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Kennwort: Schwarzer Ritter

Kennwort: Schwarzer Ritter

Titel: Kennwort: Schwarzer Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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voll gestopften Büro umherzulaufen. Er fuhr sich mit der Hand über das dünner werdende Haar. Das tat er immer, wenn er eine Entscheidung zu treffen hatte. „Ich weiß nicht recht, Emile. Sie haben mich so oft schon versetzt.“
    „Ich werde Sie nie wieder versetzen.“ Emile sagte den Satz, als hinge sein Leben davon ab. In gewisser Weise war es ja auch so. „Ich will nicht nur meine Arbeit zurück“, fuhr er fort. „Es geht mir auch um Antoinette. Ohne sie fühle ich mich elend. Aber sie nimmt mich nur zurück, wenn ich trocken bin und einen Job habe.“
    Maurice schwieg.
    In einem letzten Versuch, seinen ehemaligen Chef für sich zu gewinnen, legte er die Hand aufs Herz. „Ich gebe Ihnen mein Wort, Maurice. Ich weiß, das hört sich nicht gerade nach sehr viel an nach allem, was passiert ist. Aber es ist alles, was ich Ihnen geben kann.“
    Maurice holte laut atmend Luft. Es klang wie ein rumpelnder Motor. Mit den Händen hinter dem Rücken trat er ans Fenster und blickte durch die schlierige Scheibe in den Garten. Er blieb so lange an diesem Fleck stehen, dass es Emile wie eine Ewigkeit vorkam.
    Als Maurice sich endlich umdrehte, nickte er kurz. „In Ordnung. Ich bin einverstanden. Aber ich warne Sie …“ Er drohte Emile mit seinem plumpen Finger. „Wenn Sie Mist bauen, dann werde ich Sie persönlich zur Verantwortung ziehen. Ich hole Sie aus jedem Rinnstein heraus, egal wo, und schneide Ihnen das Herz mit meinem Fischmesser heraus. Haben wir uns verstanden?“
    Emile lächelte. Maurice hatte seinen Sinn für Theatralik nicht verloren. Meine Güte! Wie er seinen Arbeitsplatz vermisste!
    „Vollkommen“, antwortete er.
    Als Emile das Gebäude verließ, pfiff er
La vie en rose.
    Emile war mit sich zufrieden. Er hatte nicht nur eine zweite Chance bekommen, sondern machte auch Fortschritte bei der Suche nach Todd Buchanan.
    Mit der Hilfe von ehemaligen Kollegen, Nachbarn, Freunden und deren Freunden hatte er vierundvierzig Ausländer ausfindig gemacht, die in einem Umkreis von vierzig Kilometern von Saint-Jean-de-Luz wohnten. Dreißig von ihnen waren Deutsche, Schweizer und Briten, die er alle nach sorgfältiger Prüfung von seiner Liste gestrichen hatte. So blieben vierzehn Amerikaner übrig. Von denen war eine ein ehemaliges Model, das sich von einem Nervenzusammenbruch erholte, sieben waren Austauschstudenten, und zwei waren Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg, die seit Jahren im Südwesten Frankreichs lebten.
    Blieben also vier übrig, allesamt Männer und ungefähr so alt wie Todd Buchanan. Einer arbeitete als Fremdenführer, der sieben Sprachen beherrschte, einer verdiente seinen Lebensunterhalt, indem er amerikanische Folksongs auf der Straße vortrug, und die beiden letzten wohnten in einem Luxusapartment auf dem Boulevard Thiers.
    Einen der beiden hatte Emile ins Auge gefasst, obwo
hl er
eigentlich damit gerechnet hatte, dass Buchanan ein Einzelgänger war. Der jüngere der beiden hatte blondes Haar, blaue Augen und eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Foto, das Emile aus der
Herald Tribune
ausgeschnitten hatte. Nach einigen diskreten Erkundigungen hatte er erfahren, dass eine der Verkäuferinnen in der
Boulangerie Chevalier
, wo er jeden Tag sein Brot kaufte, hoffnungslos in ihn verliebt war.
    „Er sieht aus wie Brad Pitt“, hatte Yvette ihm errötend erzählt. „Und ich liebe die Art, wie er sagt
‚Une baguette, s’il vous plaît, mad’moiselle’
mit diesem sexy amerikanischen Akzent.“ Sie stieß einen kleinen traurigen Seufzer aus. „Zu schade, dass er keine Frauen mag.“
    Als er hörte, dass der Mann schwul war, hatte Emile den blonden Adonis enttäuscht von seiner Liste gestrichen. Jetzt konnte er wieder von vorne anfangen. Entweder hatte er jemanden übersehen, oder er musste sich mit der Möglichkeit abfinden, dass es keinen Todd Buchanan gab. Zumindest nicht in Saint-Jean-de-Luz.
    Als er am Abend wieder an seinem Stammplatz auf der Terrasse saß und an seinem Pfefferminzgetränk nippte, überlegte er, was er als Nächstes tun könnte. Er wollte gerade ein zweites Glas bestellen, da erblickte er die junge Frau. Sie stand am Kai, und ihr braunes Haar wehte in der Abendbrise. Sie war nicht wirklich schön, aber die Art, wie sie sich bewegte, hatte etwas Fesselndes, und sogar ihr schlichtes geblümtes Kleid war von einer gewissen Eleganz.
    Er hatte sie früher schon gesehen, obwohl er sich nicht erinnern konnte, wo das gewesen war. Plötzlich winkte sie – nicht jemandem, der in der

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