhaupt nicht.“ Kate trat zur Seite, um sie hereinzulassen, und wünschte, sie hätte etwas weniger Freizeitmäßiges angezogen.
Als sie eintraten, maß sie sie mit einem kurzen, abschätzenden Blick. Lyle Buchanan hatte auf dem Bildschirm größer gewirkt, dennoch war er kaum weniger imponierend, wenn man ihm gegenüberstand. Sein berühmtes graues Haar war genauso dicht wie auf den offiziellen Fotos, die sie in den Zeitschriften gesehen hatte. Er hatte ausgeprägte Züge – eine breite Stirn, ein eckiges Kinn und Augen, die in jedermanns Seele zu blicken schienen.
Sie erinnerte sich an einen Satz von Douglas Fairchild, den er geäußert hatte, als einer seiner Berufungsprozesse vor Gericht verhandelt wurde:
Egal wie gut oder selbstbewusst du als Anwalt bist – sobald Buchanan dich anschaut, benimmst du dich wie ein kompletter Idiot.
„Sind Sie allein?“ wollte Buchanan wissen.
„Ja.“ Sie führte sie ins Wohnzimmer, das stets sauber und aufgeräumt war, und deutete auf zwei gold- und cremefarben gestreifte Ohrensessel. „Nehmen Sie doch Platz.“
Mit einer eleganten Bewegung setzte Mrs. Buchanan sich hin, die Handtasche auf ihrem Schoß, während ihr Mann stehen blieb. Mit den Händen hinter dem Rücken musterte er das Zimmer. Sein unfreundlicher Blick wanderte von den großen Erkerfenstern, die auf die Straße gingen, zu den schlichten Aquarellen an der Wand und den Dutzenden von Familienfotos, die auf dem Kaminsims standen. Er wirkte ein wenig wie ein General, der seine Truppen mustert – hart, aufmerksam und furchtlos.
Als die Stille zu ungemütlich wurde, griff Mrs. Buchanan zu einer gerahmten Fotografie von Alison, die auf dem Tisch neben ihr stand. „Ihre Tochter?“ fragte sie mit einem Lächeln.
„Ja. Sie heißt Alison. Sie ist dreizehn.“ War das zu viel Information? Zu wenig? Wie unterhielt man sich mit der Ehefrau des Obersten Bundesrichters?
Zu Kates Erleichterung lachte Hallie Buchanan. „Ach, diese schrecklichen Teenager-Jahre. Ich erinnere mich noch so gut daran.“ Sie stellte das Foto zurück. „Sie ist reizend.“
„Vielen Dank.“
Buchanan hatte seine Inspektion offenbar beendet und wandte sich Kate zu. „Sie sind also die junge Frau, die mein Sohn als Anwältin gewählt hat.“
Sein herablassender Ton machte Kate wütend. „Das klingt ja so, als würden Sie das missbilligen.“
„Ich stelle nicht Ihre Fähigkeiten in Frage, Mrs. Logan, aber ich will offen mit Ihnen sein. Es überrascht mich, dass Todd von den hunderten von Strafverteidigern in dieser Stadt ausgerechnet jemanden genommen hat, der am
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