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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eine Gruppe Räuber versperrte ihm den Weg und er mußte Halt machen, um ihnen entgegenzutreten.
    Da versuchte Yanar das junge Mädchen den Händen Scarpante’s zu entreißen, vergeblich; Scarpante nahm dieselbe schon auf die Arme und machte einige Schritte nach dem Engpaßausgang zu.
    Jetzt legte Keraban auf Scarpante das Gewehr an, und zu Tode getroffen brach der Verräther zusammen, der natürlich dabei das junge Mädchen losließ, welches sich immerhin noch vergeblich bemühte, in Ahmets Nähe zu kommen.
    »Scarpante!… Todt!… Rächen wir ihn! feuerte der Anführer der Banditen seine Leute an, rächen wir ihn!«
    Alle stürmten nun auf Keraban und die Seinigen mit wahrhaft unwiderstehlicher Wuth ein. Von allen Seiten bedrängt, konnten diese kaum von ihren Waffen Gebrauch machen.
    »Amasia!… Amasia!… rief Ahmet, indem er versuchte, dem jungen Mädchen, welches Saffar endlich ergriff und vom Lagerplatz hinwegzerrte, zu Hilfe zu kommen.
    – Muth!… Nur Muth!… rief Keraban immer und immer wieder.
    Aber er fühlte wohl, daß er und die Seinigen, von der Ueberzahl erdrückt, so gut wie verloren waren.
    In diesem Augenblicke streckte ein, von der Höhe der Felsen abgefeuerter Schuß einen der Angreifer zu Boden. Andere Schüsse folgten diesem in schnellem Tempo nach. Noch mehrere der Räuber brachen zusammen, und ihr Fall verbreitete einen heillosen Schrecken unter ihren Genossen.
    Saffar war eine Secunde stehen geblieben, um sich über diese unvermuthete Einmischung aufzuklären. War das eine unerwartete Verstärkung, welche der Seigneur Keraban erhielt? Schon hatte sich Amasia den Armen Saffar’s, den dieser plötzliche Anfall außer Fassung brachte, entwinden können.
    »Mein Vater!… Mein Vater!…« rief das junge Mädchen.
    Wirklich war es Selim mit etwa zwanzig wohlbewaffneten Leuten, der in dem Augenblick, wo ihr Untergang schon besiegelt schien, der kleinen Karawane zu Hilfe kam.
    »Rette sich, wer kann!« brüllte der Anführer der Räuber, der selbst das Beispiel zur Flucht gab.
    Damit verschwand er mit den Ueberlebenden seiner Truppe in der Höhle, von der aus wie erwähnt, noch ein zweiter Ausgang in’s Freie führte.
    »Feiglinge! fluchte Saffar, als er sich so verlassen sah. Nun, sie sollen sie wenigstens nicht lebend haben.«
    Er stürzte sich dabei auf Amasia, als Ahmet eben gegen ihn heranstürmte.
    Saffar gab auf den jungen Mann den letzten Schuß aus seinem Revolver ab, fehlte ihn aber Keraban dagegen, der noch immer sein kaltes Blut bewahrte, fehlte ihn nicht. Er sprang auf Saffar zu, packte ihn an der Kehle und traf ihn mit kräftigem Dolchstoß mitten in’s Herz.
    Ein Röcheln, das war Alles. Als er sich im letzten Todeskampf wand, konnte er nicht einmal seinen Gegner ausrufen hören:
    »Ich werde Dich lehren, meinen Wagen zertrümmern zu lassen!«
    Der Seigneur Keraban und seine Gefährten waren gerettet. Kaum hatten die Einen oder die Anderen einige leichte Verletzungen davongetragen. Und doch war keiner von ihnen zurückgewichen. Bruno und Nizib hatten achtungswerthe Beweise von Muth geliefert; der Seigneur Yanar hatte mannhaft gekämpft; Van Mitten sich mitten unter dem Gewehrfeuer ausgezeichnet, ebenso wie die energische Kurdin, deren Pistole immer da donnerte, wo es am heißesten herging.
    Ohne die zunächst unerklärliche Dazwischenkunft Selim’s wäre es jedoch um Amasia und ihre Vertheidiger geschehen gewesen. Alle wären umgekommen, denn Jeder von ihnen war ja entschlossen, für sie in den Tod zu gehen.
    »Mein Vater!… Vater!… rief das junge Mädchen und warf sich Selim in die Arme.
    – Mein alter Freund, Sie… Sie… hier? sagte Keraban.
    – Ja!… Ich! antwortete Selim.
    – Wie hat Sie der Zufall hiehergeführt? fragte Keraban.
    – O, das ist kein Zufall, erklärte Selim, und ich würde mich schon lange zur Aufsuchung meiner Tochter aufgemacht haben, wenn ich zur Zeit, als sie der Capitän aus der Villa entführte, nicht verwundet worden wäre.
    – Verwundet, mein Vater?
    – Ja!… Durch einen Schuß von der Tartane Zurückgehalten durch diese Verwundung, konnte ich Odessa noch einen ganzen Monat nicht verlassen Vor wenigen Tagen aber kam von Ahmet eine Depesche…
    – Eine Depesche? fuhr Keraban auf, den dieses, sein Ohr beleidigende Wort schon wieder in die Wolle brachte.
    – Ja… eine Depesche… von Trapezunt aus.
    – O, das war eine…
    – Ja, ja, lieber Onkel, unterbrach ihn Ahmet, sich an seinen Hals werfend, aber Du wirst gestehen, daß dieses

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