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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Befehlston, »das ist auch für Sie interessant.« Er hatte noch nicht von dem Versuch abgelassen, sich mit dem Vetter zu verbünden. Falsch war dieser Einfall nicht. Der Vetter war gegenwärtig der wichtigste Mensch in Barbaras Leben. Sie hatte noch niemals in ihrem Leben einen Tag allein zugebracht. Die Scheidung forderte ihr hier ein Äußerstes ab, denn ihr Ehemann ließ sie überwachen und hatte angekündigt, alle Zahlungen einzustellen, wenn sie sich einen neuen Freund nahm. Der Vetter war ihm vertraut, der hatte ihm schon lange auf der Tasche gelegen mit seinen mißglückten Restaurantgründungen, er machte sogar den Verbindungsmann, wenn nach ausgedehntem Zank am Telephon die Verbindung zwischen Mann und Frau für eine Weile abriß. Souad hatte nun schon eine Stunde damit zugebracht, dem Vetter ein marokkanisches Restaurant in der Nähe anzupreisen, das, weil es expandiere, einen Teilhaber benötige. Jetzt war er bei den Frauen angelangt, die dort bedienten. »Eine unschlagbare Mannschaft«, wie er wirklich sagte, ihm vollständig ergeben und auf Abruf für jeden seiner Wünsche bereit. Er selber rühre diese Frauen nicht an - niemals mit einer Marokkanerin, gelte für ihn.
    »Ja, Souad ist brav«, sagte Barbara und tätschelte ihm die Knie.
    »Aber für dich das Richtige«, sagte Souad, ohne diese Liebkosung zu beachten. »Die erste ist eine etwas herbe, vernünftige, eine nordische - helles Haar, graue Augen - Rif-Kabylin. Aus guter Familie, Vaters Tochter, eine Frau mit Festigkeit und Prinzipien. Schnelle, sachliche Bewegungen. Überhaupt keine Kellnerin, wenn du mich verstehst, kerne Dienerin. Sie steht auf der Seite des Gastes, der Gast hat nie das Gefühl, daß ihm etwas verkauft wird, er wird beraten. Sie wirkt immer objektiv. Macht souveräne Unterhaltung, von gleich zu gleich, aber wohlerzogen, diskret. Keine Aggressionen, ein reifes, erwachsenes Mädchen, schöne gewölbte Stirn. Allerdings fromm, etwas plattfüßig ist sie auch, aber schnell. Für das Restaurant unersetzlich.« Die zweite sei eine Kokette, Ironische, sogar etwas Freche, aber auch unterwürfig. Tiefe Schatten unter den Augen, bereits etwas unfrisch - was er, Souad, aber schätze, die ganz und gar frischen Frauen verstünden noch nicht, worum es gehe.
    Hier stieß er den Vetter in das rosa Hemd, wo er den Brustkorb vermutete, denn der Vetter war klapperdürr, seine Kleider umflatterten ihn. Die Kokette kehre ihre Vertraulichkeiten etwas zu demonstrativ heraus, kichere spitz, schmolle, blinzle anzüglich, stelle alberne Fragen mit falsch unschuldigem Augenaufschlag. Der Teint sei eher dunkel. Eine gute und schnelle Arbeiterin, er rate aber dennoch ab. Die dritte passe in der Größe gut zu dem Vetter, eine Große, Langsame, Tragische. Die Wangen mollig, auch etwas talgig. Vielleicht sei die große Tragische unter ihrer Jellabah nicht ganz so gerade gewachsen, wahrscheinlich x-beinig, wenn er den Gang richtig deute. Die Unterlippe sei dick, an sich ein gutes Zeichen, aber sie habe da immer eine kleine rote Stelle. Ihre Bewegungen seien schön, vornehm, sie sei immer in eine feine Trauer getaucht. Sie arbeite gut, aber sie bediene wie eine Gedemütigte, eine Verschleppte, eigentlich zu Höherem Berufene. Eine Nachdenkliche, Sinnende. Natürlich kreisten die Gedanken dieser Frau nur um die Liebe. Neulich sei aber ihr Fuß entzündet gewesen, heldenhaft hinkend sei sie umhergegangen, ein Insekt habe sie gestochen.
    »Ich ahne, was das für ein Insekt war«, sagte Souad und versuchte, den Vetter in ein kennerhaftes Grinsen hineinzuziehen, »ein Floh - also die besser doch nicht, obwohl diese Demutstrauer oft sehr, sehr gut ist.« Die beste sei die vierte, eine Strahlende, Distanzierte. Könne auch singen. Ungeschminkt wirke sie ein wenig teigig und reizlos, aber wenn sie geschminkt sei, mache man Augen. Ohne im strengen Sinn hübsch zu sein, könne sie bildhübsch aussehen, sie tanze gut, werfe ihr langes Haar dann herum wie eine Stute im wilden Galopp. Allerdings eine Unabhängige, sie habe noch andere Beziehungen als die zum Restaurant. Er schätze das nicht so sehr.
    »Ich habe gern, wenn die Hühner abends alle im Stall sind«, sagte er, wieder um Einverständnis werbend. »Wohin gehst du?« frage er sie, und sie antworte: »Ich habe frei.« Aber er könne das leicht herauskriegen, wie er ohnehin alles über jeden leicht herauskriegen könne. Wieviel bereits erobertes Gelände mit solchem Eigenlob allerdings wieder verlorenging, würde

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