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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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den Deckel zur Seite und spähte hinein. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich eine Leiche in einem Fass gefunden hätte. Er schloss den Deckel wieder.
    »Vielleicht ist er ausgegangen?«
    »Dazu ist es zu früh!«, widersprach der Vikar. Markby sah auf seine Uhr.
    »Es ist neun Uhr dreißig. Ich bezweifle, dass das für die Lowes früh ist. Sie waren es wahrscheinlich gewohnt, im Sommer um sechs oder sieben Uhr morgens aufzustehen.« Eine Frau war aus dem Cottage nebenan getreten, offensichtlich, um Wäsche aufzuhängen. Sie beobachtete die beiden Männer misstrauisch über den mit Unkraut überwucherten Rasen hinweg. Markby rief sie an.
    »Wir suchen nach Gordon Lowe! Haben Sie ihn heute Morgen schon gesehen?«
    »Gordon?«, entgegnete sie verblüfft.
    »Nein, hab ihn heut noch nicht gesehn.« Sie wandte sich ab und trottete wieder ins Haus zurück.
    »Wir verschwenden kostbare Zeit!«, brüllte Pater Holland seine Frustration heraus.
    »Ich werde mir nie verzeihen, wenn ich Gordon … wenn ich ihn nicht daran hindere, das zu tun, was Denny gemacht hat!«
    »Wir wissen noch nicht, was Denny getan hat!«, unterbrach ihn Markby heftig.
    »Hören Sie auf, sich selbst Vorwürfe zu machen! Aber ich stimme Ihnen zu – wir müssen einen Weg ins Haus finden.« Er sah sich um. Neben der Hintertür stapelten sich auf einem modernden Haufen Kartoffelsäcke. Die Lowes schienen ihre Knollen zentnerweise gekauft zu haben. Markby riss einen Fetzen aus dem rauen Gewebe und wickelte ihn um den rechten Arm. Ein halber Ziegelstein, der praktischerweise direkt daneben lag, diente zum Einschlagen der Scheibe des Küchenfensters. Markby streckte den umwickelten Arm hindurch und drehte den Griff herum.
    »Vorsichtig, Alan!«, ächzte Pater Holland automatisch, als der Superintendent durch das Fenster kletterte, um im gleichen Atemzug hinzuzufügen:
    »Können Sie etwas von Gordon sehen?« Markby sah sich um. Nirgendwo war etwas von dem Essen zu sehen, das Gordon angeblich zubereitet hatte. Sämtliche Tassen und Teller waren sauber abgewaschen und standen auf dem Trockengestell. Markby ging zur Hintertür. Sie war abgeschlossen, doch im Schloss steckte kein Schlüssel. Pater Hollands bärtiges Gesicht drückte sich an das Fenster.
    »Was ist los? Können Sie die Tür öffnen? Oder muss ich auch durchs Fenster klettern?« Es schien unwahrscheinlich, dass der Vikar seine beträchtliche Leibesfülle durch das kleine Fenster manövrieren konnte.
    »Sie müssen zur Vorderseite gehen!«, rief Markby. Die Vordertür besaß ein Yale-Schloss und ließ sich von innen öffnen, wenn auch unter Schwierigkeiten. Feuchtigkeit hatte den Holzrahmen aufquellen lassen, und er klemmte. Offensichtlich wurde die Tür kaum benutzt. Als Markby sie jetzt öffnete, regnete ein Schauer aus Schmutz und toten Insekten auf ihn herab. Pater Holland platzte herein.
    »Gordon!«, donnerte er.
    »Er ist nicht hier unten. Vielleicht versuchen wir es oben?« Sie stapften die schmale Treppe hinauf. Die Betten in den beiden winzigen Schlafzimmern waren ordentlich gemacht. Nichts deutete darauf hin, dass in der vorangegangenen Nacht jemand hier geschlafen hätte. Das Badezimmer war primitiv. Markby fuhr mit dem Finger über das gesprungene Waschbecken. Knochentrocken.
    »Nun«, sagte er, indem er sich zu dem Vikar umwandte, der in der Tür stehen geblieben war, »er muss gestern Abend nach Hause gekommen sein, weil er die Küche aufgeräumt, das Essen beiseite geschafft und aufgeräumt hat. Dann ist er durch die Hintertür gegangen, hat sie verschlossen und den Schlüssel mitgenommen. Wir wissen nicht genau, wann, doch ich würde sagen, dass es noch gestern Nacht war. Heute Morgen war er jedenfalls nicht hier. Die Frage lautet: Wann genau ist er weggegangen?« Pater Holland stieß ein gequältes Stöhnen aus.
    »Gordon hat keine Familie! Er baumelt irgendwo an einem Baum! Ganz bestimmt! Der arme Gordon!«
    »Halten Sie Ihre Fantasie ein wenig im Zaum, James! Entweder taucht Gordon aus eigenen Stücken wieder auf, oder wir werden ihn finden, das verspreche ich Ihnen! Ich will genauso wenig wie Sie, dass ihm irgendetwas zustößt.« Sie verließen das Cottage, doch zuvor kritzelte Pater Holland noch eine Notiz für Gordon auf ein Blatt, das Markby aus seinem Notizbuch gerissen hatte, und legte sie auf den Küchentisch.
    »Für den Fall, dass er zurückkommt«, erklärte er.
    »Ich habe ihm geschrieben, dass er sich augenblicklich mit mir in Verbindung setzen soll!«
    »Gute

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