Kennwort: Schwarzer Ritter
hatte. Stattdessen brach Terrence in schallendes Gelächter aus, das in einem Hustenanfall endete. Das war nicht unklug, aber diesmal ließ Mitch sich nicht täuschen. Er hatte genügend Menschen schauspielern gesehen, um eine gute Show zu erkennen, wenn sie ihm geboten wurde.
„Ich?“ fragte Terrence, als er sich wieder gefangen hatte. „Wie zum Teufel kommst du auf so eine verrückte Idee?“
„Das
T
hat mich irgendwie darauf gebracht“, antwortete Mitch leichthin.
„Klar,
T
wie Todd.“
„Oder Terrence.“
„Du bist verrückt.“
„Du hast Molly doch gekannt, bevor sie Todd geheiratet hat.“
„Das ist ja nicht gerade ein Staatsgeheimnis. Ich war Professor in Georgetown, und Molly gehörte zu meinen Studenten.“
„Eine Studentin, die ernsthaft in dich verliebt war und für die dein Wort das Evangelium war. Warst du nicht überhaupt der Grund, warum sie so lange am College geblieben ist?“
„Ich rate allen meinen Studenten, zu Ende zu bringen, was sie angefangen haben. Ich bin Akademiker, Mitch. Ich glaube an eine solide Ausbildung.“
„Aber sie hat die Universität nicht zu Ende gebracht, oder? Sechs Monate vor dem Examen ist sie gegangen. Hatte dich das nicht überrascht? Hattest du irgendwie das Gefühl, dich in ihr getäuscht zu haben?“
„Natürlich hatte ich das. Molly war sehr begabt. Sie wusste nur nicht, wie sie ihre Talente in die richtigen Bahnen lenken konnte. Ja, ich habe mich zum Teil verantwortlich dafür gefühlt, dass sie aufgehört hat. Das würde jeder gute Lehrer tun. Als ich sie gefragt habe, warum sie geht, sagte sie mir, das College würde sie langweilen. Sie wollte andere Sachen entdecken.“
„So sehe ich das aber nicht.“
„Wie siehst du es denn dann?“ fragte er kühl.
„Ich glaube, Molly hat sich verliebt, als sie in Georgetown war, und ist dann sitzen gelassen worden. Sie konnte die Zurückweisung nicht ertragen, und deshalb hat sie das College verlassen.“
Terrence blickte ungläubig. „Und dein verwirrtes Hirn glaubt, dass ich dieser Mann war? Und dass …“, er deutete auf das Armband auf dem Schreibtisch, „… ich ihr einen teuren Klunker als Abschiedsgeschenk gegeben habe? Willst du das damit andeuten?“
„Nicht als Abschiedsgeschenk. Dann stünde ja wohl kaum darauf ‚Für immer Dein’.“
„Ich habe ihr das Armband nicht geschenkt. Und ich hatte auch keine Affäre mit deiner Schwester.“ Er straffte die Schultern und sah düster drein. „Ich nehme dir deine Anschuldigungen sehr übel, Mitch. Stets bin ich ein engagierter Lehrer gewesen. Ich kümmere mich intensiv um meine Studenten zu und habe ein persönliches Interesse an ihren Problemen. Darauf bin ich stolz – stolz auf das, was ich für hunderte von Studenten im Laufe der Jahre getan habe. Wag du es nun ja nicht, hier hereinzuspazieren und mich zu beschuldigen, ich hätte eine von ihnen ausgenutzt.“
Die ruhige, kühle Fassade hatte nun endlich doch ein paar Risse bekommen. „Ich bin nur ein Polizist, Terrence, der Antworten sucht.“
„Das ist mir scheißegal, und selbst wenn du der Dalai Lama wärst. Du hast nicht einmal das Recht, hier zu sein. Du bist doch überhaupt nicht zuständig für die Aufklärung von Mollys Ermordung.“
Mitch hielt seinem Blick stand und beugte sich vor. „Nur unter uns – wo warst du eigentlich in der Nacht, als meine Schwester getötet wurde?“
Terrence’ Gesicht lief dunkelrot an. „Wie kannst du es wagen!“
„Weigerst du dich, diese Frage zu beantworten?“
„Ich habe in meinem Bett gelegen, verdammt noch mal. Mit meiner Frau. Bist du jetzt zufrieden?“
„Würde deine Frau das vor Gericht beeiden?“
„Raus hier!“
„Möglicherweise kann sie deine Aussage gar nicht bestätigen. Wenn ich mich recht erinnere, hat Elaine Schlafstörungen. Deshalb nimmt sie doch Schlaftabletten. Molly hat mir einmal erzählt, Elaine würde sogar bei einem Atombombenangriff nicht aufwachen.“
„Verschwinde!“ brüllte Terrence.
17. KAPITEL
S eit jenem Nachmittag vor einem Jahr, als Mitch zwei Diebe festgenommen hatte, die Schmuck hatten stehlen wollten, war er nicht mehr in Bruce Cromwells Juweliergeschäft gewesen. Er hatte zum 65. Geburtstag seiner Mutter nach Orlando fliegen und vorher noch ein besonderes Geschenk besorgen wollen. Der tropfenförmige Diamantanhänger, den er in Cromwells Schaufenster auf der Connecticut Avenue gesehen hatte, schien genau das Richtige zu sein.
Mitch war fast mit seinem Kauf fertig gewesen, als
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