Kerzenlicht Für Eine Leiche
Idee. Ich werde mich mit der lokalen Polizeiwache in Verbindung setzen und sie bitten, eine Suchaktion zu starten. Dann fahre ich ins Bezirkspräsidium zurück und sehe, wie viele Leute wir dort entbehren können. Sie kehren ins Pfarrhaus zurück, James. Sollte Gordon sich mit jemandem in Verbindung setzen, dann wahrscheinlich mit Ihnen. Wenn Sie wegmüssen, dann richten Sie es so ein, dass jemand an Ihrem Telefon wacht. Einer der uniformierten Beamten auf dem Friedhof, wenn es sein muss. Ich sage den Männern Bescheid. Und machen Sie sich keine Sorgen, James. Bestimmt wandert er nur irgendwo benommen umher. Wir werden ihn finden.« Hoffte er zumindest inbrünstig.
KAPITEL 15
NACH EINEM frühen Frühstück mit Alan kehrte Meredith zu sich nach Hause zurück und starrte trostlos umher.
»Wieder mal im Abseits, Mitchell!«, sagte sie laut.
»Wieder mal zweite Geige nach der Arbeit!« Sie hatte keine Ahnung, wann sie Alan wiedersehen würde. Er hatte eindeutig mehr als genug um die Ohren. Doch in Wirklichkeit war es etwas anderes, das ihr Sorgen bereitete. Angie Pritchard. Die Unterhaltung mit Lars Holdens Verlobter ging ihr nicht aus dem Kopf. Es war nicht zu übersehen, dass nach Angies Überzeugung Margaret Holden die Mörderin Kimberleys war. Ganz gleich, wie viele Entschuldigungen Angie für Margaret anführen mochte, von wegen übertriebener Mutterliebe oder mentaler Instabilität, der grundlegende Vorwurf blieb. Vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht hatte Margaret es getan. Aber Meredith glaubte nicht daran, und ein hartnäckiger Instinkt regte sich in ihr. Sie war entschlossen, Angie nicht damit durchkommen zu lassen, anderen Leuten diese Idee in den Kopf zu setzen. Meredith hatte sich gezwungen gesehen, Alan von Angies Theorie zu erzählen, und sie hatte mit Erleichterung festgestellt, dass er sie mit einiger Skepsis betrachtete. Doch er musste wissen, dass die Möglichkeit bestand. Er würde Margaret oder Lars nicht aus dem Kreis der möglichen Täter ausgeschlossen haben.
»Also liegt es an mir!«, murmelte sie.
»Ich muss beweisen, dass Angie sich irrt.« Außerdem hatte sie nicht die Absicht, irgendjemandes zweite Geige zu spielen. Doch wenn der Haushalt der Holdens nicht in Frage kam, wer blieb dann noch übrig, um Licht in diese Sache zu bringen? Meredith setzte sich und schrieb sämtliche Namen auf, die bisher in der Angelegenheit zum Tragen gekommen waren, auch diejenigen, die nur am Rande erwähnt worden waren. Dann strich sie Margaret und Lars durch. Übrig blieben Bullen, Simon French, Jennifer Fitzgerald geborene Jurawicz, Derek Archibald, Mrs. Etheridge und der alte Reverend Appleton. Letzterer war tot. Jennifers Adresse in Nottingham war ihr unbekannt. Die anderen vier jedoch konnte sie angehen. Menschen waren häufig nervös, wenn sie mit der Polizei redeten. Sie befürchteten, Protokolle unterschreiben zu müssen. Ein Schwätzchen über einer Tasse Kaffee mit einer Nachbarin war etwas ganz anderes. Meredith ging die Straße hinunter, um Janet Etheridge zu besuchen.
Sie fand die alte Dame beim Polieren des messingnen Türklopfers und Briefkastenschlitzes ihrer Haustür.
»Geht es Ihnen heute wieder besser, Mrs. Etheridge?«, fragte Meredith. Janet Etheridge, Poliertuch und Duraglit-Dose in den Händen, unterbrach ihre Arbeit.
»Viel besser, danke. Ich habe meine guten und meine schlechten Tage, wissen Sie? Wenn ich einen guten Tag habe, erledige ich ein paar dringende Arbeiten, obwohl ich heute Morgen aufgehalten wurde und ein wenig spät dran bin.« Vielleicht war dies ein Wink, dass sie nicht aufhören wollte, um sich zu unterhalten. Falls dem so war, ignorierte Meredith es.
»Ich habe gestern mit Derek Archibald gesprochen. Will sagen, ich war in seinem Laden. Ich habe ihm erzählt, dass wir uns gesehen und Sie mir von der Kerze und den Blumen berichtet hätten.«
»Tatsächlich?« Janet Etheridge bedachte Meredith mit einem missbilligenden Blick, wahrscheinlich wegen des implizierten Eingeständnisses, dass Meredith Fleisch aß. Vielleicht aber auch, weil Meredith etwas Vertrauliches weitergegeben hatte.
»Ich dachte, Derek hätte sich inzwischen längst auf sein Altenteil zurückgezogen!«
»Er scheint noch sehr aktiv zu sein und wirkt überhaupt nicht so alt. Übrigens, er hat sich erkundigt, wie es Ihnen geht.« Mrs. Etheridges Stimme wurde milder.
»Tatsächlich? Nun ja, damals habe ich Derek regelmäßig gesehen, als wir noch beide Mitglieder im Kirchenvorstand waren.«
Weitere Kostenlose Bücher