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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wüsten Inneraustraliens gewesen, zu übernachten. Glücklicherweise konnte der tief bis in die Mitte der Räder im Morast sitzende Wagen sich nicht weiter neigen.
    Tiefdunkle Nacht lagerte ringsum. Große, niedkige Wolken, welche Regen verkündeten, zogen, getrieben durch den Wind vom Schwarzen Meere, am Himmel hin; wenn es auch nicht wirklich regnete, so stieg doch vom Boden ein so feuchter Dunst auf, daß er, gleich einem Polarnebel, Alles durchnäßte. Man konnte keine zehn Schritte weit sehen. Nur die beiden Wagenlaternen warfen einen ungewissen Schein durch die aus dem Sumpfe aufdampfenden Dunstmassen, und es wäre vielleicht rathsamer gewesen, sie ganz zu löschen.
    Dieser Schein konnte in der That sehr unerwünschte Gäste herbeilocken. Ueber eine solche, von Van Mitten geäußerte Bemerkung ließ sich dessen unlenksamer Freund zwar auf eine Verhandlung ein, die aber natürlich damit endigte, daß der Vorschlag Van Mitten’s verworfen wurde.
    Er hatte jedoch Recht, der kluge Holländer; bei einiger Schlauheit hätte er seinem Gefährten nur empfehlen sollen, die Laternen recht hell brennen zu lassen, dann wären sie gewiß ausgelöscht worden.
Siebentes Capitel.
In welchem die Pferde aus Angst zustande bringen, was sie unter der Peitsche des Postillons nicht auszuführen vermochten.
    Er war zehn Uhr Abends. Keraban, Van Mitten und Bruno gingen, nachdem sie ein aus Vorräthen des Kutschkastens bestehendes Abendbrot verzehrt, etwa eine halbe Stunde lang rauchend einen schmalen Fußpfad auf und ab, der wenigstens nicht zu sehr aufgeweicht war.
    »Und nun, Freund Keraban, meinte Van Mitten, denk’ ich, werden Sie nichts dagegen einzuwenden haben, daß wir zu schlafen versuchen, bis der Vorspann eintrifft.
    – Ich wüßte nichts, antwortete Keraban, nachdem er kurze Zeit nachgedacht, ehe er diese, für einen Mann, der stets nur Widerspruch zu erheben pflegte, immerhin außergewöhnlichen Worte äußerte.
    – Ich will doch hoffen, daß wir nichts zu fürchten haben inmitten dieser vollständig verlassenen Ebene? setzte der Holländer hinzu.
    – Ich doch auch.
    – Es ist kein Angriff, kein Ueberfall zu gewärtigen?
    – Keiner…
    – Außer einem Ueberfall durch Muskitos!« ließ sich Bruno vernehmen, der eben einen herzhaften Schlag nach seiner Stirne führte, um ein Dutzend dieser lästigen Dipteren zu verscheuchen.
     

    Es findet sich nichts als ein ausgedehntes Sumpfland (S. 69.)
     
    Schon begannen nämlich kleine Wölkchen jener gefräßigen, wahrscheinlich vom Laternenschein herbeigelockten Insecten den Wagen zudringlich zu umschwirren.

    »Hm! brummte Van Mitten, eine hübsche Menge Muskitos, und ein Muskitonetz wäre hier recht brauchbar gewesen.
    – Das sind keine Muskitos, behauptete Seigneur Keraban, sich unten am Nacken kratzend, und ein Muskitonetz ist es nicht, was uns fehlt.
    – Was denn?
    – Ein Mückenflor, antwortete Keraban, denn diese sogenannten Muskitos sind nur Stechmücken.
    – Den Kukuk, ob ich da einen Unterschied zu machen weiß, dachte Van Mitten, der sich jedoch hütete, diese rein entomologische Frage weiter zu discutiren.
    – Und das merkwürdigste ist, fuhr Keraban fort, daß es nur die weiblichen Insecten sind, welche über den Menschen herfallen.
    – Ja, ja, daran erkennt man sie wieder, die Vertreterinnen des schönen Geschlechts! bemerkte Bruno, sich die Waden reibend.
    – Ich glaube, wir thun wohl daran, in den Wagen zu flüchten, sagte da Van Mitten, denn hier werden wir aufgefressen.
    – Freilich, antwortete Keraban, gerade das Gebiet der unteren Donau ist besonders berüchtigt wegen der Stechmücken, die man nur dadurch von sich abzuhalten pflegt, daß man während der Nacht das Bett, während des Tages Hemd und Strümpfe mit Pyrethrum einpudert…
     

    Bruno besichtigte das Gespann. (S. 74.)
     
    – Das uns unglücklicher Weise vollständig mangelt, schloß der Holländer den Satz.
    – Richtig, sagte Keraban; doch wer hätte ahnen können, daß wir in den Sümpfen der Dobrudscha fest sitzen bleiben sollten?
    – Niemand, Freund Keraban.
    – Ich habe von einer Colonie krimscher Tataren berichten hören, Freund Van Mitten, der von der türkischen Regierung in diesem Delta des Stromes große Strecken Land überwiesen worden waren, welche jene wegen der Legionen von Stechmücken wieder verlassen mußten.
    – Nach dem, was wir davon schon gekostet haben, Freund Keraban, klingt diese Geschichte nicht unwahrscheinlich.
    – Ziehen wir uns also in den Wagen

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