Kennwort: Schwarzer Ritter
Hause angekommen waren. Jess brachte wie jeden Abend Getränke auf die Terrasse – ein Bier für ihn, Perrier für sich -, und sie tranken schweigend. Er genoss die fantastische Aussicht auf die sanft geschwungenen Berge und lauschte den Glocken einer Schafherde, die ein Hirte für die Nacht in den Stall trieb.
Nachdem sie ausgetrunken hatten, gingen sie ins Haus. Todd setzte sich an den Küchentisch, weil er die Zeitung lesen wollte, aber er konnte seine Augen nicht von Jess nehmen. Sie hatte eine Schürze um ihre noch sehr schlanke Taille gebunden und holte Gemüse aus dem Kühlschrank, um das Abendessen vorzubereiten:
Piperade
, eine Spezialität aus der Gegend mit Tomaten, grünen Paprikaschoten, Peperoni und Eiern.
Er lächelte, als sie die Paprikaschoten in Streifen schnitt. Sie hatte sich so sehr an die Lebensart angepasst und sprach Französisch so fließend, dass man sie ohne weiteres für eine Einheimische halten konnte. Sein Französisch war nicht so gut, aber auch er fühlte sich diesem Teil der Welt verbunden. Es erstaunte ihn geradezu, wie weit er sich von seinem früheren Leben entfernt hatte und wie bedeutungslos und oberflächlich diese frühen Jahre nun zu sein schienen. Natürlich hatte er einiges erreicht, auf das er stolz war. Er hatte das College abgeschlossen, eine Journalistenschule besucht und aus seiner Leidenschaft für Sport einen lukrativen Beruf gemacht. Sein Gefühlsleben war allerdings nur eine Reihe von Katastrophen gewesen – eine schöne Frau nach der anderen, und alle so oberflächlich, wie er selbst gewesen war.
Molly war ihm wie eine frische Brise erschienen. Er hatte sie bei einem viel beachteten Fahrradrennen kennen gelernt, zu dem sein Fernsehsender ihn geschickt hatte. Molly hatte haushoch gewonnen. Nach dem Interview hatte er sie zum Abendessen eingeladen, und als er sie später am Abend nach Hause brachte, hatte er sich bereits Hals über Kopf in sie verliebt.
Er wusste nicht mehr, wann oder warum die Spannungen begonnen hatten. Plötzlich war nichts mehr wie früher. Sie hatten keinen Spaß mehr miteinander, und Molly fing an, alleine auszugehen, weil sie behauptete, der Schwung sei raus aus ihrer Ehe. Todd hatte alles versucht, wie ein liebeskranker Teenager. Er hatte Molly zu romantischen Orten mitgenommen, hatte ihr Schmuck gekauft und ihr gesagt, er könne sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Er hatte sogar einen Eheberater aufgesucht. Aber es nützte alles nichts.
Und nun, zwei Jahre später, war er hier, ein neuer Mensch, glücklich, verliebt – und diesmal für immer. Wenn erst einmal das Baby auf der Welt wäre, dann würde sein Glück vollkommen sein.
Warum setzte er das alles aufs Spiel und rollte die alten Geschichten wieder auf?
Jess warf ihm über die Schulter einen Blick zu. „Alles in Ordnung?“ fragte sie.
Todd nickte nur. Er befürchtete nämlich, dass seine Stimme und seine Gefühle ihn verraten hätten.
26.
KAPITEL
N ach einer kleinen Verspätung wegen eines Schneesturms waren Eric und Alison ohne weitere Probleme in Big Sky eingetroffen. Alison schlief noch, als Kate mit ihr sprechen wollte, aber Eric versprach ihr, dass sie zu Hause anrufen würde, sobald sie aufwachte.
„Kommt Mitch mit den Nachforschungen über diesen Luther Whorley weiter?“ wollte Eric wissen.
„Luther ist tot.“ Kate klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter, nahm die Kanne von der Kaffeemaschine und füllte sie mit Wasser. „Ein paar Stunden, nachdem er das Polizeirevier verlassen hatte, wurde er erschossen.“
Sie hatte inzwischen erfahren, dass Luther durch zwei Schüsse in den Brustkorb gestorben war, die aus einer .9mm-Waffe abgefeuert worden waren. Beide Kugeln waren durchs Herz gegangen, hatte die Lunge durchlöchert und die Hauptschlagader zerrissen, was zu einer schweren Blutung geführt hatte. Diese Einzelheiten ersparte sie Eric allerdings. Ihm schlugen solche Schilderungen auf den Magen.
„Das ist aber nicht gut, oder, Kate? Ich meine, dass Luther tot ist.“
„Ich weiß nicht“, versuchte sie, die Situation herunterzuspielen. „Jedenfalls brauche ich mich jetzt nicht mehr dauernd umzudrehen, wenn ich in einer U-Bahn-Station stehe.“
„An deiner Stelle würde ich mich weiterhin umdrehen. Dass Luther tot ist, bedeutet noch lange nicht, dass du außer Gefahr bist.“
„Danke für diesen Hinweis“, meinte Kate trocken. „Ich fühle mich viel besser, nachdem wir miteinander gesprochen haben.“
„So war es aber nicht
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