Kennwort: Schwarzer Ritter
Atem. Mitchs Worte klangen so bedeutungsschwer, dass sie vor Verblüffung keinen klaren Gedanken fassen konnte. „Terrence“, sagte sie schließlich. „Du glaubst, dafür steht das
T.
?“
Er hob die Schultern. „Das wäre doch möglich. Sie kannten einander sehr lange, ehe Molly Todd heiratete.“
„Und?“
„Sie war seine Studentin – eine Studentin, die sich ziemlich ernsthaft in ihn verknallt hatte. Während der Osterferien war ich einmal eine Woche lang in Washington, und sie redete andauernd über ihren Professor für Internationales Recht. Als ich fragte, warum sie sich auf einmal so sehr für dieses Gebiet interessiere, hat sie geantwortet: ‚Wenn du Professor Buchanan kennen würdest, dann würdest du nicht mehr fragen.’“
Kate setzte sich auf. Das Bettlaken rutschte herunter und gab ihre Brüste frei. „Du glaubst, dass sie eine Affäre hatten?“
„Es wäre nicht das erste Mal, dass ein gut aussehender Professor eine Studentin verführt.“
Kates Gedanken arbeiteten fieberhaft. „Glaubst du, dass die Buchanans deswegen bei mir waren? Sie wussten über Terrence’ Fehltritt Bescheid und wollten herausfinden, ob ich auch etwas wusste?“
Sie schaute auf die Uhr und sah, dass es Zeit zu gehen war. „Kein Wunder, dass er nicht mit mir reden wollte.“ Sie stand auf und begann sich anzuziehen.
Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, sah Mitch zu, wie sie in ihre Hose schlüpfte. „Aber mit mir muss er reden, oder? Als Familienmitglied. Jedenfalls war ich mal eins.“
Trotz der städtischen Umgebung hatte die Jefferson-Universität sich ihre ausgeprägte College-Atmosphäre bewahrt. Der dreihunderttausend Quadratmeter große Campus bot Platz für über hundert studentische Gruppen, die sich mit Politik, Literatur und Theater beschäftigten.
Mitch hatte dem akademischen Leben schon seit einigen Jahren den Rücken gekehrt, als Terrence Buchanan für die Position des nationalen Sicherheitsberaters ausgewählt worden war. Aber er erinnerte sich noch sehr gut an die Euphorie, die die Nachricht in allen Fakultäten ausgelöst hatte.
Doch die Freude war nur von kurzer Dauer gewesen. In einer Pressekonferenz vor dreitausend Studenten hatte Terrence Buchanan verkündet, er werde auf seine Nominierung verzichten, jedoch Dekan der Universität von Jefferson bleiben. Er versicherte allen, dass seine Tätigkeit an der 200 Jahre alten Hochschule ihm ebenso viel Spaß machte, wie es die Arbeit für den Präsidenten der Vereinigten Staaten getan hätte.
Die Pressekonferenz war in den folgenden Tagen immer wieder im Fernsehen gesendet worden, bis die Nachricht von Todds Flucht Schnee von gestern war und Washington sich auf einen neuen Skandal konzentrierte.
Aber damit war der populäre Dekan noch keineswegs am Ende seiner Karriere angelangt. Gerade vor einem Monat hatte das Berufungskomitee der Universität bekannt gegeben, dass Terrence Buchanan einer der drei Kandidaten war, die für die Position des Präsidenten der Universität von Jefferson vorgeschlagen worden waren.
Mitch hatte nie einen Grund gehabt, Terrence zu mögen oder nicht zu mögen. Dass er ein Buchanan war, reichte im Prinzip schon aus, um gegen ihn eingenommen zu sein, aber alles in allem wusste er von dem Mann nicht mehr als das, was Molly ihm erzählt hatte.
Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und ließ das Armband durch seine Finger gleiten. Falls sein Gefühl ihn nicht trog, würde die Untersuchung von Mollys Ermordung eine ganz neue Richtung nehmen. Natürlich würde Terrence niemals zugeben, Molly den Schmuck geschenkt, geschweige denn eine Affäre mit ihr gehabt zu haben. Aber er, Mitch, würde den Mann schon durchschauen, wenn er nicht gerade ein perfekter Lügner war.
Seine Sekretärin war in die Mittagspause gegangen. Deshalb hatte Terrence, der ihn erwartete, die Tür zu seinem Büro offen gelassen.
Er hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und telefonierte. Als Mitch an der Tür stehen blieb, winkte Terrence ihn herein, ohne auch nur einen Moment sein Gespräch zu unterbrechen.
„Sie sind wirklich sehr großzügig, Mr. Rodewald“, meinte er freundlich. „Und wie ich schon sagte – ein einfaches Dankeschön reicht da wirklich nicht aus.“
Mit seiner sportlich-eleganten Erscheinung war er ein genaues Ebenbild von Todd, nur etwas älter. Seine Schläfen waren angegraut, und er hatte tiefe Lachfältchen um die Augen. Seine Stimme klang selbstsicher, er lachte in den richtigen Momenten und
Weitere Kostenlose Bücher