Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01
mir Sorgen gemacht, in der Eile Mist gebaut zu haben“, grummelte sie und genoss es, durch die mondbeschienene Landschaft von Richmond-up-Thames zu fahren. Sie mochte Marcus. Er brachte sie zum Lachen. Genau das hatte sie nach dem Gefühlschaos der vergangenen Tage gebraucht und fühlte sich gleich besser.
Da fiel ihr auch die altbewährte Willkommenszeremonie in der Malt'schen Villa gleich leichter. Während ihr Vater sie zur Seite nahm und eine leise Standpauke wegen der Verspätung hielt, unterbrochen von den Beschwichtigungsversuchen ihrer Mutter, sah sie einfach in Marcus strahlendes Gesicht und nickte, als würde sie sich bei ihrem Vater entschuldigen. In Wahrheit hörte sie nicht einmal zu.
Erst Samantha rammte ihr ein Messer in den Rücken. Sie klopfte Tammy energisch auf die Schulter, bis diese sich zu ihrer Schwester herumdrehte. Dann hob sie feierlich ein Glas Champagner in die Höhe, als wäre sie Queen Elisabeth persönlich und betrachtete Tamara von der Hochsteckfrisur bis zu den lackierten Zehenspitzen. „Kommst du doch noch? Ich dachte schon, du würdest unseren Ehrengast verpassen. Wie peinlich! Der Malt Clan muss sich ja für dich schämen. Was soll der neue Investor unserer Restaurantkette nur von uns denken? Mister Dorian Everheard, wir sind nicht so unzuverlässig wie meine Schwester. Sie ist das schwarze Schaf der Familie.“
Tammy blieb die Spucke im Hals stecken, als Dorian hinter der Säule hervortrat. Er lächelte, doch sie konnte nicht ausmachen, ob es milde oder abfällig gemeint war. Als wäre sie zu Stein erstarrt, blieb sie stehen. Sie bewegte sich erst, als er ihr die Hand reichte. Sein Händedruck war kräftig. Tammy musste zweimal unauffällig an ihrer Hand ziehen, bevor er sie losließ. Wie umwerfend er aussah! Genauso wie bei ihrem ersten Treffen war er klassisch elegant, jedoch nicht langweilig oder gar konservativ gekleidet. Die ersten Knöpfe seines cremefarbenen Baumwollhemdes standen offen und der vage Blick auf seinen Brustkorb
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Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
ließ den Wunsch in ihr aufkommen, mit den Fingern unter das Hemd zu gleiten und seine feinen dunklen Härchen zu kraulen. Die Bundfaltenhose besaß einen dunkelbraunen, fast schwarzen Farbton, wie starker Espresso, passend zu den glänzenden Slippern und dem Ledergürtel. Bei dem Anblick seines Reißverschlusses liefen ihr heißkalte Schauer über den Rücken.
„Es freut mich, Sie kennen zu lernen“, brachte sie mühsam heraus. „Ich dachte, wir duzen uns“, sagte Dorian provokant.
Sammy Jo trippelte unruhig auf der Stelle herum. „Ihr kennt euch?“ Dorian lehnte sich gegen die Säule und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Erzähl du, wie wir uns trafen, Tammy.“
Das Blut schoss ihr in die Wangen. Sie dachte an die leidenschaftliche Nacht, die sie miteinander verbracht hatten. „Es war Zufall.“
„Ich glaube nicht an Zufälle“, widersprach er und die Genugtuung, sie in eine peinliche Situation gebracht zu haben, stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Kismet. Das Schicksal bestimmt unser Leben. Wärst du nicht in mein neues Haus eingebrochen, hätten wir uns nie kennen gelernt.“ „Eingebrochen?“, wiederholte Elisabeth Malt erschrocken.
„Nein, nein, so war es nicht“, stammelte Tamara und fürchtete sich erneut vor Dorians sprachlicher Fertigkeit, ihr alle Wörter im Munde herumzudrehen. "Ich bin nur in seinen Vorgarten gestiegen, weil ich dachte, in diesem verfallenen Haus lebt niemand. Und, nun ja, diese steinernen Dämonen im Garten, ich meine Vorgarten, sehen recht hübsch aus.“
„Etwas verwirrt, die Gute“, warf Samantha ein und rümpfte die Nase. „Verzeihen Sie ihr, Mister Everheard. Sie hat Liebeskummer.“
„Samantha!“, schrie Tammy zornig auf.
Aber ihre Schwester ließ sich nicht beirren und fuhr fort: „Sie hat einen Mann kennen gelernt. Uns will sie ja nichts erzählen, aber ich kenne meine Schwester und weiß es...“
„Halt sofort den Mund“, blaffte Tamara.
„... aber es scheint Probleme zu geben. Wahrscheinlich erwidert er ihre Zuneigung nicht. Durch so was wird mein Schwesterherz immer zickig. Ist nicht das erste Mal."
Tammy schlug Samantha das Glas aus der Hand und eilte an ihr vorbei, um den nächsten Zug nach Hause zu nehmen. Da packte Dorian sie am Oberarm und hielt sie fest. Sie versuchte, seine Hand abzustreifen, doch sein Griff war fest, fast schmerzhaft.
„Lass uns tanzen“, sagte er bestimmend und zog sie auf die
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