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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Zuschauer Eintritt bezahlt hatten, um da zu sein –, ihm kleine Dinge zu geben, die er in ein Seidentuch wickelte. Dann bat er sie, seine Hand genau zu beobachten.

    »Nicht!«, rief Meredith von ihrem Sofa aus. Es war doch sonnenklar: Bei einem Mann, der auf Täuschung aus war und darum bat, seine rechte Hand zu beobachten, musste man auf die linke achten. Die Zuschauer wussten das ebenfalls – trotzdem würden sie auf die rechte Hand sehen. Genau das war es, was Meredith so ärgerlich fand an Zauberkünstlern. Sie waren unverhohlene Täuscher und Betrüger. Sie wussten es, man selbst wusste es, und doch ließ sich jeder immer wieder hereinlegen. Irgendetwas daran ist grundlegend falsch, dachte Meredith. Waren sie eingeladen, ihr Geschick zu bewundern? Oder wollte der Zauberer nur demonstrieren, dass er stets schneller, schlauer, geschickter war als seine Zuschauer?
    Meredith stand auf und schaltete den Fernseher ab. Sie hatte den ganzen Tag lang versucht, Alan anzurufen – seit Angie weggegangen war. Zuerst hatte die Vermittlung gesagt, dass er außer Haus war. Dann hatte sie gesagt, dass er im Augenblick nicht zu sprechen sei, und ob sie eine Nachricht hinterlassen wolle? Meredith versuchte es bei Alan zu Hause, aber er war nicht dort.
    Sie kannte die Zeichen. Offensichtlich hatte es eine neue Entwicklung gegeben. Vielleicht hatte es etwas mit Kimberleys Fall zu tun, vielleicht war es aber auch eine ganz neue Sache. So war das mit der Polizeiarbeit, wie Meredith aus leidvoller Erfahrung wusste. Der Arbeitstag war flexibel. Er dehnte sich oder zog sich zusammen, je nachdem, ob es in letzter Minute irgendein Drama gab oder tagsüber keine Zeit gewesen war, um dringende Berichte fertig zu stellen. Irgendjemand hatte immer Urlaub, irgendwer war immer krank. Irgendeinen Grund schien es immer zu geben, aus dem Alan eine Aufgabe selbst erledigen musste.
    Meredith sah auf ihre Uhr. Es war fast zehn. Sie hob den Hörer ab und unternahm einen letzten Versuch, mit Alan zu reden. Sie versuchte es gleich bei ihm zu Hause.
    Zu ihrer Überraschung nahm er fast augenblicklich ab. Er hatte scheinbar in der Nähe des Telefons gestanden.
    »Hallo?« Er klang müde. Sie erkannte, dass er offensichtlich erst wenige Minuten vorher den Fuß über die Schwelle gesetzt hatte. Meredith fühlte sich schuldig, und es tat ihr Leid, dass sie ihn gestört hatte – was sie ihm auch sagte.
    »Sei nicht albern«, erwiderte er schon ein wenig munterer.
    »Ich dachte, du wärst Louise Bryce. Ich erwarte noch einen Anruf von ihr.«
    »Gibt es etwas Neues? Im Büro hat man mir gesagt, du wärst nicht zu sprechen!«
    »Mmmm«, murmelte er. Es klang, als wäre er beim Essen. Wahrscheinlich ein hastig zusammengestelltes Sandwich.
    »Denny Lowe ist tot.«
    »Denny? Du meinst einen der beiden Totengräberbrüder?« Vor ihrem geistigen Auge entstand das Bild der beiden merkwürdigen Gestalten mit den Wollmützen, die aus der Dunkelheit vor James Hollands Pfarrei auf sie zukamen.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. Ihre Stimmung sank.
    »Er wurde doch nicht etwa ermordet?«
    »Das wissen wir noch nicht. Wir müssen abwarten, was die Spurensicherung und die Pathologie sagen. Im Augenblick sieht es danach aus, als könnte es Selbstmord gewesen sein.« Seine Stimme klang jetzt deutlicher. Er hatte den Bissen heruntergeschluckt.
    »Möchtest du vorbeikommen? Ich habe ein paar Whiskeys getrunken und glaube nicht, dass ich noch fahren kann.«
    Als sie bei seinem viktorianischen Haus ankam, hatte er bereits in einem großen Steinguttopf Tee aufgesetzt und wanderte mit der ineffizienten Entschlossenheit eines Angetrunkenen auf der Suche nach zueinander passenden Tassen und Untertassen durch seine Küche. Der Geruch nach Whiskey hing in der Luft. Er hatte mehr als zwei getrunken, schätzte sie. Geschirr klapperte Unheil verkündend, als er in den Schränken wühlte.

    »Nimm doch Becher, um Himmels willen! Ich bin doch nicht deine Anstandsdame!« Sie setzten sich an den Küchentisch und tranken den Tee. Alan neigte dazu, in der Küche zu wohnen. Es war ein großer Raum, der durch das Herausschlagen der Wand zwischen der ehemaligen Spülküche und dem Esszimmer entstanden war. Es gab noch zwei weitere Zimmer im Erdgeschoss, doch Markby benutzte sie kaum. Beide sahen aus, als wäre das Haus von seinen Besitzern für längere Zeit verlassen worden. Tücher bedeckten die Möbel, und es war feucht.
    »Ich sollte dieses Haus verkaufen«, sagte er wie aus heiterem

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