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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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über ihr Netz hinweg in Bewegung. Markby sah weg. Calliphora vomitoria. Der Name brachte eine Glocke zum Klingen. Fliegen. Insekten. Ein Leichnam, der vor seiner Beerdigung eine Weile irgendwo versteckt worden war. Möglicherweise in einem Schuppen. Wenn Bullen doch nur endlich geredet hätte! Doch solange auch nur ein Hauch von Verdacht auf einem Mitglied der Holden-Familie lag, würde der Alte sein Schweigen wahren. Was nicht hieß, dass ein Holden verantwortlich war, nur dass Bullen dies auf seine eigene, verquere Weise glaubte.
    Markby glaubte nicht, dass Bullen mehr getan hatte als das Mädchen zu verscharren. Wahrscheinlich hatte er die Leiche auf dem Friedhof entdeckt. Es wäre sehr hilfreich für die Ermittlungen gewesen, wenn Bullen wenigstens so viel bestätigt hätte. Wenn es ihnen gelang, Kimberleys letzte Bewegungen zurückzuverfolgen, konnte das zu ihrem Mörder führen. Doch Bullen gehörte nicht zu der kooperativen Sorte. Hatte nie dazugehört. Markby konnte nur hoffen, langsam sein Vertrauen zu gewinnen. Sehr langsam.
    Was Dennys Tod anging, so sah er im Augenblick noch keine Verbindung zu den Ermittlungen im Fall Kimberley Oates. Zwei Leichen auf ein und demselben Friedhof, zwei Leichen, die nicht dorthin gehörten, bedeuteten andererseits einen kaum glaubhaften Zufall. Markby ging wieder nach draußen.
    »Wo ist Gordon jetzt? Zu Hause?«
    Pater Holland nickte.
    »Ich habe ihn gestern Abend für ein paar Stunden bei mir behalten. Er hat sich ein wenig beruhigt und wollte nach Hause. Er murmelte immer wieder irgendwas von seiner Küche und dass er das Abendessen auf dem Tisch stehen hätte. Er war ganz durcheinander, aber er schien zu wissen, was er wollte. Also ließ ich ihn gehen. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen. Ich war gerade auf dem Weg zu ihm.«

    »Dann komme ich mit Ihnen«, erbot sich Markby.
    »Ich möchte mich mit ihm unterhalten, solange die Dinge noch ruhig sind.«
    Sie benötigten eine Viertelstunde bis zu der Seitenstraße, wo das heruntergekommene Cottage der Lowes stand. Der Straßenbelag war übersät mit Schlaglöchern, die verräterisch tiefe Pfützen bildeten. Sie waren ganz am äußersten Stadtrand, und von hier aus gab es nur noch Felder. In der ganzen Straße standen nur vier Häuser, jedes umgeben von einem ungepflegten Garten und Abfall: Zinkbadewannen, Autowracks, alte Kühlschränke.
    Als sie am ersten Haus vorbeikamen, schlug ein Hund an, ein Mischling, der mit einer langen Leine an einen Pflock gebunden war. Er schoss aus einer Kiste, die wohl seine Hütte bildete, und kläffte sie an. Eine unsichtbare Stimme mischte sich fluchend ein, dass er endlich aufhören solle.

    »Hier gibt es offensichtlich keine Nachbarschaftswache«, bemerkte Markby. Pater Holland, der vor ihm herhastete, tat den bleiernen Versuch eines Scherzes mit einer Handbewegung ab.
    »Das Cottage der Lowes steht ganz am Ende. Ich kann niemanden sehen. Aber die Vorhänge an den Vorderfenstern stehen offen. Das ist ein gutes Zeichen. Gordon scheint also bereits auf den Beinen zu sein.« Markby blickte hinauf zu den winzigen Gaubenfenstern unter dem verwahrlosten Strohdach. Das Haus sah verlassen aus. In Markby breitete sich eine dunkle Vorahnung aus, im Gegensatz zu dem, was Holland dachte. Sie versuchten es an der Vordertür, ohne Erfolg. Auch die Hintertür war zugesperrt. Niemand öffnete, obwohl sie hämmerten und riefen. Sie spähten durch die vor Schmutz starrenden Fenster, doch es war nichts zu sehen. Pater Holland, dessen Unruhe von Minute zu Minute wuchs, schob den rostigen Briefkastenschlitz auf und rief:
    »Gordon! Ich bin es, der Vikar! Öffnen Sie! Sind Sie zu Hause, Gordon?« Keine Reaktion. Der Vikar wandte sich verstört zu Markby um.
    »Er hat etwas Dummes getan! Ich hätte daran denken müssen! Bestimmt hat er sich etwas angetan! Die Lowes standen sich immer sehr nah. Sie haben selbst gesehen, in welch erbarmenswertem Zustand Gordon gestern Abend war. Ich hätte ihn bei mir im Pfarrhaus behalten sollen! Ich hätte ihn niemals allein nach Hause gehen lassen dürfen! Es war zu viel für ihn. Alan, wir müssen uns Zugang zu diesem Haus verschaffen! Es geht um Minuten!« Sie standen wieder auf der Rückseite des Hauses. Neben der Tür stand ein großes altes Holzfass, das als Regenwassertonne diente. Das Wetter der letzten Wochen hatte es bis zum Rand gefüllt, und die Lowes hatten einen Holzdeckel darüber gelegt, um zu verhindern, dass es womöglich noch voller wurde. Markby schob

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