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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht gesagt, daß der Hauswirt heute zu euch kommt?« Hans wußte von nichts. Souad wurde richtig ein bißchen ungezogen.
    »Nein, nicht so tun, als wüßtest du nichts. Er war stundenlang bei euch oben. Was hat er gesagt? Sagen Sie mal: Was hat er gesagt?« Das Schwanken zwischen Du und Sie nahm Hans nicht krumm, aber als er anfing zu erklären, wo er die letzten Stunden zugebracht habe, wurde ihm plötzlich klar, wie unangemessen diese Fragerei und dieser beschwerende Ton waren. Er brach ab und sagte: »Geht Sie das etwas an?«
    »Richtig, Souad«, rief Barbara herüber, »was du immer alles wissen willst. Nicht alle Leute haben so viel Geduld wie ich.«
    Es entbrannte da draußen jetzt allseitiges Gackern, von dem Hans aber nichts mehr mitbekam. An der Tür der Wittekinds vorbei, die, wie ihm vorkam, auf nichtssagende Weise geschlossen war, stieg er in seinen vierten Stock.
    *
    Ina lag im Wohnzimmer auf dem Sopha, möglicherweise genau über dem Wittekind-Sopha - haben die Zimmer nicht wirklich ihre eigene Art, den Bewohnern die Einrichtung vorzuschreiben? - und schlief nicht und las nichts und hatte den Fernseher nicht angestellt und hörte auch keine Musik. Wartete sie? Sie war in abweisender Stimmung, gedankenvoll. Es war hell im Zimmer, viele gelbe Lampenschirme schufen eine weiche Helligkeit, lauter milde Sonnen strahlten in dem Raum. Man hatte kein Gegenüber, vor den Fenstern dehnten sich weite Regionen wie beim Blick von einem Turm.
    Sie habe mit Mama gesprochen, sagte sie, ohne zu ihm hinzublicken. Sie habe versucht, Mama seine Theorie mit den Huren zu erzählen. Welche Theorie? fragte Hans ungehalten, die bloße Vorstellung, ein Gedanke von ihm werde Frau von Klein präsentiert - und dann vermutlich nur halbrichtig wiedergegeben -, mißfiel ihm. Nun, die von den Huren, die heute wie Studentinnen aussähen - was sie selber übrigens nicht bestätigen könne, sie finde, die Huren auf der anderen Straßenseite sähen haargenau so aus, wie sie sich eine Hure immer vorgestellt habe; Beweis sei, daß sie die entsprechenden Damen auch sofort erkenne. Frau von Klein habe daraufhin wissen wollen, wo er sich denn solche Erkenntnisse erworben habe. Sie selbst wünsche das eigentlich nicht zu wissen, gebe die Frage aber weiter.
    In kurzer Zeit sah er sich nun schon zum zweiten Mal zur Rede gestellt. Woher weiß man, was man weiß? Wenn sich das doch immer so genau feststellen ließe. Hurenerfahrungen hatte er beinahe nicht eine einzige, wenn er vom Militär absah, wo es zum Kameradenritual gehört hatte, die einzige Hure des ländlichen Standorts gemeinsam aufzusuchen; so betrunken war er dabei gewesen, daß er nicht einmal mehr hätte sagen können, was das für eine Frau gewesen sei. Aber darüber hinaus - was man so spricht und darstellt und behauptet - woher bezieht man das alles? Die Fälle, in denen man sagen kann: Aus dem und dem Buch in Kapitel drei oder aus dem und dem Film, sind selten. Irgendwoher fliegt einen an, was man weiß oder zu wissen glaubt, wie auf klebrigem Fliegenpapier bleiben im Hirn die durch die Luft sausenden Realitätssplitterchen hängen. Es gehörte aber zu Frau von Kleins Instinkt, solche Schwächen sicher herauszuspüren. Sie selbst wußte sich in Sicherheit. Sie gedachte das Damenrecht auf Schonung in Anspruch zu nehmen, wenn sie unbedacht daherplapperte.
    Statt weiter auf die Frage der Schwiegermutter einzugehen, sagte Hans: »Souad behauptet, der Hauswirt habe uns besucht.«
    »Das hat er allerdings«, antwortete Ina. Schade, daß er nicht dabeigewesen sei. Sie sprach träumerisch, wie unter einem Eindruck, der zu bedeutend war, als daß sie nicht noch ein wenig bei ihm hätte verweilen wollen, bevor sie darüber berichtete. Es hatte geklingelt, als sie sich gerade die Haare trocknete. Hans sagte sich im stillen, daß es schwer für einen unangemeldeten Klingler sei, den Augenblick zu erwischen, in dem Ina sich nicht die Haare trocknete. Sie öffnete mit dem Frotteeturban auf dem Kopf, im Vertrauen, Hans sei von seinen Leuten dort unten zurückgekehrt. Vor der Tür stand aber ein fremder Mann, eine außergewöhnliche Erscheinung. Noch nie hatte sie einen so dicken Menschen aus der Nahe gesehen. Der Körper schwappte förmlich bei jeder Bewegung um den Kopf herum, der klein und schweißüberströmt aus dem Faß seines Leibes herauswuchs. Keinen Augenblick sei sie besorgt gewesen, denn die kleinen Augen dieses Mannes hatten einen flehenden, schüchternen Ausdruck. Obwohl sein Haar

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