Kennwort: Schwarzer Ritter
zwei bewaffnete Männer in den Laden stürmten. Während einer seine Pistole auf Mitch gerichtet hatte, hatte der andere dem verängstigten Besitzer einen Segeltuchbeutel zugeworfen und ihm befohlen, ihn zu füllen.
Nur der Bruchteil einer Sekunde war Mitch geblieben, um zu reagieren, aber der reichte aus. Ehe Bruce Cromwell ein einziges Schmuckstück in den Beutel hatte werfen können, lag einer der Räuber schon mit einer Kugel in der Brust auf dem Boden, und der andere stand mit erhobenen Händen an der Wand und schrie: „Schießen Sie nicht! Schießen Sie nicht!“
Aus Dankbarkeit hatte der Juwelier Mitch den Diamantanhänger schenken wollen, was dieser jedoch ablehnte. Schließlich hatte er wenigstens den stattlichen Preisnachlass akzeptiert, auf dem Cromwell bestanden hatte.
Ein dezenter Glockenton war zu hören, als Mitch den Laden betrat, und innerhalb weniger Sekunden kam Bruce Cromwell aus einem Hinterzimmer in den Verkaufsraum. Er war ein großer, eleganten Mann mit ausgezeichneten Manieren und einem leichten britischen Akzent.
Seine Miene erhellte sich sofort. „Detective Calhoon! Was für eine nette Überraschung.“ Er ging um eine Ausstellungsvitrine herum und schüttelte Mitch die Hand. „Wie schön, Sie wiederzusehen. Sie sehen gut aus.“
„Vielen Dank, Bruce. Aber was soll dieser Detective-Calhoon-Unsinn? Wir waren doch schon beim Vornamen.“
Cromwell verbeugte sich leicht. „Sie haben Recht. Wahrscheinlich haben wir uns zu lange nicht gesehen.“ Er trat hinter die Vitrine. „Aber jetzt sind Sie ja hier. Was möchten Sie sich heute ansehen? Etwas für die Frau Mama?“
„Also, diesmal möchte ich
Ihnen
etwas zeigen, wenn Sie gestatten.“ Er holte das rubinbesetzte Armband aus der Hosentasche und legte es auf die Glasplatte. „Was können Sie mir darüber erzählen?“
Cromwell nahm das Schmuckstück in die Hand und schaute es kurz an. Dann holte er eine Juwelierlupe aus einem Regal hinter sich, klemmte sie an sein rechtes Auge, beugte sich über das Armband und drehte es hin und her, während er jeden einzelnen Stein prüfte.
Nach etwa zwanzig Sekunden nahm er die Lupe ab. Er wirkte leicht verlegen. „Haben Sie die Absicht, es zu verkaufen?“ fragte er.
„Nein.“ Mitch runzelte die Stirn. „Was ist denn damit, Bruce?“
„Die Steine …“ Cromwell räusperte sich. „Es tut mir Leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber die Steine sind nicht echt.“
Das war ja ein Ding! Welcher Mistkerl schenkte der Liebe seines Lebens falsche Steine und ließ sie in dem Glauben, sie seien echt? „Machen Sie sich nichts draus.“ Mit einer Handbewegung wischte er Cromwells Entschuldigung beiseite. „Wie gesagt, ich bin nicht daran interessiert, das Stück zu verkaufen. Ich möchte nur wissen, wer es gekauft hat. Können Sie das möglicherweise herausfinden?“
Cromwell holte einen Quittungsblock und einen Bleistift aus einer Schublade. „Ich bin kein Experte für unechten Schmuck, aber glücklicherweise gibt es in dieser Stadt zahlreiche Juweliere, die davon leben, teure Stücke nachzumachen. Einer von ihnen hat das hier vielleicht angefertigt.“ Er reichte Mitch eine Quittung. „Ich rufe Sie an, sobald ich etwas erfahren habe.“ Er steckte das Armband in einen kleinen Umschlag. „Ist das in Ordnung?“
„Danke, Bruce. Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann.“
Am Montagmorgen verpasste Alison den Bus, und Kate musste sie auf ihrem Weg zur Arbeit an der Schule absetzen. Gegen elf Uhr hatte sie sich durch Berge von Papieren gearbeitet, einen Termin mit dem Psychiater gemacht, der Ed Gibbons vom Gericht zugewiesen worden war, und einen Anruf von Mitch bekommen, nachdem er Cromwells Juweliergeschäft verlassen hatte.
Als sie den Hörer auflegte, fühlte sie sich ein wenig wie eine Verräterin. Mitch war ihr vorbehaltloser Verbündeter geworden, wie er es zuvor schon gewesen war. Er unternahm wirklich alles, um Informationen zu beschaffen, an die sie alleine niemals herangekommen wäre, und er teilte dieses Wissen mit ihr. Und wie revanchierte sie sich? Indem sie hinter seinem Rücken Nachforschungen anstellte.
Sie betrachtete die Strichmännchen, die sie beim Nachdenken aufs Papier gekritzelt hatte, und die drei Worte, die sie in ein großes Quadrat geschrieben hatte:
Die Colorado-Connection
. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr glaubte sie, dass Mollys Umzug nach Colorado von größerer Bedeutung war, als Mitch zugeben wollte. Und falls sie Recht hatte, dann
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