Kennwort: Schwarzer Ritter
er entschlossen.
Im Geist notierte Kate sich einen weiteren Pluspunkt für Todd als guten Bruder. Aber er hatte sie keineswegs von Terrence’ Vollkommenheit überzeugt.
Emile beobachtete den blonden Mann, der am öffentlichen Fernsprecher telefoniert hatte und jetzt, den Arm um die Schulter des Mädchens gelegt, zu dem kleinen Parkplatz ging. Emile beschleunigte seine Schritte, bis er nahe genug an das Paar herangekommen war, um Bruchstücke ihres Gesprächs mitzubekommen.
Als er die Stimme des Mannes hörte, spürte Emile ein Prickeln in seinem Nacken. Der Kerl sprach Englisch, aber mit einem Akzent, den er sofort erkannte. Nachdem er ein Jahr als Austauschstudent an der New Yorker Columbia Universität verbracht hatte, konnte er mühelos einen britischen von einem amerikanischen Akzent unterscheiden. Und das hier klang zweifellos amerikanisch.
Aber wenn dieser Mann ein Yankee war, wieso hatte er ihn dann bei seiner sorgfältigen Suche nicht gefunden? Ehe Emile weiter darüber nachdenken konnte, stieg das Paar in einen grauen Renault. Emil verfluchte sich, weil er seinen Mietwagen vor seinem Apartment hatte stehen lassen. Da er ihnen nicht folgen konnte, notierte er wenigstens das Autokennzeichen.
„So“, sagte Jess, als Todd vom Parkplatz fuhr, „jetzt kann uns keiner mehr hören. Erzähl mir: Was hat Kate dir gesagt, dass du so ärgerlich bist?“
Todd bog in südlicher Richtung auf die Route 918 nach Ascain ein. „Sie glaubt, dass Terrence und Molly möglicherweise eine Affäre hatten.“
Einen Moment lang war Jess sprachlos, dann fragte sie: „Stimmt das?“
„Nein. Natürlich nicht. Mitch muss ihr diese Idee in den Kopf gesetzt haben.“
„Warum sollte er das tun?“
„Ich habe keine Ahnung.“ Er schaute in den Rückspiegel. „Offenbar hat Molly ein teures Armband in Mitchs Haus zurückgelassen. Die Worte ‚Für immer Dein.
T.‘
waren eingraviert. Kate glaubte, das
T
steht für Todd, aber als ich ihr sagte, dass das Armband nicht von mir ist, wollte sie wissen, ob Terrence es ihr vielleicht geschenkt hat. Ich fürchte, ich bin ein bisschen laut geworden, Jess.“
„Ach, Will. Sie versucht doch nur, dir zu helfen.“
„Ich möchte nicht, dass sie mir auf Kosten meines Bruders hilft. Ich habe ihm schon genug Ärger bereitet.“
Sie sah ihn aufmerksam an. „Du hast lange mit ihr telefoniert. Was hat sie sonst noch gesagt?“
Er antwortete nicht sofort. Er wollte ihr keine Angst einjagen, besonders nicht in der jetzigen Situation, aber sie war ebenso hartnäckig wie er besorgt. Sie ließ nicht locker, bis er ihr alles erzählt hatte.
„Jemand hat wohl versucht, sie umzubringen – oder ihre Tochter.“
Jess verschlug es den Atem. „Todd, das ist ja entsetzlich. Was ist denn passiert? Wie und wo? Sind sie verletzt worden?“
„Niemand wurde verletzt. Nein, das stimmt nicht. Eine Japanerin wurde getötet.“ Er wiederholte, was er gehört hatte, inklusive Luthers unerwartetem Tod, von dem Kate wusste, dass es Mord war.
„Kennst du diesen Luther Whorley?“ fragte Jess.
„Ich habe von ihm gehört. Und ich habe von seinem Onkel Lou Torres gehört – beide sehr gefährliche Männer.“
„Und Kate glaubt, dass einer von ihnen hinter dem Unfall in der Union Station steckt?“
„Es ist noch zu früh, um das zu sagen. Mitch untersucht den Fall.“ Er bemerkte, dass Jess plötzlich blass geworden war, und fügte schnell hinzu: „Mach dir bitte keine Sorgen, Schatz. Vielleicht ist es ja wirklich nur ein Unfall gewesen.“
Zum dritten Mal innerhalb von zehn Minuten blickte Todd in den Rückspiegel. Seit er den Hafen verlassen hatte, wurde er das bohrende Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Aber bis jetzt hatte er noch niemanden gesehen, der ihn verfolgte.
Jess drehte sich um. „Was ist denn los? Warum schaust du dauernd nach hinten?“
Wie ein Mensch mit einem zwanghaften Tick sah er wieder in den Rückspiegel. Die Wagen, die hinter ihnen fuhren, waren alle in verschiedene Richtungen abgebogen. „Ich weiß nicht. Ich hatte eben so ein komisches Gefühl.“
„Inwiefern?“
„Ich habe gemeint, jemand würde uns beobachten.“
Jess drehte sich noch einmal um. „Wann?“
„Eben am Hafen.“
„Hast du gesehen, wer es war?“
„Nein.“ Er bremste in einer Haarnadelkurve ab, ehe er auf die gerade Strecke bog, die nach Ascain führte. „Wahrscheinlich ist es nichts. Ich bin nur nervös wegen der Sache mit Kate, das ist alles.“
Sie sagten nichts mehr, bis sie zu
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