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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Sie legte eine Hand auf das Haar, frisiert in streng gelegte Wellen.
    »War die Polizei denn auch bei ihm, hat er etwas gesagt?«
    »Nein, er hat nichts dergleichen erwähnt!«, antwortete Meredith überrascht.
    »Ich glaube nicht.«
    »Ich hatte heute Morgen Besuch von einem Beamten. Deswegen bin ich so spät dran. Normalerweise bin ich um elf Uhr längst fertig hier draußen! Sie haben ihn knapp verpasst. Ein junger Sergeant, ein netter junger Mann! Sehr höflich. Irgendwie hat er von dieser Geschichte mit der Kerze auf dem Altar und den Kosmosblumen erfahren. Anscheinend geht die Geschichte jetzt herum!« Ihre scharfen Augen ruhten einmal mehr nachdenklich auf Meredith. Meredith bemühte sich, unschuldig dreinzublicken.
    »Aha? Was hat er gesagt?«
    »Nicht viel. Er hat alles aufgeschrieben, was ich ihm gesagt habe. Im Nachhinein denke ich, dass er es von Derek Archibald erfahren hat. Obwohl mir rätselhaft ist, warum Derek diese Geschichte ausgerechnet jetzt ausgraben muss. Niemand kann mehr irgendetwas daran ändern!« Sie schürzte die Lippen.
    »Wahrscheinlich war er deswegen bei mir, weil ich es damals entdeckt habe. Wäre ich nicht gewesen, hätte es nie jemand herausgefunden!« Sie blickte Meredith selbstzufrieden an und fügte in tadelndem Ton hinzu:
    »Nicht, dass damals irgendetwas deswegen unternommen worden wäre!«
    »Mr. Archibald hat mir verraten, was er über den Zwischenfall dachte.« Mr. Etheridge kapitulierte vor Merediths Entschlossenheit. Und wenn es nur aus dem Grund war, endlich wieder einmal ein wenig Aufmerksamkeit zu erhalten.
    »Möchten Sie vielleicht auf eine Tasse Kaffee hereinkommen?«
    Als sie in Mrs. Etheridges ordentlichem kleinen Wohnzimmer beim Kaffee saßen – Mrs. Etheridge hatte unterdessen ihre Schürze abgelegt –, fragte sie:
    »Und was hat Derek Ihnen erzählt? Ich glaube, er wird weiter in seinem Geschäft arbeiten, bis er tot umfällt! Die Archibalds haben keine Kinder. Er wird sein Geschäft verkaufen, wenn er in den Ruhestand geht, schätze ich, und es wird den Namen Archibald verlieren.«
    »Das wäre schade nach so langer Zeit. Aber vielleicht behält
    der neue Besitzer den Namen bei, wer weiß?« Meredith biss in ein trockenes Biskuit. Es bildete eine teigige Substanz in ihrem Mund, die an den Zähnen klebte.

    »Das wäre nicht mehr das Gleiche«, sagte Mrs. Etheridge fest.
    »Mmmm.« Meredith versuchte, den Zement an den Zähnen mit der Zunge abzustreifen.
    »Mr. Archibald glaubt jedenfalls, dass es Kinder gewesen sind. Ein dummer Streich oder so etwas.«
    »Derek kann meinetwegen glauben, was er will!«, erwiderte die Gastgeberin.
    »Ich denke etwas anderes! Das habe ich diesem jungen Beamten heute Morgen auch gesagt! Hier geht mehr vor, als es auf den ersten Blick scheinen mag!« Sie ließ ihre kryptische Bemerkung unkommentiert in der Luft hängen. Meredith war es unterdessen gelungen, einen Klumpen Biskuit zu lösen und herunterzuschlucken. Sie spülte mit wässrigem Kaffee nach.
    »Mr. Archibald schien sich seiner Sache sehr sicher.« Meredith hatte den Ausdruck
    »die Lippen schürzen« zwar schon oft gelesen, doch sie hatte bis zum heutigen Tag noch nie gesehen, wie es tatsächlich aussah. Jetzt schürzte Mrs. Etheridge ihre dünnen Lippen.
    »Derek Archibald hat sich nicht immer so benommen, wie es einem Mitglied des Kirchenvorstands angestanden hätte! Er ist jedes Mal direkt vom Abendgebet ins Pub gegangen! Ich habe es oft mit eigenen Augen gesehen! Und einmal …« Mrs. Etheridge errötete und schwieg.
    »Ja?«, fragte Meredith. Die Frau schien unschlüssig. Sie wollte Meredith mehr erzählen, doch offensichtlich war es ihr peinlich. Ob Derek womöglich unschickliche Annäherungsversuche unternommen hatte?
    »An jenem Abend«, fuhr Mrs. Etheridge vorsichtig fort, »als wir, das heißt, als ich die Kerze auf dem Altar fand, gingen wir nach der Sitzung des Kirchenvorstands im Pfarrhaus zu dritt in die Kirche zurück, um den Vorfall zu untersuchen. Derek, Pater Appleton und ich. Wir durchsuchten das Gotteshaus. Ich war wirklich sehr erschrocken, und es wurde spät. Ich war zu Fuß zur Pfarrei gegangen, aber ich wollte wirklich nicht allein zurückgehen. Also bat ich Derek, mich nach Hause zu fahren, denn ich wusste, dass er mit dem Wagen da war.« Meredith blinzelte. Was würde als Nächstes kommen? Mrs. Etheridge wirkte plötzlich schüchtern. Sie fummelte an der spitzenbesetzten Tischdecke des kleinen PembrokeTischchens, auf dem das Kaffeetablett

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