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Kennwort: Schwarzer Ritter

Kennwort: Schwarzer Ritter

Titel: Kennwort: Schwarzer Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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gleichen Zeit wie sie aus dem Chatroom verschwunden ist.“
    „Aber eins verstehe ich nicht. Wieso hat die Polizei keine Hinweise darüber gefunden, als sie Mollys Laptop untersucht hat? Hast du mir nicht gesagt, dass sie ihn mitgenommen haben?“
    „Das haben sie. Aber die Festplatte war gelöscht worden. Vollkommen leer.“
    „Ist das nicht ziemlich schwierig?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nicht für jemanden, der sich ein bisschen auskennt. Und heutzutage können das die meisten Computerbesitzer. Die wissen schon, wie man so etwas macht.“
    Jess blieb stehen und sah ihn an. „Vielleicht hat dieser Schwarze Ritter Molly umgebracht?“
    „Oh, Jess, merkst du nicht, wie weit hergeholt das ist? Dann hätte er doch in unserem Haus ein- und ausgehen müssen. Das hätte ich doch wohl gemerkt, oder? Wie sollte er überhaupt wissen, wo wir wohnten? Molly mag leichtsinnig gewesen sein, aber sie war bestimmt nicht dumm. Sie hätte niemals einem Fremden ihre Adresse gegeben.“
    „Bist du dir da so sicher, Todd? Wir reden über eine Frau, die sich nichts dabei dachte, einen ihr vollkommen fremden Menschen in einem Motelzimmer zu treffen.“
    Nein, er war sich
nicht
sicher. Er war sich überhaupt keiner Sache mehr sicher.
    „Ich glaube, dieser Schwarze Ritter ist der beste Hinweis, den wir bisher haben.“ Jess hakte sich bei Todd unter und ging weiter.
    „Detective Sykes scheint derselben Meinung zu sein. Er hat zugestimmt, den Fall noch einmal aufzurollen. Kate sagte, dass er im Moment eine Eingabe vorbereitet. Er braucht sie, um Informationen über Internet-Benutzer einholen zu können und herauszufinden, wer dieser Schwarze Ritter ist.“
    Sie sah ihn mit offenem Mund an. „Das hast du mir ja noch gar nicht gesagt.“
    „Ich wollte dir nicht zu viel Hoffnung machen.“
    Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. „Sie werden ihn finden, Todd. Ganz bestimmt.“
    Todd brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass er trotz Kates Optimismus ernsthafte Zweifel hatte, ob man den Mann jemals finden würde. Jemand, der sich so lange vor der Polizei hatte verbergen können, würde kaum plötzlich einen gravierenden Fehler machen und ins Netz gehen.
    Sonntags gehörte Saint-Jean-de-Luz den Bummlern. Ganze Familien kamen zum Hafen, um dort zu essen, spazieren zu gehen und Fotos vom
Maison de l’Infante
zu machen, dem Haus, in dem Louis XIV und seine Frau Maria-Theresa nach ihrer Eheschließung für kurze Zeit wohnten.
    Weil er zu dieser frühen Abendstunde nichts Besseres zu tun hatte, saß Emile Sardoux im Café Central, vor sich sein übliches Pfefferminzgetränk, und ging einer anderen ortstypischen Lieblingsbeschäftigung nach: Leute beobachten. Neben ihm bestellte ein Gast einen Cognac, und Emile zuckte zusammen bei der Erinnerung an den Geschmack und die Wirkung von Alkohol.
    Er wandte den Blick ab und seufzte tief. Abstinenz war wirklich etwas Scheußliches. Wäre es nicht um Antoinette gegangen und die Tatsache, dass er sie unbedingt zurückhaben wollte, dann hätte er sich gesagt
zum Teufel damit!
und ein Bier bestellt.
    Um sich abzulenken, beobachtete er ein amerikanisches Paar, das gerade gehen wollte. Emile, der fließend Englisch sprach, hatte zuvor ihre Unterhaltung belauscht und mitbekommen, dass sie
Le Rocher de la Vierge
in Biarritz besichtigen wollten, bevor sie zwei Tage später zurück nach Milwaukee flogen.
    „Der Felsen der Jungfrau Maria.“ Emile spürte einen Kloß im Hals. Dort hatte er um Antoinettes Hand angehalten. Sie waren bis zum Gipfel des Felsens gelaufen, und ganz oben, den wilden Atlantik vor sich, hatte er Antoinette gefragt, ob sie seine Frau werden wollte. Den Ausdruck in ihrem Gesicht, als sie Ja sagte, würde er nie vergessen. Ihre Antwort war vom Tosen des Meeres fast verschluckt worden.
    Emiles Blick fiel auf den Tisch, an dem das amerikanische Paar gesessen hatte. Sie hatten eine Zeitung zurückgelassen – die
International Herald Tribune
. Oben auf der Seite, die aufgeschlagen war, konnte man das Foto eines Mannes sehen und darüber eine Schlagzeile: „Sohn eines Obersten Bundesrichters wieder im Rampenlicht.“
    Neugierig geworden, griff Emile zu der Zeitung auf dem Tisch und begann zu lesen:
    „Kate Logan, Strafverteidigerin aus Washington, D. C., hat die Untersuchung im Mordfall Molly Buchanan wieder aufgenommen. Die 29-jährige Marketing-Geschäftsführerin war vor zwei Jahren tot in einem Motelzimmer in Virginia entdeckt worden. Immer noch auf freiem Fuß ist Todd

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